Kirchenfest

Erntedank feiern in Kita und Familie

An Erntedank danken wir Gott für die Ernte. So weit so gut. Aber Dankbarkeit kann sich heute auf viel mehr beziehen. Der Theologe und Erzieher Christian Huber beschreibt, was das Fest für Kinder und Familien bedeuten kann.

veröffentlicht am 20.09.2022

Was den Herbst angeht, gibt es – wie ich finde – nur Fans oder Menschen, die ihn gar nicht mögen. Vielen Menschen schlägt er mit seiner dusteren Stimmung, den herabfallenden Blättern und dem Nebel aufs Gemüt. Ich persönlich liebe den Herbst, er ist meine Lieblingsjahreszeit.

Der Herbst hat auch das eine oder andere Fest zu bieten. Während Sankt Martin bekannt ist und gerne gefeiert wird, ist ein anderes Fest fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Obwohl es absolut alltagstauglich ist und in diesen Tagen vielleicht aktueller denn je: Erntedank.

Krieg und Inflation machen uns Angst

An Erntedank danken die Menschen Gott für die Ernte. So weit so gut. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass dieser Tag früher, beispielsweise unter Bäuerinnen und Bauern, wirklich ein Fest im wahrsten Sinne des Wortes war, das man herbeigesehnt hat. Einerseits gab es noch keine maschinellen Hilfen, die Ernte war ein Knochenjob. Andererseits war man früher noch deutlich mehr auf den eigenen Ertrag angewiesen und hatte weniger Möglichkeiten, Produkte hinzuzukaufen. Eine schlechte Ernte konnte schlicht und ergreifend Hunger bedeuten.

Heute leben wir in einer ganz anderen Situation. Doch Krieg und Inflation, Energieknappheit und all die Probleme und Krisen, von denen wir heute ständig hören, machen uns Angst oder wecken zumindest die Sorge, ob wir alles haben werden, was wir brauchen, vor allem im Winter. Vieles, was uns selbstverständlich erschien, über das wir oft gar nicht mehr nachgedacht haben, ist jetzt nicht mehr ganz so gewiss.

Wofür Kinder dankbar sind

Auch angesichts dieser Situation finde ich, dass man Erntedank durchaus weiterdenken darf. Natürlich können wir dankbar sein, wenn wir genug zu essen haben. Wir können Gott danken für all das, was er geschaffen hat. Wir können auch dankbar dafür sein, dass sich Menschen dafür abgemüht haben, Lebensmittel für uns zu verarbeiten. Wir können den Mitarbeitenden in den Geschäften dankbar sein, dass sie die Artikel für uns anrichten. Und es gibt viele weitere Gründe und Adressaten für Dankbarkeit. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen das Erntedankfest in diesem Jahr sehr bewusst wahrnehmen und feiern.

Das Erntedankfest ist auch und gerade für Kinder interessant. In meiner Einrichtung erarbeiten wir das Thema jedes Jahr aufs Neue, und ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich höre, wie viele Beispiele den Kindern einfallen, wofür sie dankbar sind und vor allem welche Assoziationen sie in diesen Zusammenhängen haben. Da ist schnell die Rede davon, dass wir dankbar sein müssen, weil wir genug zu essen haben und es Kinder gibt, die das nicht haben. Es kommt auch vor, dass Kinder davon berichten, dass es in ihrer Familie schon solche Situationen gab. Zwei Dinge sind es, bei denen sich fast alle einig sind: Erstens muss man den Eltern dankbar sein, weil sie für die Kinder sorgen und dabei ihr Bestes geben. Manchmal werden in diesem Zusammenhang auch Erzieherinnen und Erzieher genannt, was oft rührend ist. Und zweitens: Gott verdient Dankbarkeit, denn ohne ihn würde auch nichts im Supermarktregal liegen.

Eine Haltung der Dankbarkeit entwickeln

Einer der Höhepunkt des Erntedankfestes in der Kita ist die gemeinsame Erntedankfeier: Bei einem Gottesdienst in der Gruppe denken die Kinder zusammen darüber nach, wofür sie in ihrem Alltag dankbar sind, wofür sie Gott Danke sagen möchten. Gruppe für Gruppe gehen wir anschließend in die Kirche, um den Erntedankaltar zu bestaunen. Kürbisse, Kartoffeln, Äpfel, Zwiebeln, Brot und weitere Lebensmittel sind hier aufgestellt. Mit einem Danklied oder einem Dankgebet schließen wir den Besuch ab. Ganz praktisch erlebbar wird das Fest, wenn wir gemeinsam beispielswiese eine Kürbissuppe zubereiten und essen.

Für mich persönlich ist es sehr wichtig, eine Haltung der Dankbarkeit zu entwickeln, auch schon im Kindesalter. Viel zu oft nehmen wir Dinge für selbstverständlich und bemerken erst, wie wertvoll sie sind, wenn wir sie vermissen oder verloren haben. Hier kann das Erntedankfest auch für uns Erwachsene geistliche Impulse geben.

Auch in der Familie gibt es viele Möglichkeiten, um den Erntedanksonntag zu begehen. Eltern und Kinder können einen Korb mit Lebensmitteln mit zur Kirche nehmen, die am Ende des Gottesdienstes gesegnet werden. Ein Erntedankfrühstück ist ein schöner Anlass, um sich als Familie Zeit zu nehmen und mit Zeit und Ruhe miteinander das Essen zu genießen – in Dankbarkeit für all das, was wir haben.


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