Kaninchen oder Hund

Ein Haustier anschaffen pro und contra

Fast jedes Kind fleht irgendwann die Eltern an: Ich will ein Haustier! Bevor ein Tier ins Haus einzieht, sollten ein paar grundlegende Fragen geklärt werden.

veröffentlicht am 30.04.2018

Schöne Aufgabe

Als Familie gemeinsam für ein Tier zu sorgen, kann eine schöne und erfüllende Aufgabe sein. Bei Kindern stärkt das Gefühl, gebraucht zu werden, das Selbstbewusstsein. Ein Tier bringt Leben und Freude ins Haus. „Tiere schenken Wärme und Zuneigung“, erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Das gelte besonders für Hunde und Katzen, die sehr nah mit den Menschen zusammenlebten. Zudem, sagt die Expertin, führe das Halten von Tieren oft zu neuen Kontakten mit anderen Menschen. Was man täglich beobachten kann, wenn Herrchen und Frauchen beim Gassigehen sofort ins Gespräch kommen. Und noch einen Gewinn sieht Lea Schmitz: „Durch die Freundschaft zu dem Tier entwickeln Kinder eine Bereitschaft, Tiere als Mitlebewesen zu sehen, als Mitgeschöpfe, die geachtet und geschützt werden müssen.“

Ein Haustier? Lieber nicht!

Auch, wenn das Zwergkaninchen im Zoogeschäft noch so süß vor sich hin mümmelt, der Mops im Tierheim einen noch so treuherzig ansieht – bevor ein Haustier im Familienhaushalt einzieht, müssen einige Fragen geklärt werden. „Wenn du ein Haustier möchtest, dann lebt es in deiner Familie. Alle müssen mit ihm einverstanden sein und es muss klar sein, wer sich um das Tier kümmert, auch, wenn du mal nicht da bist“, erklärt die Kinderbuchautorin Annette Hackbarth im Band „Haustiere“ der bekannten Was-ist-was-Reihe (Tessloff Verlag). „Du solltest dich fragen, ob jemand in deiner Familie eine Tierhaarallergie hat, oder, ob in eurer Wohnung die Hundehaltung erlaubt ist. Und es muss dir bewusst sein, dass Tiere eine Menge Arbeit machen und nicht immer nur Spaß.“

Auch die Finanzierung muss vorab geklärt werden. Behausung, Zubehör, Futter, Tierarzt – für ein Haustier fallen häufig hohe Kosten an – und das oft über viele Jahre, so lange, wie das Tier lebt.

Und schließlich gilt es, die vielleicht wichtigste Frage zu beantworten: Kann ich die Bedürfnisse des Tieres erfüllen? Wenn nicht alle Antworten klar für ein oder das gewünschte Tier sprechen, sollte die Familie sich gegen die Anschaffung entscheiden. Auch, wenn’s schwerfällt.

Die Kinder sollen „Verantwortung lernen“

Das hört man ja oft: Eltern schaffen ein Haustier an, damit das Kind Verantwortungsbewusstsein entwickelt. Aber was sagen Tierschützer dazu – ist das sinnvoll? „Erst einmal ja. Natürlich können Kinder Verantwortung lernen“, meint Lea Schmitz. Sie lernten, dass das Tier ein Lebewesen sei, das geachtet werden, um das man sich kümmern und das gefüttert werden müsse, dessen Käfig, Voliere oder Aquarium gereinigt werden müsse. „Klar muss aber sein“, erklärt die Mitarbeiterin des Tierschutzbundes, „dass das Kind nicht alleine die Verantwortung für das Tier übernehmen kann. Den Eltern muss bewusst sein, dass die Verantwortung bei ihnen liegt.“

Der Vogel sitzt in seinem verdreckten Käfig und hat kein Futter mehr. Der Hund muss dringend raus, aber das Kind hat gerade überhaupt keine Lust auf Gassigehen. Dann bleibt den Eltern nur, den kleinen Tierbesitzer zu überzeugen, die Aufgabe doch zu erledigen. Oder es selbst zu tun. „Die Erwachsenen sind in der Verantwortung, dass das Tier nicht leidet“, so Lea Schmitz.

Welches Tier passt zu uns?

Zu den beliebtesten Haustieren für Kinder zählen Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde und Katzen. Die Frage ist: Sind diese Tierarten als Familientiere tatsächlich geeignet? Kindgerecht erläutert das Annette Hackbarth im Kindersachbuch „Haustiere“: „Bei einem Hund müssen unbedingt die Eltern mithelfen, denn nur sie können ihn auch erziehen. Kaninchen oder Meerschweinchen sind leichter zu halten, doch sie möchten auf keinen Fall alleine sein und brauchen mindestens einen Artgenossen. Lieber noch eine Nummer kleiner? Mäuse oder Hamster. Aber sie kommen vor allem bei Nacht hervor, wenn du meist schon ins Bett gehst.“ Viele Tiere litten, schreibt die Autorin, weil sie in viel zu kleinen Käfigen untergebracht seien und nicht angemessen versorgt würden. Deshalb rät die Tierkennerin, sich sehr genau über den Wunsch-Mitbewohner zu informieren. Genau das ist auch die Botschaft von Tierschutzbund-Mitarbeiterin Lea Schmitz. Es sei meist keine böse Absicht, wenn Tiere nicht angemessen gehalten würden, sondern Unwissenheit. Ihr Appell lautet daher: „Keine Spontankäufe oder einfach das Tier zulegen, nach dem einem gerade der Sinn steht! Sondern sich einlesen und schauen, welche anderen Haustiere es gibt, was wirklich zu einem passt, welche Bedürfnisse die Tiere haben. Und sich fragen, ob man sie erfüllen kann und will.“

Gute Alternative: ein Pflegetier

Ein Haustier – ja, nein, vielleicht? Für Familien, die noch unentschieden sind, kann ein Tier zur Pflege eine schöne Alternative sein. Und eine gute Möglichkeit, um Erfahrungen zu sammeln und zu schauen, ob ein eigenes Tier für das Kind oder die Familie wirklich das Richtige ist.

Infrage kommen zwei Varianten: ein Tier aus dem Tierschutz als Pflegestelle aufzunehmen. Oder das Tier von Nachbarn oder Freunden übergangsweise, zum Beispiel für Spaziergänge oder während der Urlaubszeit, zu betreuen. Im ersten Fall übernimmt die Gastfamilie auch eine gewisse Verantwortung – allerdings nur für den begrenzten Zeitraum von einigen Wochen oder Monaten, bis das Tier weitervermittelt wird. Als Urlaubsvertretung beträgt der Test-Zeitraum nur ein paar Stunden oder auch mal zwei, drei Wochen. Oft fällt dann die Entscheidung leichter – ob für oder gegen ein eigenes Tier.

Tiere sind Geschöpfe Gottes

Dass der Mensch die Krone der Schöpfung sei, dass er sich die Erde untertan machen und über die Tiere herrschen solle – sofern damit ein ausbeuterischer Umgang mit Natur und Umwelt gemeint ist, diese Einstellung hat sich inzwischen überlebt. In seiner Enzyklika „Laudato si“ bezieht Papst Franziskus sogar eindeutig Stellung gegen eine Herrschaft des Menschen gegenüber anderen Geschöpfen und mahnt zu Offenheit, Respekt und Achtung vor der Natur. Der Papst verweist in seinem Lehrschreiben auch auf die besondere Beziehung des heiligen Franz von Assisi zu Tieren: „Für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert.“ Der heilige Franziskus selbst war überzeugt: „Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleichgestellte Werke des allmächtigen Schöpfers – unsere Brüder.“


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