Trennung

Es ist aus! Wie sagen wir's den Kindern?

Die Eltern werden sich trennen. Sie haben nur noch gestritten und sehen keine Zukunft mehr für ihre Beziehung. Die Frage ist nun: Wann und wie sollen sie mit ihren Kindern sprechen? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners "elternbriefe".

veröffentlicht am 06.04.2021

Meine Frau und ich werden uns trennen. Wir streiten nur noch und sehen keine Zukunft mehr für unsere Beziehung. Jetzt möchte meine Frau, dass wir unseren Kindern (4 und 7 Jahre) das mitteilen. Ich finde, wir sollten es ihnen erst sagen, wenn ich eine neue Wohnung gefunden habe und ausziehe. (Alex, 35 Jahre)

Wann sagen wir, dass wir uns trennen?  

Die Frage nach dem WANN ist nicht so schwer zu beantworten: Erst dann, wenn eine endgültige Entscheidung gefallen ist und Sie eine Vorstellung davon haben, welche Veränderungen in der nahen Zukunft anstehen. Auf keinen Fall vorher. Dies würde bei Ihren Kindern nur Angst und Unsicherheit hervorrufen.  

Wie sagen wir, dass wir uns trennen?  

Die Frage nach dem WIE ist schon schwieriger. Kinder brauchen das Gespräch mit beiden Eltern. Sie brauchen das Gefühl, nicht ausgeschlossen zu sein. Und sie brauchen die Sicherheit, dass Mutter und Vater ihnen nicht verloren gehen, sondern ihnen Eltern bleiben – trotz der Trennung. Besprechen Sie mit Ihrer Partnerin, was Sie den Kindern sagen werden und wie Sie es sagen werden. Gut ist es, vorher zu überlegen, welche schwierigen Fragen auftauchen könnten und wie Sie darauf reagieren. Denken Sie daran, dass Ihre Kinder Zeit brauchen, um die Informationen zu verarbeiten. Wahrscheinlich müssen Sie das Gleiche mehrmals besprechen und erklären. Seien Sie einfühlsam und geduldig. Oft reichen kurze Sätze, um das Anliegen der Kinder zu befriedigen. Zudem wird Ihr 4-jähriges Kind anders mit der Trennung umgehen als das 7-jährige.  

Wie sollen wir uns gegenüber den Kindern verhalten?  

Vor den Kindern zu streiten oder sich gegenseitig zu beschuldigen, sollten Sie auf jeden Fall vermeiden. Wenn Sie sich nicht einig sind, können Sie Ihren Kindern z.B. sagen: „Wir denken da noch unterschiedlich. Aber wir finden bestimmt eine Lösung und reden dann mit euch darüber.“ Wichtig ist, eine ruhige und angenehme Atmosphäre zu gestalten. Achten Sie auf Ihre Wortwahl. Sprechen Sie stets wertschätzend über den anderen Elternteil als Vater und Mutter. Das vermittelt Ihren Kindern Sicherheit. Ihre Kinder lieben und achten sie beide.  

Was sollen wir über die Trennung vermitteln?  

  • Konkrete Informationen, die das tägliche Leben betreffen und Auswirkungen auf die Kinder haben: Halten Sie sich dabei an Fakten, ohne sie zu werten. So können Sie Ihren Kindern z.B. sagen, dass Mama und Papa nicht mehr zusammenleben werden und dabei gleichzeitig betonen, dass Sie beide Ihre Kinder genauso sehr lieben wie vorher. Je jünger ein Kind ist, desto weniger Informationen braucht es – und es muss nur das wissen, was für das Kind (nicht für Sie selbst!) wichtig ist.
  • Vor allem die Dinge, von denen Sie wissen, dass sie für die Kinder wichtig sind und die sich nicht verändern werden: Zum Beispiel der Nachmittag bei den Großeltern, der regelmäßige Waldspaziergang mit dem Elternteil, der auszieht …
  • Keine falschen Versprechungen! Seien Sie glaubwürdig. Wenn Sie auf manche Fragen keine Antwort haben, sagen Sie es und auch, dass Sie eine Lösung finden werden.
  • Machen Sie deutlich, dass die Kinder an dem, was passiert (ist) keine Schuld haben und nur die Erwachsenen die Verantwortung für die Lösung tragen. Die meisten Kinder glauben, sie könnten beeinflussen, ob ihre Eltern sich trennen oder nicht („Wenn ich ganz lieb bin, bleiben Mama und Papa zusammen.“)
  • Vermitteln Sie das Gefühl, immer da zu sein, wenn Ihre Kinder Fragen haben. Und auch, dass es völlig okay ist, traurig zu sein oder wütend. Oft haben Eltern in der Trennungsphase viel mit sich selbst zu tun. Gerade dann ist es wichtig, ein offenes Ohr für die Kinder zu haben. Ihre Kinder sollten sagen können, wie es ihnen geht, was ihnen gefällt und was sie nicht gut finden. Dadurch fühlen sie sich nicht so machtlos.  

Wie können wir es vermeiden, unsere Kinder zu überfordern?  

Auch wenn Ihre Kinder Ihnen in diesen chaotischen und anstrengenden Zeiten Halt geben: Allzu leicht besteht die Gefahr, sie dadurch in die Rolle des Tröstenden, des Verbündeten oder des Ersatzgesprächspartners bringen. Vermeiden Sie dies bitte. Denn das überfordert Ihre Kinder völlig und hindert sie daran, ihren eigenen Kummer zu bewältigen. Von Vorteil ist es, wenn enge Bezugspersonen der Kinder (z.B. Großeltern, Kita-Personal) über die Situation informiert sind. Dann können auch sie Ihre Kinder unterstützen, indem sie Verständnis vermitteln und mögliche Fragen beantworten.

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