Töpfchen-Training

Sauberkeitserziehung: Begleiten statt trainieren

Mit knapp drei Jahren sind mehr als zwei Drittel aller Kinder überwiegend trocken und sauber – unabhängig davon, wie eifrig Eltern mit ihnen „üben“! Strenges Trainieren kann sogar Nachteile haben. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 01.03.2024

Für die heutigen Urgroßeltern bedeutete das noch harte Arbeit: Ungefähr 6000-mal wollen Kinder gewickelt werden, bevor sie „sauber“ und „trocken“ sind. Inzwischen gibt es Unterstützung durch Waschmaschinen und Einwegwindeln. Und auch den Druck, der Erzieherin zum Start in den Kindergarten ein „sauberes“ Kind zu übergeben, kennen Eltern heute kaum noch. Umso leichter fällt es ihnen, das Thema „Sauberkeitserziehung“ gelassen anzugehen und, statt ihr Kind immer wieder auf gut Glück aufs Töpfchen zu setzen, seine natürliche Entwicklung in Ruhe abzuwarten.

Missgeschicke sind normal

Und das ist gut so, denn bevor es seine Schließmuskeln kontrollieren kann, müssen wichtige Nervenbahnen im Rückenmark, im Gehirn und in der Blase noch ausreifen. Erst nach anderthalb, zwei Jahren kommen Kinder dem Zusammenhang zwischen dem Druck im Unterleib, der steigenden Spannung, der Erleichterung und der vollen Windel nach und nach auf die Spur. Bis dahin bleibt jede Sauberkeitserziehung nutzlos. Und selbst wenn sie das Druckgefühl schon einordnen können und melden, dass sie zur Toilette müssen, bleiben anfangs zwischen der ersten Warnung und dem Wasserlassen gerade mal fünf Sekunden. Missgeschicke sind also programmiert.

Mit knapp drei Jahren sind mehr als zwei Drittel aller Kinder überwiegend trocken und sauber – unabhängig davon, ob und wie eifrig Eltern mit ihnen „üben“! Im Gegenteil: Strenges Sauberkeitstraining kann dazu führen, dass das Kind später umso länger „einnässt“.

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo

Besser vertrauen Eltern also darauf, dass es die vollen Windeln irgendwann selbst unangenehm findet. Und dass es, wie bei allen anderen Entwicklungsaufgaben, „groß“ werden will. Ein klares Zeichen dafür ist die Neugier auf alles, was mit dem Klo zu tun hat: Deckel hoch- und zuklappen, Spülung drücken, auf den „Thron“ klettern und probesitzen ... Zu Hause möchte Lars unbedingt zuschauen, was Mama und Papa auf dem Klo anstellen. Im Zoo sind das absolute Highlight die Tiere, die öffentlich „Pipi“ und „Kaka“ machen.

Dieses Interesse können Eltern aufgreifen und fördern, indem sie

  • ihr Kind loben, wenn es eine volle Windel meldet,
  • auf seine Signale, dass es „mal muss“, achten (Beine zusammenkneifen, mit hochrotem Kopf den Druck verhalten ...), nachfragen („Musst du zur Toilette?“), mithelfen und sich mitfreuen, wenn’s rechtzeitig geklappt hat,
  • aber keinen Druck machen („Sag’ beim nächsten Mal früher Bescheid!“), weil das seine Wahrnehmung stören kann,
  • es so anziehen, dass es sich auf dem Klo schnell frei machen kann,
  • es im Sommer zu Hause auch mal nackig (ohne Hose) laufen lassen, weil das seine Aufmerksamkeit für die Ausscheidungsvorgänge fördert,
  • bei Rückfällen (etwa im Spieleifer, bei Erkrankungen oder seelischen Belastungen wie einem Umzug oder dem Verlust eines lieben Menschen) Geduld wahren.

Ohnehin müssen Eltern sich darauf einstellen, dass jedes Kind den Weg zum Klo ähnlich wie den zum ersten Schritt in seinem ganz eigenen Tempo bewältigt. Und zum „Abputzen“ werden sie sowieso noch lange gebraucht.

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