Porträt

Was Kinderbuchautor Paul Maar über Wünsche denkt

Seit seinem ersten Sams-Band ist Paul Maar sozusagen Wunsch-Experte. Briefe mit Kinderwünschen beantwortet der erfolgreiche Autor alle selbst – und ermutigt die kleinen Absender, an sich zu glauben und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

veröffentlicht am 01.09.2018

Fast täglich erreichen ihn Briefe von Kindern, die ihre Wünsche an ihn richten. Seit dem ersten Sams-Band (1973) ist Paul Maar sozusagen Wunsch-Experte. Oft sind es ganz banale Kinderwünsche nach einer Playstation oder einem Spielzeug, manchmal sind aber auch sehr berührende darunter, erzählt er mit sonorer und ruhiger Stimme. „Das klingt dann etwa so: ‚Ich habe das Sams-Buch schon dreimal gelesen und nachts, wenn ich im Bett liege, stelle ich mir vor, das Sams kommt zu mir und hat einen Wunschpunkt für mich frei. Dann würde ich mir wünschen, dass der Papa von dieser anderen Frau weggeht und wieder zu uns in die Familie zurückkehrt.‘“

Paul Maar beantwortet jeden dieser Briefe selbst. Bei den emotionalen nimmt er sich besonders Zeit. Trotz seiner 80 Jahre kann sich der erfolgreiche Kinderbuchautor und Illustrator noch gut in seine eigene Kindheit hineinversetzen. Seine Mutter starb, als er zwei Monate alt war, er erlebte die schweren Bombennächte in Schweinfurt mit, sein Vater geriet in Kriegsgefangenschaft. „Ich schreibe dann, dass ich gut nachempfinden kann, dass das Kind in einer schwierigen Situation ist, weil ich die als Junge auch hatte. Ich kann nicht lügen und einfach sagen, dass bestimmt alles wieder gut wird. Stattdessen ermutige ich es, innerlich stark zu sein. Jeder Mensch hat einen festen Kern in sich und wenn er an den glaubt, schafft er es auch, mit solch einer Situation fertigzuwerden.“

In seinem Haus begegnet man dem Sams immer wieder

An sich glauben und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen – das trifft für Paul Maar auch auf die Erfüllung von Wünschen zu. In seinem Haus begegnet man immer wieder dem Sams. Sei es im Büro als Plüschtier auf dem Stuhl oder aufgemalt auf einer Kiste unter einem Tischchen im Flur. Dennoch: „Man kann nicht auf ein Sams oder eine Fee warten“, erklärt er. „Wünsche sind Aufforderungen, etwas zu tun.“ Das will er auch den Kindern vermitteln. „Es gibt da zum Beispiel eine Stelle, wo das Sams, dieses fabelhafte Wesen, sagt: ‚Selbst ein Schwein lernt ­Violine, wenn es nur nicht locker lässt.‘“

So sind auch für Paul Maar wenige Wünsche offengeblieben – einer begleitet ihn jedoch sein Leben lang: „Ich hätte gerne gewusst, wie meine Mutter war.“