Medientipps
Aktuelle Bücher, Filme, Podcasts und Hörbücher für Eltern, empfohlen von Müttern und Vätern oder von Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Bilderbuch
Glitzerwesen mit Wolkenmagen
Wussten Sie, dass es an allen Orten der Welt, die das Wort „Horn“ im Namen hat, geheime Eingänge in die Einhornwelt gibt? Vom Kap Horn zum Beispiel oder vom Matterhorn. Oder dass ein Einhorn sieben Mägen hat, darunter den Wolkenmagen und den Basketballmagen?
In dem fantasievollen Bilderbuch mit Illustrationen von Alexandra Helm gibt es jeder Menge solcher Infos rund um die magischen Glitzerwesen. Ähnlich wie in einem Wimmelbuch ist Vieles zu entdecken, jede Seite hat viele kleine Texte und ein eigenes Einhornthema.
Tatsächlich macht das Buch auch noch meiner großen, achtjährigen Tochter Spaß. Optimal ist es für vier- bis sechsjährige Einhornliebhaberinnen und -liebhaber.
Ulla Fricke hat zwei Töchter und lebt in Köln. Sie liest leidenschaftlich gerne und wäre fast Buchhändlerin geworden. In der Leitung von Don Bosco Mission Bonn ist sie für Kommunikation, Bildung und Freiwilligendienst zuständig.
"101 Einhörner und alles, was du über sie wissen musst!" von Ruby van der Bogen (Oetinger Verlag, € 15,00)
Kinderbuch
Den Schatz in sich selbst finden
Mit Kindern über abstrakte Begriffe wie „Liebe“ oder „Selbstwertgefühl“ zu sprechen, geht am besten über Geschichten und Bilder. Denn schon kleine Kinder verstehen, dass das „Herz“ ein Symbol für Liebe ist. Genau auf diese Art zeigen die Kunsttherapeutin Katharina Müller und die Illustratorin Anna Karina Birkenstock in ihrem Buch „Käthes wundersame Reise ins Herz“ Kindern ab fünf Jahren, was in ihnen steckt.
Käthe wacht an ihrem fünften Geburtstag auf und macht sich auf die Suche nach ihren Geschenken. Dabei trifft sie auf einen Baum, der plötzlich zum Leben erwacht und sie auf eine wundersame Reise schickt, auf der auch sich selbst kennenlernt.
Meiner fünfjährigen Tochter hat besonders „die Stelle mit dem Herz“ gefallen, als Käthe entdeckt, dass sie selbst „eine goldene Schatztruhe“ voller Freude und Liebe in sich trägt. In diese bildhafte Erzählwelt können Kinder wunderbar eintauchen. Die Aquarell-Malereien und Illustrationen sind farbenfroh und ansprechend, aber keineswegs kitschig.
Die Idee einer „Herzensreise“ mit Meditationen und Bildbetrachtung ist schön umgesetzt. Sie lädt dazu ein, mit den Kindern Meditation und Fantasiereisen auszuprobieren und auf kindgerechte Art über „Herzensdinge“ zu sprechen.
Marion Neuwirth arbeitet in der Redaktion von Don Bosco Medien. Sie hat zwei Töchter und lebt mit ihrer Familie in Taufkirchen bei München. Die ganze Familie ist immer auf der Suche nach neuem Lesestoff.
"Käthes WUNDERsame Reise ins Herz. Eine Geschichte mit stärkenden Meditationen für Kinder ab fünf Jahren" von Katharina Müller (LebensGut Verlag, € 20,00)
Fastenkalender
Kleiner Mutmacher im Visitenkartenformat
40 Tage Fastenzeit liegen vor uns. Doch im hektischen Familientrubel gehen die guten Vorsätze schnell flöten und die Momente zum Innehalten sind äußerst rar gesät. Die „Fastenzeit für die Hosentasche“ ist ideal, um auch gestressten Mamas und Papas wenigstens ein paar Impulse mit auf den Weg zu geben.
Loslassen – Mut – Glaube – Hoffnung – Liebe – Lebensfreude: Das sind die Themen der 40 kleinen Kärtchen, die man sich tatsächlich in die Hosentasche oder ins Portemonnaie stecken kann. Oder man stellt sie auf die Ablage im Bad und liest sie sich schnell beim Zähneputzen in der Früh durch. Auf der Vorderseite steht immer ein Zitat, auf der Rückseite wird dieses inhaltlich aufgegriffen und es werden beispielsweise Fragen an sich selbst angeregt: Wann hast du das letzte Mal etwas getan, einfach nur, weil es dir Spaß macht? Gegen was kämpfst du in deinem Leben immer wieder an? Was ist der „Anker“ in deinem Leben? Wo kannst du Veränderung sein?
Oder es gibt ganz konkrete Ideen und Anregungen für den Alltag – für Morgenrituale, für kleine „Lebenszeitmomente“, für Aufmerksamkeiten, die man sich oder anderen einmal gönnen sollte.
40 Tage Fastenzeit: Es müssen ja nicht alle 40 Kärtchen gelesen, reflektiert und in die Tat umgesetzt werden. Aber die eine oder andere Karte trifft vielleicht ins Schwarze und bleibt als Erinnerung auch über die Fastenzeit hinaus in der Hosentasche.
Nicole Stroth ist Redakteurin bei Don Bosco Medien, Mutter von Zwillingen und lebt mit ihrer Familie in München.
„Vertrauen – Fastenzeit für die Hosentasche“ von Marlene Fritsch (Vier-Türme-Verlag, € 10,00)
Erfahrungsbericht
Was einen Frühchenpapa umtreibt
Eine Geburt ist immer ein unfassbares Wunder mit einem großen Überraschungseffekt – denn gerade, wenn es das erste Kind ist, wissen weder Mama noch Papa in spe, was da genau auf sie zukommt. Noch extremer wird es, wenn das eigene Baby plötzlich zum Frühchen wird und vollkommen unerwartet im Urlaub die Familie komplett macht. So wie bei Daniel Pelz und seiner Frau.
In „Frühchenpapa – Ein Wegbegleiter“ nimmt der Autor die Leserinnen und Leser mit ins Krankenhaus und lässt sie an der Frühgeburt seiner Zwillinge und dem ganzen Gefühlschaos in den folgenden Wochen und Monaten teilhaben – an den Sorgen, den Zweifeln und der Wut auf unsensibles und überarbeitetes Krankenhauspersonal. Er beschreibt seinen Kampf mit Formalitäten und prangert die fehlende staatliche Unterstützung für Frühcheneltern an. Er spricht offen über Momente der Erschöpfung und über die Zwänge, in denen sich Frühchenväter befinden. Hinzukommen die Ängste aller Frühcheneltern: Werden die Kinder sich gut entwickeln? Werden sie Beeinträchtigungen haben? Werden sie irgendwann einfach „normale“ Babys sein – ohne ständige Arzttermine oder nächtliche Besuche in der Notfallaufnahme?
Die Sicht auf eine Geburt ist meistens weiblich. Schön, dass in diesem Buch mal ein Vater zu Wort kommt. Im ersten Teil berichtet Daniel Pelz anschaulich über seine eigenen Erlebnisse, im zweiten Teil unterfüttert er diese durch Gespräche mit Expertinnen und Experten sowie anderen Frühchenvätern. Abgerundet wird das Buch durch ein kurzes Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe für Frühcheneltern nachgeschlagen werden können.
Ich selbst bin zwar keine Frühchenmutter, habe das Buch aber trotzdem mit großem Interesse gelesen. Einige Situationen kamen mir bekannt vor, bei anderen habe ich mit dem Autor und seiner Familie mitgefühlt und mitgehofft. Das Buch richtet sich in erster Linie natürlich an Frühcheneltern, im Speziellen an Frühchenväter, und will ihnen Tipps und Hilfestellungen mit auf den Weg geben, aber es zeigt auch allen anderen, was einen Frühchenvater bewegt und dass eine Geburt eben nicht nur die Mutter betrifft.
Mehr dazu in unserem Interview mit Daniel Pelz.
Nicole Stroth ist Redakteurin bei Don Bosco Medien, Mutter von Zwillingen und lebt mit ihrer Familie in München.
„Frühchenpapa – Ein Wegbegleiter“ von Daniel Pelz (Brandes & Apsel, € 14,90)
Roman
Super-Mama in (nicht-)geheimer Mission
Eigentlich wollte sie keine Kinder haben. Schließlich war sie Wissenschaftlerin und hatte in den USA der frühen 1960er Jahre keine Lust, sich ihre Karriere zu ruinieren. Doch dann findet Elizabeth Zott sich plötzlich als alleinerziehende Mutter einer Tochter und ohne Job wieder.
In ihrer Not nimmt sie ein Angebot als Fernsehköchin an. Statt in sexy Outfits lächelnd Fertigsuppen zu präsentieren, erklärt Elizabeth chemische Formeln und fordert die Zuschauerinnen auf, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Dass auch ihre Tochter vom Kampf für Gleichberechtigung angesteckt wird, ist nicht zu vermeiden.
Ein extrem originelles, schlaues Buch mit Humor und Tiefgang. Ich hatte es in Nullkommanix durchgelesen.
Christina Tangerding ist freie Journalistin und lebt mit ihrer Familie in München. In der Schule hasste sie Chemie, den Ausführungen der Romanheldin konnte sie aber bestens folgen.
„Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus (Piper Verlag € 22,00)
Sachbuch
Rollenbilder aufbrechen
Wenn Sie dieses Buch lesen, sollten Sie vorher vielleicht eine Schmerztablette nehmen, denn Sie werden aus dem Kopfschütteln nicht herauskommen. Und trotzdem empfehle ich die Lektüre uneingeschränkt jedem Geschlecht, auch wenn die überwiegende Leserschaft voraussichtlich Frauen sein werden. Schade eigentlich, denn das Thema „Gleichberechtigung“ geht jeden etwas an (sonst wird’s echt schwierig), und wie die Autorin Alexandra Zykunov zeigt, liegt auch noch ein langer Weg vor uns, bis wirklich alle gleichberechtigt sind. Anhand von „25 Bullshitsätzen“ analysiert sie patriarchale Muster, systemgewollte Ungerechtigkeiten und komplett irrationale Verhaltensweisen.
Ein Beispiel für einen Bullshitsatz: „Hast du ein Glück, dass dein Mann zu Hause so viel mithilft!“ Schon selbst oft gehört, vielleicht noch nicht einmal böse gemeint, aber dennoch entlarvend. Denn so die Autorin: „Wenn wir von Männern sprechen, die ‚helfen‘, statt von Männern, die einfach ihren Aufgabenbereich für ihre Familie, ihr Heim und den Haushalt darin übernehmen, sprechen wir ihnen jegliches Recht ab, sich dafür auch aktiv verantwortlich zu fühlen.“ Sprache schafft Realitäten. Denn wer hat schon einmal den Satz gehört, frage ich mich: „Hast du ein Glück, dass deine Frau zu Hause so viel mithilft!“
Es folgen weitere Bullshitsätze, die an jeder Familienfeier so fallen könnten und die leider beweisen, dass die tradierten Rollenbilder immer noch große Wirkung und Frauen gegen viele von außen auferlegten Erwartungshaltungen anzukämpfen haben.
Als ich das Buch las, habe ich mir vieles mit Neon-Marker angestrichen. Auch, um nachher mit meinem Mann darüber zu diskutieren, der ebenfalls beim Kopfschütteln mitgemacht hat. Denn die Zahlen sprechen für sich: 45 Prozent der Väter geben an, dass sie sich eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung wünschen, nur 17 Prozent machen das auch so. Von den Professuren an deutschen Hochschulen sind 75 Prozent von Männern besetzt. Mehr als 60 Prozent aller Mütter arbeiten in Teilzeit, bei den Vätern weniger als 10 Prozent. Tierfiguren in Cartoonproduktionen sind zu 87 Prozent männlich. Und und und ...
Was leben wir unseren Kindern da vor? Alexandra Zykunov schreibt frei Schnauze, das muss nicht jedem gefallen, aber sie legt den Finger in die Wunde. Und sie stellt klar: „Gleichberechtigung bedeutet nicht, dass alle Frauen die Karriereleiter erklimmen und sich in Vollzeitjobs halb zu Tode arbeiten sollen. Aber Gleichberechtigung bedeutet, dass alle Geschlechter die freie Wahl haben sollten, ihre Vereinbarkeits- und Jobmodelle so zu konstruieren und auszuleben, wie sie es wirklich wollen.“
Nicole Stroth ist Redakteurin bei Don Bosco Medien, Mutter von Zwillingen und lebt mit ihrer Familie in München.
„Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ von Alexandra Zykunov (Ullstein, € 10,99)
Roman
Fesselnde Familientragödie
Je länger die Pandemie andauert, desto mehr sehne ich mich nach Geschichten und Bildern, die mein Fernweh mildern und mich in andere Teile der Welt führen. Der fesselnde Roman von Chigozie Obioma vermag dies. Schon nach wenigen Seiten ist man Teil von Benjamin und seinen vielen Brüdern, die in der nigerianischen Stadt Akure leben. Doch schon nach kurzer Zeit verdüstert eine Prophezeiung das Leben der Brüder. Der Älteste verändert sich, kapselt sich ab, und hilflos steht man mit Benjamin am Rande uns sieht zu wie die einst stolze Familie an einem tragischen Ereignis zerbricht.
Die Sprache ist einfach, aber intensiv, es gibt viele Redewendungen in den beiden nigerianischen Sprachen Yoruba und Igbo. Auch die Geschichte Nigerias in den 90er Jahren spielt immer wieder eine Rolle, die Zeit war voller politischer Unruhen. Trotzdem bleibt es ein Familienroman, der mir das größte afrikanische Land wieder ein Stückchen näher brachte und sich gut in die Tradition großer nigerianischer Erzähler einreiht – die in den letzten Jahren zu Recht viel Aufmerksamkeit und Preise gewonnen haben.
Insbesondere die Themen Trauer und Gewalt sowie die zerstörerische Kraft von Aberglaube und schwarzer Magie haben mich gefesselt. Aber es thematisiert auch die Urangst von (uns) Eltern, wie leicht einem die eigenen Kinder entgleiten können und wie scheinbar nur ein Wimpernschlag des Schicksals das Leben durcheinanderwirbelt. Am Ende fühlte ich mich auf dem Kölner Sofa seltsam getröstet von der Wärme des Buches ungeachtet seiner dramatischen Wendungen.
Ulla Fricke hat zwei Töchter und lebt in Köln. Sie liest leidenschaftlich gerne und wäre fast Buchhändlerin geworden. In der Leitung von Don Bosco Mission Bonn ist sie für Kommunikation, Bildung und Freiwilligendienst zuständig.
"Der dunkle Fluss" von Chigozie Obioma (Aufbau Verlag, € 11,00)
Ratgeber
Strategien zur Krisenbewältigung
Eine schlimme Krankheit, Jobverlust, der plötzliche Tod eines geliebten Menschen. Auf alles vorbereitet zu sein, was das Leben vielleicht noch bereithält, ist unmöglich. Aber es könnte für den Fall der Fälle helfen, sich schon vorher mal Gedanken über mögliche Wege aus der Krise gemacht zu haben. Eine Hilfe dazu gibt Tita Kern mit „Wenn das Leben kippt“.
Das Buch lädt ein, sich mit den eigenen Strategien zur Stressbewältigung auseinander zu setzen: Bin ich der Typ, der erst mal gelassen bleibt? Jemand, der am liebsten selbst alles in die Hand nimmt? Oder setze ich im Notfall auf ein Netzwerk an vertrauten Menschen? Die Autorin hat einen Kompass mit den Polen Verbundenheit und Eigenständigkeit, Entschlossenheit und Geborgenheit entwickelt. Mit Hilfe von Gedankenspielen kann man sich darauf verorten und die eigenen Notfall-Mechanismen besser kennen lernen. Gleichzeitig gibt Tita Kern auch Anregungen dazu, neue Strategien zu entwickeln, wenn in einer Krise die üblichen Notfall-Mechanismen nicht mehr ausreichen.
Und noch etwas gehört für Tita Kern zur Krisenfestigkeit: Selbstfürsorge. Gerade als Eltern sind wir es gewohnt, uns ständig um andere zu kümmern und für unsere Kinder auch in Notfallsituationen stark zu sein. In „Wenn das Leben kippt“ finden sich Tipps, wie Mütter und Väter es schaffen können, die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren und zu merken wann sie selbst Hilfe brauchen.
Wie gut ich eine Lebenskrise bewältigen kann, weiß ich vermutlich erst, wenn sie mich trifft. Aber sich mit vorab schon mit Strategien zur Krisenbewältigung beschäftigt zu haben, kann ja nicht schaden. Auf jeden Fall lernt man dabei eine ganze Menge über sich selbst.
Claudia Klinger ist Redakteurin des Don Bosco Magazins und schreibt gerne über Themen rund um Familie und soziale Gerechtigkeit. Sie ist Mama von drei Jungs.
"Wenn das Leben kippt. Ein hilfreicher Kompass für Eltern in Lebenskrisen" von Tita Kern (Kösel Verlag, € 20,00)
Jugendbuch
Gefühlswelt einer 16-Jährigen
Das Jugendbuch „Papierklavier“ ist das fiktionale Tagebuch der 16-jährigen Maja, die von ihrem Leben mit kleiner Schwester, überlasteter Mutter und gefühlt ein paar Kilos zu viel erzählt. Es geht um den Job im Saftladen, die Trauer um die kürzlich verstorbene Ersatzoma und Begegnungen mit Freunden und Freundinnen.
Die Sprache ist so wunderbar lässig, direkt und originell, dass man sich direkt in den Kopf der Schülerin hineingebeamt fühlt. Die 140 Seiten sind ratzfatz gelesen – was auch daran liegt, dass das Buch von vorne bis hinten mit teils ganzseitigen Illustrationen versehen ist.
Ich bin sehr gerne in die Gefühlswelt von Maja eingetaucht. Zumal ich selbst eine 16-Jährige zuhause habe und Manches von dem, was Maja erlebt, mir durchaus bekannt vorkommt. Besonders eine Szene hat es mir angetan. Da kommt die Mutter nach einem Streit in Majas Zimmer und setzt sich an ihr Bett. ‚„Tut mir leid“, sagt sie. „Tut mir leid, dass ich manchmal vergesse, wie hart es ist, sechzehn zu sein.“‘
Der „Roman in Wort und Bild“, wie der Verlag schreibt, bietet ein bewegendes und besonderes Leseerlebnis. Das findet übrigens auch meine Tochter.
Christina Tangerding ist freie Journalistin und lebt mit ihrer Familie in München.
"Papierklavier" von Elisabeth Steinkellner, illustriert von Anna Gusella (Beltz & Gelberg, € 14,95)
Sachbuch
Besser streiten
Debatten und Kommentarspalten haben mich in den vergangenen Monaten häufig frustriert. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass aneinander vorbeigeredet wurde oder schlicht Totschlagargumente und Beleidigungen ausgetauscht wurden. Angenehm unaufgeregt, sachlich und mit einer ordentlichen Prise Humor kommt dagegen das neue Buch von Mai Thi Nguyen-Kim „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ daher.
Die Wissenschaftsjournalistin und Produzentin des YouTube-Kanals maiLab hat sich darin das Ziel gesetzt, die aktuelle Forschungslage zu unterschiedlichen kontroversen Streitfragen zu analysieren und vorzustellen. Von der Legalisierung von Drogen über die Gender Pay Gap, die Erblichkeit von Intelligenz bis zur Sicherheit von Impfungen. Themen, mit denen früher oder später auch Eltern in Berührung kommen können.
Dabei gelingt es der Autorin mit anschaulichen Beispielen die wissenschaftlichen Methoden und Ergebnisse auch für Nicht-Fachleute verständlich zu machen und verbreitete Missverständnisse aufzuklären. Mai Thi Nguyen-Kim zeigt dabei deutlich, welche Aussagen gut belegt sind und wo die Grenzen der wissenschaftlichen Studien liegen, wo also verschiedene Meinungen völlig legitim sind.
Mich beeindruckt, wie sich Mai Thi Nguyen-Kim gelassen und kontinuierlich dafür einsetzt, die Diskussionen sachlicher und damit besser zu gestalten. Das zeigt sich in ihrem Buch und auch in ihren Videos. Mich ermutigt sie durch ihre Analysen mitzudiskutieren – sachlich, informiert und konstruktiv.
Martina Edenhofer ist Pastoralbeauftragte im Salesianum und lebt im Münchner Umland. Neben der Theologie taucht sie auch gerne in Krimis und historische Geschichten ein.
"Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit. Wahr, falsch, plausibel - die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft" von Mai Thi Nguyen-Kim (Droemer HC Verlag, € 20,00)
Ratgeber/Humor
Lachen gegen den Wellnesszwang
Ungestresst und tiefenentspannt – so wäre ich gerne viel öfter. Nur leider steht meistens so viel auf der innerlichen To-do-Liste, dass der Punkt „Muss mich entspannen“ ganz nach unten rutscht. Wenn dann noch andere davon erzählen, dass sie regelmäßig Sport machen, tollen Hobbies nachgehen oder Wellnesstage einlegen, frage ich mich immer, was ich eigentlich falsch mache.
Wenn Entspannung zur Lifestyle-Pflicht wird, macht das alles nur noch anstrengender. Auf dieser Erkenntnis baut das Buch „Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga“ auf und gibt einem das wunderbare Gefühl, nicht die einzige zu sein, die das mit der Wellness per Knopfdruck nicht hinkriegt. Sabine Bode erzählt mit echtem Haudraufhumor von Erlebnissen und Erfahrungen rund um das Entspannt-sein-Müssen – manchmal etwas zu überdreht, aber meistens echt lustig und genau deswegen äußerst entspannend!
Claudia Klinger ist Redakteurin des Don Bosco Magazins und schreibt gerne über Themen rund um Familie und soziale Gerechtigkeit. Sie ist Mama von drei Jungs.
"Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga" von Sabine Bode (Goldmann Verlag, € 14,00)
Sachbuch
Lesestoff mit Checker Tobi
Seit zehn Jahren versorgen die Checker Can, Tobi und Julian Kinder im Fernsehen mit Einblicken in alles, was sie interessiert. Antworten auf Fragen wie „Woher kommt die Wut?“, „Ist Schadenfreude okay?“ und „Was ist Depression?“ finden Familien jetzt auch im ersten Band der der neuen Checker-Tobi-Buchreihe mit dem etwas sperrigen Titel „Der große Gefühle-Check: Freude, Wut, Traurigkeit: Das check ich für euch!“.
Neben den Themen im Titel geht es auch um Ekel, Angst, Überraschung und Liebe. Im Stil der TV-Sendung untersucht Checker Tobi sie nach und nach anhand einzelner Fragen und liefert so häppchenweise Informationen, ohne dabei banal zu sein. Auch kleine Exkurse, die man in diesem Band nicht sofort vermutet, finden Platz. So geht es auch um Cyber-Mobbing, Schimmel und das Trojanische Pferd.
Die Seiten sind locker und für Kinder ansprechend mit passenden Illustrationen und Fotos gestaltet, wirken aber nicht überladen. Wer bereits viele Folgen gesehen hat, wird auch einige Bilder wiedererkennen. Wenn es schwierig wird, taucht Roboter Roberta auf und erklärt verständlich Fachbegriffe. Und immer wieder finden sich auflockernde Elemente wie Witze, ein Spiel oder ein Mandala zum Ausmalen. Autor Gregor Eisenbeiß, der Checker Tobi und Roberta in diesem Buch die Worte in den Mund legt, hat auch beim Texten ganze Arbeit geleistet. Ganz im Stil der Sendung ist die Sprache gut verständlich und nah an der Lebenswelt der Kinder.
„Der große Gefühle-Check“ ist kein Buch, das Kinder unbedingt auf einmal lesen müssen. Durch seine Fülle an Informationen und Einblicken ebenso wie die häppchenweise Aufbereitung bietet es sich auch dazu an, es immer wieder hervorzuholen und neue Abschnitte zu entdecken. Kinder, die Checker Tobi mögen und gerne selbst lesen, werden mit der Reihe ihre Freude haben.
Christoph Sachs ist Redakteur bei Don Bosco Medien und lebt in München. Neben dem Schreiben backt er leidenschaftlich gerne Brot, fotografiert und vertieft sich mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Brettspiele.
"Checker Tobi - Der große Gefühle-Check: Freude, Wut, Traurigkeit – Das check ich für euch!" von Checker Tobi und Gregor Eisenbeiß (cbj Kinderbuch Verlag, € 12,00)