Don Bosco Bamberg

Beim Projekt Zahltag lernen Jugendliche, Verantwortung zu übernehmen

Als Dominik Pflaum mit der Schule fertig war, wusste er nicht so recht, wie es weitergehen sollte. Er schaffte es nicht, sich einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle zu suchen und trieb so vor sich hin. Bis er beim Projekt „Zahltag“ landete.

veröffentlicht am 28.12.2020

Morgens um acht beginnt der Tag im Projekt Zahltag. Wie viele Jugendliche kommen, weiß Pädagoge Felix Ströhlein vorher nie ganz genau: „Viele erfahren von Freunden, dass es uns gibt, und schauen dann einfach vorbei. Manche kommen nur ein einziges Mal, andere sind über Monate regelmäßig dabei.“ Dominik Pflaum kommt seit Ende 2017 hierher, zurzeit zwei- oder dreimal in der Woche. Im Büro unterschreibt er einen Vertrag für diesen einen Arbeitstag. Länger sind die Jugendlichen nicht gebunden. „Wir machen ein absolut niederschwelliges Angebot, weil entkoppelte junge Menschen so etwas brauchen, um wieder von Hilfsangeboten erreicht zu werden“, sagt Felix Ströhlein.

Dann geht es an die Arbeit. Heute müssen die Stahlseile kontrolliert werden, die das Zeltdach des „Zirkus Giovanni“ halten. Dominik Pflaum arbeitet gerne hier. Mithilfe von Felix Ströhlein hat er mittlerweile mehrere Bewerbungen geschrieben und hofft auf einen Job als Produktionshelfer bei einer Zeitarbeitsfirma. Und er hat eine berufliche Perspektive entwickelt: „Ich möchte eine Ausbildung zum Lagerlogistiker oder in der Arbeit

Gespräche auf Augenhöhe

Ein Highlight ist für viele Zahltag-Teilnehmer das gemeinsame Mittagessen. Jugendliche und Mitarbeiter sitzen zusammen am Tisch – getrennt nur durch die Corona-Vorgaben. Dass man ihnen hier auf Augenhöhe begegnet und sie so annimmt, wie sie sind, gibt den Zahltag-Teilnehmern ein Gefühl von Anerkennung. „Die Leute sind echt nett hier“, sagt Dominik. Er wohnt zu Hause bei seinen Eltern, oft kommen aber Jugendliche, die auf der Straße leben. „Ein warmes, frisch gekochtes Mittagessen gibt es für viele im normalen Alltag nicht“, erklärt Felix.

Um 14:30 Uhr endet der Arbeitstag für Dominik und seine Kollegen und das vereinbarte Taschengeld wird ausbezahlt. „Das ist für Kleinigkeiten“, erklärt der 20-Jährige. „Für die Busfahrkarte oder eine Schachtel Zigaretten.“ Es ist weniger als der Mindestlohn, denn Zahltag ist nicht dafür gedacht, dass Jugendliche hier langfristig ihren Lebensunterhalt verdienen. Das Projekt soll lediglich eine Starthilfe sein, die die jungen Menschen motiviert, wieder eine Perspektive für ihr Leben zu entwickeln.

Das Projekt Zahltag von Don Bosco in Bamberg

Das Projekt Zahltag des Don Bosco Jugendwerks Bamberg richtet sich an Jugendliche, die zu Hause oder auf der Straße sitzen, weil sie es nicht schaffen, über einen längeren Zeitraum zu arbeiten oder zu lernen. Ausgeschlossen von der Arbeitswelt, oft verurteilt von der Gesellschaft, sind sie mehr als nur ohne Arbeit – sie sind perspektivlos. Zahltag gibt ihnen die Chance, Geld zu verdienen, ohne sich längerfristig binden zu müssen. Für viele ist dieses Angebot ein erster Schritt, wieder Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Finanziert wird Zahltag durch Spenden.

Schirmherrin des Projektes Zahltag ist die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Carolina Trautner: „Bei einem Besuch vor Ort konnte ich selbst erleben, wie wertschätzend die jungen Menschen hier angenommen und unterstützt werden. Das Projekt leistet einen unschätzbaren Beitrag dazu, dass junge Menschen die Motivation finden, ihr Leben selbstverantwortlich zu gestalten – und dabei jeden Tag eine neue Chance bekommen.“
Kontakt: Felix Ströhlein, Jakobsplatz 15, 96049 Bamberg, Tel.: 0176/19657046, E-Mail: felix.stroehlein[at]donboscobamberg.de


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