Achtsamkeit
Wie Eltern und Kinder gemeinsam entspannen können
Kinder lieben die Bewegung, brauchen aber auch Momente der Ruhe, um ihr Nervensystem zu regulieren und ihre innere Balance zu stärken. Mit diesen Tipps der Achtsamkeitstrainerin Tanja Draxler können Familien unkompliziert entschleunigen.
veröffentlicht am 08.11.2024
1. Mandala malen
Ein echter Klassiker. Die kreisförmige Anordnung wirkt beruhigend und der Druck, Personen, Blumen oder Häuser „richtig“ auszumalen, fällt weg, denn bei Mandalas gibt es kein Richtig oder Falsch.
Tipp der Autorin: „Wenn das Kind in sich versunken ist, müssen die Eltern nicht zwingend danebensitzen, sondern können auch etwas kochen oder andere handwerkliche Tätigkeiten verrichten.“ Nebenher am Computer zu arbeiten oder am Smartphone aktiv zu sein, davon rät die Pädagogin allerdings ab. „Da werden die Kinder meist zappelig, weil sie merken, dass die Eltern von den Eindrücken am Handy absorbiert werden. Sehr schön ist es natürlich, wenn man sich als Mama oder Papa eine halbe Stunde Zeit nimmt, jeder bekommt sein eigenes Bild und es werden gemeinsam Mandalas gemalt.“
2. Atemübungen
Atemübungen unterstützen Kinder, im gegenwärtigen Moment anzukommen. Wichtig ist, die Atemübungen spielerisch zu gestalten. So können sie ihre ausgleichende Wirkung aufs Nervensystem entfalten.
Tipp der Autorin: „Meine Lieblingsübung ist die Kuscheltieratmung“, verrät Tanja Draxler. „Das Kind legt sich auf den Rücken und setzt ein Kuscheltier auf seinen Bauch. Durch das bewusste Ein- und Ausatmen und die Auf- und Abbewegung des Kuscheltieres übt das Kind spielerisch die tiefe Bauchatmung.“
3. Fantasiereisen
Fantasiereisen sollen die Entspannung und Körperwahrnehmung des Kindes fördern. Im Vergleich zu normalen Vorlesegeschichten werden sie langsamer und mit vielen Pausen erzählt, sodass das Kind Zeit hat, seiner eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen.
Tipp der Autorin: „Eine behagliche Atmosphäre trägt wesentlich zum Gelingen einer Fantasiereise bei. Doch oft denken die Eltern zu groß“, weiß Tanja Draxler aus der Praxis. „Natürlich ist es schön, Kerzen aufzustellen oder leise Hintergrundmusik abzuspielen. Doch manche Eltern scheuen diesen Aufwand und lassen es dann ganz sein. Dabei reicht es schon, wenn Mama, Papa, Oma oder Opa sich mit dem Kind auf das Sofa kuscheln und sich bewusst Zeit füreinander nehmen. Körperkontakt kreiert die beste Wohlfühloase.“
Von Tanja Draxler im Don Bosco Verlag neu erschienen sind die „30 Krafttierkarten mit Fantasiereisen für Kinder von 4 bis 10“. Sie helfen Kindern, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und zur inneren Ruhe zu finden.
4. Achtsamkeitsübungen
Diese Übungen lenken die Aufmerksamkeit auf das Jetzt. Gefühle werden wahrgenommen, ohne sie zu bewerten. Die Sinne spielen dabei eine große Rolle.
Tipp der Autorin: „Jede Familie kann ohne viel Aufwand Achtsamkeitsübungen in ihren Alltag einbauen“, motiviert die Trainerin. „Zum Beispiel können die Eltern einen Obstteller vorbereiten und das Kind errät mit verbundenen Augen, was es isst. Oder im Advent kann man Nelken in eine Orange piksen und gemeinsam entdecken, wie sich der Geruch verändert. Über die Sinne können wir viele Ruhemomente im Familienalltag schaffen.“
Nur so klappt's:
Den Druck rausnehmen: Ruhemomente dürfen kein weiterer Punkt auf der langen To-do-Liste der Eltern sein. Sie funktionieren nur, wenn sie spielerisch in den Alltag einfließen.
Selbst mitmachen: Ob bei Atem- oder Achtsamkeitsübungen – gemeinsam macht es mehr Spaß. So kommen auch die Eltern zur Ruhe und das spüren wiederum die Kinder, deren eigene Entspannung sich dadurch verstärkt.
Bewegungsrahmen schaffen: Kinder brauchen Bewegung – auch, um ruhig zu werden. Vorher und nachher also mit dem Kind spielen, hüpfen, herumtoben, dann gelingt die Übung der Stille leichter.