Sakramentenvorbereitung

Wir gehen zur Kommunion – oder doch nicht?

Die Familien im Umfeld unserer Autorin Stefanie Kortmann bereiten sich auf die Erstkommunion vor, nächstes Jahr ist die eigene Tochter dran. Die Mutter kämpft mit Zweifeln und Fragen. Die entscheidende Antwort liefert eine Freundin.

veröffentlicht am 01.02.2022

Heute geht es so richtig los für Greta, unser Nachbarskind. Die Neunjährige wird mit ihrer Mama und der Oma ein Kommunionkleid kaufen. Kleider kaufen in Zeiten von Corona ist nicht so einfach. Für die Anprobe mussten in den Geschäften extra Termine vereinbart werden. Trotzdem: Die Vorfreude ist groß!

Mehr als 30 Veranstaltungen stehen für die Grundschülerin im Tour-Kalender zur ersten heiligen Kommunion. Von Basteln bis Beichten, von Seelsorgeunterricht bis Weggottesdienst ist alles dabei. Nicht alles mag Greta, aber die Erstkommunion, so viel hat sie schon verstanden, ist nicht nur Spaß, sondern vor allem ein langer Weg mit vielen verpflichtenden Meilensteinen. Mehr als einmal wollte sie lieber mit den Freundinnen spielen statt in die Kirche zu gehen, wo sie auf einen Pfarrer trifft, der grundsätzlich leider wenig Zugang zu Kindern findet. Dicke Tränen waren dann zu trocknen.

Begeisterung sieht anders aus

Begeisterung sieht anders aus, denke ich und frage mich, ob diese Art der Vorbereitung zielführend ist. Wird Greta Jesus in ihr Leben lassen? Wird sie sich auf ihrem weiteren Weg Gott anvertrauen können? Wird der Glaube für sie eine Bereicherung sein? Oder ist sie nach dem Weißen Sonntag „fertig“ mit allem, was Kirche angeht? Sie wäre nicht das erste Kind in meinem Umfeld, das nach dem Schlussakkord der Dankmesse das Kapitel Kirche für sich beendet, analog zu den Eltern, die nie wieder gesehen werden.

Schon im nächsten Jahr wird Christina, meine Tochter, in einem Geschäft stehen und Kleider anprobieren. Dann soll auch sie zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten. Hier auf dem Dorf, wo gleich neben dem katholischen Kindergarten die katholische Grundschule steht, macht man das traditionell noch so, wenn auch mit deutlich abnehmender Resonanz.

In unserer Familie gingen bislang alle Kinder zur Kommunion. Und natürlich wünscht sich auch die Oma, selbst streng katholisch erzogen, das für ihre Enkelin, unbedingt sogar. Aber was ist mit mir? Ich hadere. Ist diese Kirche, in der Mädchen nur das nachrangige Geschlecht sind, die richtige Kirche für meine Tochter? Schließlich predige ich im Alltag permanent vom Recht auf Gleichberechtigung. Und sind die vielen Missbrauchsskandale für uns Eltern nicht eigentlich Grund genug, das Weite zu suchen? Wie glaubwürdig ist diese Kirche, an deren Altar mein Kind stehen soll, um sich zu ihr zu bekennen?

Wie glaubwürdig bin ich, wenn ich an der Kirche (ver)zweifle und gleichzeitig meine Tochter dorthin schicke?

Neben diesen Zweifeln spült das kommende Ereignis auch die Frage nach meiner Beziehung zur Kirche nach oben. Wie glaubwürdig bin ich, wenn ich an der Kirche (ver)zweifle und gleichzeitig Christina dorthin schicke? Bin ich ausreichend verankert, um sie weiterhin aufrichtig in diesem Glauben aufwachsen zu lassen?

Eine liebe Freundin befreit mich aus diesem Gedankenkarussell. Sie sagt, Erstkommunion ist immer auch das, was du draus machst. Die vielen Termine können auch bereichernde Begegnungen sein – für das Kind und die Eltern. Der Seelsorgeunterricht kann auch Impulsgeber sein für tiefergehende Gespräche in den Familien. Und der Weiße Sonntag kann ein Fest sein, bei dem das Kind gefeiert wird, weil es in den Kreis der Großen aufgenommen wird. Nicht alles muss man gut finden, aber in der Kommunion lässt sich viel Gutes finden. Dieser Gedanke gefällt mir. Er wird uns durch die Zeit begleiten. Machen wir uns auf den Weg!


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