Mahlzeit

Esskultur in der Familie

Gemeinsame Mahlzeiten vermitteln Kindern Zugehörigkeit und Nähe. Gespräch können entstehen. Zudem ist regelmäßiges Essen gesunder als wahlloses Zwischendurch-Futtern. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners "elternbriefe".

veröffentlicht am 25.11.2022

Esskultur? Gut möglich, dass viele Eltern beim dem Wort nur seufzen und abwinken. Vor ihren inneren Augen erscheinen die Fernsehbilder vom jüngsten Diner für die englische Königsfamilie im Schloss Bellevue – und dann: umgestoßene Gläser, verkleckerte Tischtücher und weinerliches „Mag ich nicht!“-Genöle.

Schade. Denn die gemeinsamen Mahlzeiten gehören zu den nachhaltigsten Ereignissen im Familien- und Erziehungsalltag. Sie vermitteln Kindern Zugehörigkeit und Nähe. Die Zuverlässigkeit, mit der die Familie am Tisch zusammenkommt, stärkt ihr Vertrauen, dass sie in der Welt gut aufgehoben sind, und ihr Gefühl für die Zeit. Über die Gespräche beim Essen erfahren sie mehr „über Gott und die Welt“. Und regelmäßige Mahlzeiten bekommen ihrer Gesundheit besser als wahlloses Zwischendurch- und Nebenbei-Futtern.

Rituale pflegen

Es lohnt sich also, die Esskultur in der Familie zu pflegen. Ein großer Teil davon sind Rituale – die gerade kleine Kinder innig lieben.

  • Jede/r am Tisch hat ihren/seinen Stammplatz …
  • … und sein Lieblingsgeschirr.
  • Zu Beginn fassen sich alle an den Händen und wünschen sich einen guten Appetit, vielleicht mit einem kurzen Reim, einem kleinen Lied oder Tischgebet.
  • Vielleicht brennt auf dem Tisch eine Kerze.
  • An bestimmten Tagen gibt es besondere Gerichte: zum Beispiel dienstags Pfannkuchen, freitags Fisch und sonntags zum Frühstück Nutella.
  • Die Zeitung, das Smartphone und Spielzeug sind am Esstisch tabu, Fernseher und Radio bleiben aus.

Sich Zeit nehmen

Jede Familie entwickelt so beim Essen ihre eigenen Vorlieben und Besonderheiten. Das gilt auch für das Ende der Mahlzeiten.

  • Dass kleine Kinder nicht so lange am Tisch aushalten wie Erwachsene, ist normal. Wenn sie satt sind, dürfen sie deshalb aufstehen und spielen gehen.
  • Klar ist aber auch: Wer aufsteht, spielt ohne Mama oder Papa. Die Erwachsenen bleiben am Tisch sitzen, bis alle fertig sind.
  • Und wenn das Kind zurückkommt und doch weiter essen möchte? Eltern entscheiden das am besten so, dass sie sich selbst wohl dabei fühlen.
  • Aber: Wenn der Tisch abgeräumt ist, gibt’s bis zur nächsten Mahlzeit nichts mehr „für den kleinen Hunger zwischendurch“.

Das Wichtigste bei den Mahlzeiten sind auf jeden Fall das Essen und das freundliche Miteinander. Gut deshalb, wenn Eltern sich dafür Zeit nehmen und „Störungen“ mit Gelassenheit begegnen. Übrigens: Unbestätigten Gerüchten zufolge hat Prinz William im Alter von zwei Jahren auch mal das Tischtuch verkleckert. Und die Queen was amused.

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

"elternbriefe du + wir" ist eine Initiative der katholischen Kirche. Mehr unter elternbriefe.de


Verwandte Themen

Illustration Familie glücklich beim Essen in der Küche
Gemeinsam essen
Die Tochter hat keinen Hunger, der Sohn taucht gar nicht auf. Papa checkt Mails und Mama ist genervt, weil keiner geholfen hat. Fünf Ideen-Häppchen für mehr Entspannung am Familientisch.
Ernährung
Die Tochter unserer Autorin isst seit vier Jahren kein Fleisch mehr. Was anfangs eine Umstellung für die Familie war, ist inzwischen ganz normal. Die 15-Jährige würde sich wünschen, dass noch mehr Menschen ihren Fleischkonsum wenigstens überdenken.
Mädchen tanzt ausgelassen mit Schellenkranz in der Hand
Persönlichkeitsentwicklung
Eltern und Pädagogen können viel dazu beitragen, dass Kinder den eigenen Körper mögen lernen und auch andere Menschen so akzeptieren wie sie sind. Warum das so wichtig ist und wie es geht, beschreibt der Erzieher und Theologe Christian Huber.