Ratgeber

So gehe ich mit der Angst meines Kindes um

Ängste gehören zur kindlichen Entwicklung dazu. Doch manchmal werden sie zu groß. Kinderpsychologin Karoline Wekerle erklärt, welche Warnsignale ernst zu nehmen sind und wie Eltern ihren Kindern helfen können.

veröffentlicht am 20.02.2023

1. Hinschauen

Die Einschulung, der Wechsel auf die weiterführende Schule und die beginnende Pubertät sind umwälzende Phasen im Laufe der Kindheit. Eltern sollten ihre Kinder in diesen Zeiten aufmerksam begleiten und das Gespräch suchen, wenn sie Veränderungen bemerken.

2. Erkennen

Jüngere Kinder klagen bei Ängsten eher über körperliche Symptome wie Bauchweh. Ältere Kinder ziehen sich oft zurück. Eltern spüren solche Veränderungen, vor allem, wenn das Verhalten sehr vom natürlichen Wesen des Kindes abweicht. Will ein Kind nicht mehr mit anderen spielen, ist das bei einem extrovertierten Kind ein größeres Warnsignal als bei einem introvertierten, das ohnehin viel Zeit für sich braucht.  

3. Reden

Kinder brauchen eine besondere Stimmung, um sich öffnen zu können. Ein guter Moment kann zum Beispiel die ruhige Stunde vor dem Schlafengehen sein oder, während man gemeinsam etwas bastelt, Musik hört oder Sport macht. Wichtig ist, dass die Kinder sich in der Situation wohlfühlen.

4. Unterstützen

Eltern sollten ihr Kind in seiner Angst ernst nehmen und es zu nichts zwingen. Wer sein Kind begleitet, kleine Hilfestellungen und behutsame Anstöße gibt, kann helfen, Ängste zu verringern. Schon kleine Kinder kann man mit ins Boot holen, um gemeinsam Lösungen zu finden.

5. Stärken

Gemeinsam backen, alleine zum Bäcker oder eine Station mit dem Bus fahren: Es ist wichtig, dass ein Kind erlebt, was es alles schon kann. So trainiert es den Teil des Gehirns, der für Gefühle zuständig ist, und lenkt positive Aufmerksamkeit auf Dinge, die es bewältigt. Daneben geben Strukturen und Rituale Sicherheit im Alltag. Techniken wie Fantasiereisen oder Atemübungen helfen, zu entspannen.

6. Hilfe finden

Eine erste Anlaufstelle kann die Elternberatung „Nummer gegen Kummer“ unter 0800 – 111 0 550 (D/A) sein. Außerdem die Onlineportale www.elternseite.at in Österreich und www.eltern.bke-beratung.de in Deutschland. Für die Diagnostik sind kinderpsychiatrische Praxen oder Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) zuständig. Dort werden auch Behandlungswege besprochen. Es gibt viele Therapien, von der Verhaltenstherapie über Spieltherapien, kreative Therapien bis hin zu tiergestützten Therapien, die bei Angststörungen gute Erfolge erzielen.

Karoline Wekerle

Karoline Wekerle (47) ist Klinische- und Gesundheitspsychologin sowie Diplom-Pädagogin. Sie hat jahre­lange Erfahrung als Lehrerin und ­Elternberaterin und ist als Kindertherapeutin in einer Praxis in Wien tätig.


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