Werte weitergeben

Zurück ins Spiel: So begeistern Vereine Kinder und Jugendliche wieder für Gemeinschaft

Auf vielen Sportplätzen des Landes ist es in den letzten Jahren stiller geworden. Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich zahlreiche Kinder und Jugendliche aus den Vereinen verabschiedet.

veröffentlicht am 16.10.2025

Der Deutsche Olympische Sportbund verzeichnete zwischen 2019 und 2021 einen Rückgang von rund 790.000 Mitgliedschaften – und das vor allem in den jüngeren Altersgruppen. Dies hat vielfältige Gründe, unter anderem den dichten Schulalltag, die Vielfalt an digitalen Freizeitangeboten und eine schwindende Akzeptanz von festen Strukturen.

Gleichzeitig hat sich das Freizeitverhalten spürbar verändert. Die Jugendlichen verbringen mehr Zeit online. Feste Trainingszeiten oder Vereinsregeln werden dagegen als Einschränkung empfunden. Viele Vereine suchen deshalb aktiv nach Wegen, um wieder mehr Anschluss an die Kinder und Jugendlichen zu finden. 

Neue Wege der Bewegung

In immer mehr Regionen entstehen heute Angebote, die Kinder ohne Leistungsdruck an Sport heranführen sollen.

Der Bayerische Landes-Sportverband unterstützt mit seinem Programm „Comeback der Bewegung“ zum Beispiel Vereine, die niedrigschwellige Projekte starten möchten, wie etwa offene Sportnachmittage oder Kooperationen mit Schulen. Auch kirchliche Träger und Jugendzentren beteiligen sich zunehmend an solchen Initiativen.

Mancherorts schließen sich auch Eltern, Nachbarschaften oder kleine Vereine zusammen, um Bewegungsräume selbst zu gestalten. Sie organisieren Sommerturniere oder richten improvisierte Spielflächen ein. In diesem Zusammenhang entscheiden sich manche Gruppierungen auch dazu, Geld zusammenzulegen und Fußballtore zu kaufen, um den Kindern ein wohnortnahes Training zu ermöglichen.

Sport als Werteerlebnis verstehen

Sport bleibt nach wie vor eine der stärksten Brücken zwischen Menschen. Pädagogische Fachkräfte betonen, dass gemeinsames Training Empathie, Teamgeist und Verantwortungsgefühl fördert. 
Programme wie „Integration durch Sport“ oder „Sport bewegt Menschen mit Demenz“ zeigen, dass Bewegung tatsächlich soziale Barrieren überwinden kann. Für Jugendliche zählt dabei zunehmend auch der Sinn dahinter. Es geht um Fairness, Zugehörigkeit und echte Begegnung.

Viele Vereine reagieren darauf, indem sie offene Gruppen ins Leben rufen, Geflüchtete aufnehmen oder inklusive Formate anbieten. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und schafft neue Vorbilder. Jugendliche, die Verantwortung übernehmen, leiten später oft auch selbst Gruppen oder organisieren selbständig kleine Turniere.

Analog verbunden, aber digital erreichbar

Jugendarbeit spielt sich daneben heute auch im Netz ab. Die Deutsche Sportjugend hat zum Beispiel schon 2024 die Initiative „Verein(t) digital“gestartet, die Vereine bei ihrer Onlinekommunikation unterstützt. Instagram, Messenger-Gruppen oder Plattformen für Jugendbeteiligung werden im Rahmen dieser genutzt, um Informationen zu teilen und Projekte zu koordinieren. 

Der Austausch beginnt digital, die Begegnung bleibt allerdings real. Auf diese Weise entsteht zudem eine neue Form des Ehrenamts. Sie ist spontaner, projektbezogener und besonders nah an den Interessen junger Menschen. Wer sich willkommen fühlt, bleibt gerne. 

Entscheidend ist jedoch, dass Vereine weiterhin zuhören, was Jugendliche brauchen, statt nur auf bewährte Traditionen zu setzen.

Gemeinschaft ist Zukunftsaufgabe

Laut Studien sehen 70 Prozent der Befragten Vereine noch immer als einen wichtigen Bestandteil der sozialen Integration. Trotz der sinkenden Mitgliederzahlen ist der Wunsch nach Zugehörigkeit in der jungen Gesellschaft nach wie vor ungebrochen. Wenn Vereine sich öffnen, Mitgestaltung ermöglichen und neue Formen des Engagements zulassen, entsteht wieder Leben auf den Plätzen. 

Kinder und Jugendliche suchen keinen perfekten Trainingsplan – sie suchen Orte, an denen sie sich bewegen, lachen und dazugehören dürfen. Finden sie diese, bleibt Gemeinschaft kein nostalgisches Ideal, sondern wird zu einer gelebten Erfahrung.