Gegen Armut und Gewalt

Hilfe für Straßenkinder auf Madagaskar

In Fianarantsoa leben unzählige Kinder und Jugendliche auf der Straße. Auch Faniry* gehörte dazu. Eine Jugendgang verprügelte ihn und er leidet bis heute an den Folgen. Zuflucht fand er im Don Bosco Zentrum.

veröffentlicht am 31.10.2019

Es dauerte lange, bis Fanirys* Wunden verheilten. Mit zahlreichen Knochenbrüchen, einem dreifachen Schienbeinbruch und Frakturen in der Schulter kam der 17-Jährige in das Don Bosco Haus in der Peripherie von Fianarantsoa. Vermutlich wurde er von einer Gruppe Jugendlicher zusammengeschlagen; sprechen kann Faniry über das traumatische Ereignis bis heute nicht. Sein Zustand war schlecht und er litt unter hohem Fieber. Die Salesianer sorgten für eine ärztliche Betreuung. Die Behandlung dauerte fast zwei Monate.

Fanirys Vater hatte die Familie schon früh verlassen. Seine Mutter lebte mit ihm und den beiden Geschwistern im Armenviertel von Fianarantsoa. Aufgrund der schlechten familiären und finanziellen Situation brachte die Mutter zwei ihrer Kinder in die Obhut einer Tante. Die Tante war gewalttätig, und so flüchtete Faniry schließlich auf die Straße und schloss sich anderen Straßenkindern an.

Dort griffen ihn die Don Bosco Sozialarbeiter im Stadtviertel Ankofafa, am Rande von Fianarantsoa, auf. Es dauerte lange, bis Faniry ihnen vertraute. Am Ende nahm er jeden Tag an den Aktivitäten des Jugendzentrums teil. Im Don Bosco Zentrum konnte er sich waschen und bekam zu essen. Er lernte, andere zu respektieren und sich an Regeln zu halten. Regeln des Miteinanders, die es auf der Straße nicht gibt. Schließlich beschloss er, die Schule zu besuchen, und wurde in einem Haus mit anderen Straßenkindern untergebracht.

Mit Don Bosco lesen und schreiben lernen

Viele Kinder des Inselstaates müssen die Schule vorzeitig abbrechen, da ihre Eltern das Schulgeld nicht mehr bezahlen können. Pro Schuljahr werden für einen Schüler etwa 50 Euro benötigt. Für rund 262 Kinder des Armenviertels Ankofafa übernehmen die Salesianer die Schulgebühren. 70 Kinder, die noch nie eine Schule besucht haben, nehmen im Don Bosco Zentrum an Alphabetisierungskursen teil. Innerhalb von drei Jahren holen sie ihren Grundschulabschluss nach.

„Straßenkinder können nicht zur Schule gehen und bleiben dann ihr Leben lang Analphabeten“, erzählt Pater Jannot, der sich viele Jahre in Fianarantsoa um Straßenkinder gekümmert hat. „Die Salesianer möchten ihnen Auswege aus dem Teufelskreis der Armut aufzeigen.“ Mit Bildungsprogrammen, Schulen und Stipendien verschaffen die Salesianer Kindern und Jugendlichen aus armen Familien Zugang zu Bildung. Straßenkinder, die sich dauerhaft gegen ein Leben auf der Straße entscheiden und nicht wieder in ihre Familien integriert werden können, erhalten die Möglichkeit, in einer von den Salesianern angemieteten Wohnung zu leben, und werden dort betreut.

Ausbildung für eine bessere Zukunft

Seit ihrer Ankunft auf Madagaskar im Jahr 1981 haben die Salesianer Don Boscos vier Berufsbildungszentren für benachteiligte Jugendliche aufgebaut. Die beiden größten befinden sich in Mahajanga und Tulear. Hier werden bis zu 250 Auszubildende pro Einrichtung unterrichtet. Das Besondere an dem Berufsbildungszentrum in Tulear ist, dass hier auch Mädchen unterrichtet werden.

In Madagaskar leben 92 Prozent der Bewohner unter der Armutsgrenze. Viele Kinder und Jugendliche leiden an Mangel- und Unterernährung. 55.000 Kinder sterben pro Jahr an den Folgen oder tragen körperliche und geistige Beeinträchtigungen davon. Die Salesianer Don Boscos geben deshalb Kurse über ausgewogene Ernährung und Hygiene und bieten Straßenkindern eine warme Mahlzeit.

Fanirys Wunde ist noch immer nicht verheilt, weitere Behandlungen sind notwendig. Der 17-Jährige befindet sich zurzeit wieder auf der Krankenstation. Er hofft aber, bald ins Don Bosco Haus wechseln zu können. Dort fühlt er sich sicher und weiß mittlerweile, dass die Salesianer ihn nicht im Stich lassen.  

Mehr Informationen über die Arbeit der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern auf Madagaskar bei Don Bosco Mission Bonn, Don Bosco Mission Austria und der Missionsprokur der Don Bosco Schwestern.

Don Bosco auf Madagaskar

Seit fast 25 Jahren sind die Salesianer im Armenviertel Ankofafa tätig. Dort leben etwa 15.000 Menschen in extremer Armut. Nur zwei Prozent der Familien haben ein regelmäßiges Einkommen. Viele Kinder arbeiten, um zum Auskommen der Familie beizutragen. Dennoch kommen täglich rund 800 Kinder und Jugendliche zum Spielen und Lernen in das Don Bosco Jugendzentrum. Für Straßenkinder, vernachlässigte Kinder und junge alleinerziehende Mütter werden im Jugendzentrum zehnmonatige karitative und pädagogische Programme angeboten. Dazu gehören Alphabetisierungskurse, Schul-Reintegrationskurse, Hausaufgabenbetreuung und Gesundheitserziehung. Außerdem gibt es Angebote für sportliche, musikalische und kulturelle Aktivitäten.