Datenschutz online

Bilder sicher teilen im Internet

Noch nie war es so einfach wie heute, mit Verwandten und Freunden in Kontakt zu bleiben. Doch die digitale Bilderflut ist mit Risiken verbunden. Wer sie kennt, kann seine Daten besser kontrollieren.

veröffentlicht am 01.01.2020

Eine typische Szene: Baby Paul sitzt in der Küche auf dem Kinderstühlchen, die Mama füttert ihn mit Milchbrei. Weil der Kleine so unglaublich süß aussieht, wenn er den Mund aufsperrt, das ganze Gesicht mit Brei verschmiert, macht die Mutter schnell ein paar Bilder und schickt sie an die WhatsApp-Familiengruppe.

Ob auf dem Spielplatz, beim Kindergartenfest oder daheim im Badezimmer, das Smartphone – und damit auch eine Kamera – ist heute immer mit dabei. Eltern knipsen, filmen, posten und teilen, was das Zeug hält. Die digitalen Speicher von Handy, Tablet, Laptop und PC werden täglich weiter gefüllt. Unermüdlich füttern die User Onlinedienste mit Fotos und Videos von Urlauben, Geburtstagsfeiern und vielen anderen Situationen aus dem Familienalltag.

Die Möglichkeiten, die der Datenversand per Internet bietet, sind enorm. Noch nie war es so einfach wie heute, Freunde und Verwandte in Echtzeit und quasi von Angesicht zu Angesicht über familiäre Ereignisse auf dem Laufenden zu halten. Egal, ob die Großeltern in derselben Stadt wohnen oder Tausende Kilometer weit entfernt, ob Papa oder Mama auf Geschäftsreise sind, über das World Wide Web können alle ständig miteinander in Verbindung sein und am Alltag der jeweils anderen teilhaben. Die kleine Marie ist da! Das Abiturzeugnis! Sogar die Schwangerschaft wird inzwischen oft per Social Media bekannt gegeben, Ultraschallbild inklusive.

Was passiert mit den Fotos im Netz?

„Bilder sind früher in privaten Fotoalben abgelegt worden. Diese Praxis übertragen wir in unseren digitalen Lebensalltag“, sagt Datenschutzexperte Christoph Schultejans. Als Vater von zwei Kindern profitiert er privat selbst von den Vorteilen des schnellen und einfachen Datenversands. Doch als Fachmann, der Unternehmen und Organisationen in Sachen Datenschutz berät, weiß er auch um die Probleme, die mit der digitalen Bilderflut verbunden sind. Das größte Risiko sei, so Schultejans, dass die Daten weiterverbreitet werden und die Absender die Kontrolle darüber verlieren, wer die Bilder hat und was damit passiert. „Sie kriegen das aus der digitalen Welt nicht mehr raus“, warnt Schultejans. Anders als beim analogen Bild wird beim digitalen eine Datei verschickt, die millionenfach vervielfacht werden kann – und sich vielleicht irgendwann in einem ganz anderen Kontext wiederfindet.

Was wäre zum Beispiel, wenn sich Baby Paul aus der eingangs beschriebenen Szene 30 Jahre später auf ein hochrangiges Amt bewirbt und in den Medien als erstes die Milchbreifotos auftauchen? Oder: Eltern veröffentlichen ein Foto von ihrem Kind im Krankenhaus, und später wird ihm aufgrund dieses Bildes eine bestimmte Krankenversicherungsleistung verwehrt. Dass immer wieder Fotos von Minderjährigen in kinderpornografischen Zusammenhängen verwendet werden, ist ebenfalls bekannt. Besonders bei Fotos von unbekleideten Kindern ist generell große Vorsicht geboten. Hinzu kommt: Die Technik wird immer besser. In wenigen Jahren wird es möglich sein, mit automatischer Personenerkennung Fotos – das betrifft auch solche, die jetzt schon online sind – aufgrund geringster Merkmale exakt einer bestimmten Person zuzuordnen. Und: Bilder enthalten interne Daten, aus denen sich relativ einfach der Wohnort und die Gewohnheiten eines Menschen ablesen lassen. Wer also Bilddaten auf den üblichen Kanälen im Internet verschickt oder sie veröffentlicht, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit die Kontrolle aus der Hand gibt.

Das gilt im Prinzip für alle gebräuchlichen kostenfreien Kanäle, egal, ob E-Mail, WhatsApp, Facebook oder auch Datenaustauschdienste wie Dropbox oder Wetransfer. Wobei sich die einzelnen Möglichkeiten in puncto Sicherheit durchaus unterscheiden. „Eine E-Mail ist völlig unsicher.

Sie verschicken einen Brief ohne Umschlag“, erklärt Schultejans. Unabhängig vom Anbieter werden E-Mails unverschlüsselt verschickt. „Die E-Mail ist nicht der richtige Weg für einen Dateiaustausch“, so der Experte. Etwas besser sieht es bei WhatsApp aus. Der Messenger bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an, das heißt, die Daten sind auf dem Transportweg sicher. Hacker könnten nur über die Endgeräte auf die Daten zugreifen. Doch ein Risiko entsteht dadurch, dass die Daten weitergeleitet werden können. Denn es lässt sich kaum sicherstellen, dass sie in der Familiengruppe oder bei den Freunden bleiben.

Dass Facebook persönliche Daten, also auch Fotos, für seine Zwecke nutzt, ist bekannt. Wer das soziale Netzwerk nutzt, stimmt damit den Bedingungen zu, die das Unternehmen vorgibt. Schultejans rät Facebook-Nutzern daher, zumindest die Privatsphäre-Einstellungen genau zu überprüfen und das Profil auf keinen Fall öffentlich zu machen. Datenaustauschdienste wie Dropbox oder WeTransfer sind vor allem dazu da, Daten zur Verfügung zu stellen, damit andere sie nutzen können. Auch, wenn die Dienste nicht schlecht sind und gute Datenschutzregeln haben: Für das reine Zeigen von Fotos sind die Dienste eigentlich nicht geeignet. Wer sie verwendet, sollte die in einer Cloud gelagerten Daten nicht nur mit einem Passwort schützen, sondern eine Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen, bei der die Identifizierung über eine zweite Komponente, zum Beispiel die Eingabe eines Sicherheitscodes per SMS, erfolgt. Noch am ehesten zu empfehlen sind laut Schultejans Dienste wie Flickr, mit denen sich digitale Fotoalben anlegen lassen. Dort können Personen, denen der Ersteller des Albums eine Berechtigung erteilt, sich die Fotos anschauen, sie aber nicht herunterladen. Doch Schultejans stellt ganz klar fest: Gute und praktikable Alternativen zu WhatsApp und Co. gibt es kaum. Zwar existieren kostenpflichtige Dienste, bei denen die Daten sicher sind. Doch das nützt nichts, solange die Personen, mit denen man in Kontakt ist, sie nicht auch verwenden.

Vorsicht bei Fotos von mehreren Kindern

Noch ein Aspekt, der ganz entscheidend ist: Dafür, was mit den Fotos der eigenen Kinder passiert, sind die Eltern verantwortlich. Bilder von anderen Kindern zu veröffentlichen, ist nicht erlaubt. Dafür braucht es die Einwilligung der Eltern. Wer also beim Kindergartenfest stolz die Tochter beim Schneeflockentanz filmt, dabei auch andere Kinder vor der Linse hat und dieses Video auf seiner Facebook-Seite posten will, muss sich streng genommen vorher von den Eltern eine Einwilligungserklärung unterschreiben lassen. Das gleiche gilt für Fotos. Wer mehr über das Recht am eigenen Bild und zum Datenschutz im Netz wissen will, findet hilfreiche Informationen zum Beispiel unter www.klicksafe.de oder www.internet-abc.de.

Fazit: Mithilfe von Bildern Verwandte und Freunde am eigenen Familienleben teilhaben zu lassen, ist eine feine Sache. Eltern sollten sich jedoch bewusst sein: Mit jedem versendeten und geposteten Foto ihrer Kinder ­machen sie deren Privatsphäre öffentlich. Ein Fortschritt wäre es, wenn sie sich ab und zu fragen: Muss das wirklich sein?   
   

Bilder im Netz: So schützen Sie Ihre Daten

  1. Überlegen Sie genau, welche Dienste Sie für den Bildversand nutzen! Mit den Daten geben Sie auch die Kontrolle ab.  
  2. Überprüfen Sie die Privatsphäre-Einstellungen Ihrer Konten. Was soll öffentlich sein und was nicht?
  3. Beschränken Sie die Anzahl der Dienste, die Sie nutzen. So schaffen Sie es besser, den Überblick zu behalten.
  4. Veröffentlichen Sie keine Fotos von fremden Kindern! Dafür benötigen Sie das Einverständnis der Eltern.
  5. Auch Fotos ohne erkennbare Personen können einen Eindruck von Ihren Erlebnissen geben. Experimentieren Sie mit neuen Motiven!

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