Leistung und Motivation

Gute Noten mit Geld belohnen – ja oder nein?

In vielen Familien gibt es „Zeugnisgeld“ für gute Leistungen in der Schule. Was steckt dahinter? Was macht das mit den Kindern? Und welche Alternativen gibt es? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 06.06.2025

„Bald gibt es Zeugnisse und unsere Kinder, Emilia (7) und Maximilian (9), erzählen immer wieder, dass andere Kinder „Zeugnisgeld“ bekommen. Das wollen sie nun auch haben. Ich frage mich, ob das wirklich sinnvoll ist. Beide sind ganz gut in der Schule. Mein Mann und ich bestärken sie immer wieder darin, selbständig zu lernen. Wir unterstützen sie dabei dranzubleiben, auch wenn es ihnen manchmal schwerfällt, zum Beispiel bei den Hausaufgaben.“
Katharina, 38

Oft steckt hinter der „Bezahlung“ guter schulischer Leistungen der Gedanke, Kinder zum Lernen zu motivieren. Wichtig zu wissen ist, dass es zwei unterschiedliche Arten von Motivation gibt.

  • Die innere, sogenannte intrinsische Motivation: Das Kind lernt, weil es ihm selbst wichtig ist, etwas zu können und in der Schule mitzukommen.
  • Die äußere, sogenannte extrinsische Motivation: Das Kind lernt, um Belohnungen und Anerkennung von außen zu erhalten.

Äußere „extrinsische“ Motivation

Geld für gute schulische Leistungen wäre also eine äußere Motivation. Fraglich ist , ob die Wirkung des „Zeugnisgeldes“ in die Zukunft hinein wirkt und dann auch ein ganzes Schulhalbjahr anhält. Was also sind die Folgen, wenn Kinder hauptsächlich extrinsisch motiviert werden?

  • Kinder können die Haltung entwickeln: Ich leiste nur dann etwas, wenn ich dafür eine Belohnung bekomme.
  • Sie werden also mehr auf das Ergebnis achten – zum Beispiel eine gute Beurteilung oder Zensur – als auf den Weg dahin. Dies unterbindet den Antrieb, Eigeninitiative zu entwickeln.

Innere „intrinsische“ Motivation

Anders sieht es aus, wenn Kinder aus innerer – also intrinsischer Motivation heraus etwas tun:

  • Sie sind unabhängiger von äußeren Einflüssen.
  • Sie konzentrieren sich auf sich selbst und beschäftigen sich mit ihrer eigenen Entwicklung.
  • Schaffen Kinder es, sich von innen heraus anzustrengen, stärkt das ihr Selbstvertrauen und ihre Ausdauer. Das wiederum kann zu besserem Lernen und so auch zu guten Leistungen führen.

Kinder durch Ermutigung motivieren

Sie schildern, dass Sie mit Ihren Kindern in gutem Kontakt sind und sie während des Schuljahres wertschätzend begleiten.

  • Indem Sie beide auf die Aufgaben, Probleme und Fortschritte Ihrer Kinder achten, würdigen Sie auch die Anstrengungen Ihrer Kinder. Und das unabhängig vom Ergebnis, also davon, wie Ihre Kinder dafür beurteilt werden.
  • Damit stellen Sie eine gute Beziehung zu Ihren Kindern in den Vordergrund. Genau das zeigt eine ermutigende Haltung gegenüber Ihren Kindern – und fördert so auch deren innere (intrinsische) Motivation.

Lieber Zeit als Geld verschenken

Der „Zeugnistag“ ist ein besonderer Tag voller unterschiedlicher Emotionen: Kinder sind einerseits gespannt. Andererseits stehen sie auch unter Druck. Als Familie können Sie gemeinsam überlegen, wie Sie das Ende des Schuljahres gestalten möchten. Hier ein paar Anregungen als Alternativen zum „Zeugnisgeld“, mit dem ausschließlich gute Beurteilungen und Noten belohnt werden:

  • Nehmen Sie sich Zeit, um die Anstrengungen, Fortschritte und Erfolge Ihrer Kinder im letzten Schuljahr ermutigend in den Blick zu nehmen und zu würdigen.
  • Sprechen Sie darüber, wo Ihre Kinder sich (mehr) Unterstützung wünschen und wie sie mit Misserfolgen gut umgehen können.
  • Feiern Sie die Zeugnisse mit einem besonderen Essen, einem Ausflug oder anderen Aktivitäten, die den Kindern Spaß machen. Die schöne gemeinsam verbrachte Zeit bleibt Ihren Kindern bestimmt nachhaltiger im Gedächtnis als eine Geldspritze.

Text: Sabine Maria Schäfer, Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin

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