Gewinn durch Verzicht

Mit Kindern durch die Fastenzeit

40 Tage lang bereiten sich Christinnen und Christen in der Fastenzeit auf Ostern vor. Woher die Tradition kommt und wie wir sie als Familie begehen können.

veröffentlicht am 28.02.2022

Was ist die Fastenzeit?

In der Fastenzeit bereiten sich Katholikinnen und Katholiken auf Ostern vor, das Fest zum Gedächtnis an den Tod und die Auferstehung Jesu. Durch das Beten, Fasten und die Sorge füreinander sollen sie in diesen Wochen Buße tun und so Gott wieder mehr Raum in ihrem Leben geben.

Fasten meint im strengen Sinne nur eine volle Mahlzeit und zwei kleinere Stärkungen pro Tag zu essen. Üblicher ist aber der Verzicht auf liebgewonnene, als angenehm empfundene Dinge wie Gummibärchen, Alkohol oder auch das Smartphone. An Aschermittwoch und Karfreitag sollen Katholiken aber tatsächlich streng fasten und zudem auf Fleisch verzichten. Neben dem Fasten sollen sich die Gläubigen in der „österlichen Bußzeit“ außerdem für Menschen in Not einsetzen, etwa durch entsprechende Spenden, und verstärkt beten. Das kann durch in den Alltag integrierte Gebete geschehen oder etwa durch die Teilnahme an Besinnungstagen oder Fastenpredigten.

Wann wird die Fastenzeit begangen und wie lange dauert sie?

Die Fastenzeit beginnt jedes Jahr mit dem Aschermittwoch und dauert bis Gründonnerstag. An welchem Tag im Jahr die Fastenzeit genau beginnt, ist abhängig davon, auf welchen Tag der Ostersonntag fällt. Aus symbolischen Gründen ist die Fastenzeit 40 Tage lang – wenn man bei der Berechnung etwas trickst. Rechnet man alle Tage der Fastenzeit zusammen und zieht die Sonntage ab, da sie nicht als Fastentage gelten, erhält man 38 Tage. Zählt man nun auch Karfreitag und Karsamstag dazu, das sogenannte Osterfasten, erhält man 40 Tage. Streng genommen zählen sie zwar nicht zur Fastenzeit, als Fastentage werden sie aber dennoch bei der Berechnung berücksichtigt.

Die Dauer von 40 Tagen und Nächten geht zurück auf das Fasten Jesu in der Wüste. Aber auch an anderen Stellen in der Bibel spielt die Zahl 40 eine wichtige Rolle, etwa beim Auszug der Israeliten aus Ägypten. Nachdem sie das Land verlassen hatten, zogen sie dem Alten Testament zufolge 40 Jahre durch die Wüste.

Wie können wir die Fastenzeit mit der Familie gestalten?

Beim Gedanken an Umkehr und Verzicht steht für viele das Durchhalten im Mittelpunkt. Johanna Brunner vom Amt für Ehe und Familie der Diözese Bozen-Brixen erklärt, wie wir in der Fastenzeit mit der Familie den Blick auf das richten können, was wir durch gezieltes Weglassen gewinnen. Bei all dem gilt: Zusammen geht es leichter. Die Familie kann sich gegenseitig unterstützen und sich gemeinsam Ziele setzen. Drei Ideen für die Fastenzeit mit Kindern:

  • Nörgel-Verzicht: Suchen Sie gemeinsam mit der ganzen Familie etwas, bei dem ein Verzicht zwar allen schwer fällt, aber auch allen gut tun würde. Wie wäre es zum Beispiel, am Esstisch Negatives bewusst wegzulassen und nicht zu nörgeln?
  • Jemandem etwas Gutes tun: Überlegen Sie, wem in Ihrem Umfeld sie etwas Gutes tun können. Das kann durch bewusstes Teilen geschehen oder auch durch regelmäßige Besuche oder einen Gruß, der dieser Person immer wieder Freude bereitet.
  • Gemeinsam über Umkehr nachdenken: Sprechen Sie als Familie darüber, wann Sie einmal umkehren mussten und wie sich das für Sie angefühlt hat. Was hat sich im Vergleich zum Hinweg verändert? Wie hat es sich für Sie angefühlt, zu erkennen, dass Sie falsch gelaufen sind?

Weitere Tipps auch zu anderen Festen und Feiertagen finden Sie im Impulskarten-Set „Familien feiern Feste“ (€ 12,00) der Diözesen Bozen-Brixen, Graz-Seckau und Innsbruck.

Sollen alle Gläubigen fasten?

Die Verpflichtung, an Aschermittwoch und Karfreitag streng zu fasten, also sich auf eine volle Mahlzeit und zwei kleine Stärkungen pro Tag zu beschränken, gilt in der katholischen Kirche offiziell für Menschen zwischen 18 und 59 Jahren. Kinder, Jugendliche und Erwachsene ab 60 Jahren sind hiervon ausgenommen. Auf Fleisch verzichten sollen an diesen Tagen aber bereits alle Menschen ab 14 Jahren, also auch Jugendliche und Gläubige, die 60 Jahre oder älter sind. Ausnahmen gelten außerdem bei Krankheit, Reisen, als Gast am fremden Tisch oder bei schwerer körperlicher Arbeit.

Was begehen wir am Aschermittwoch?

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Als Symbol für Vergänglichkeit, Buße und Reinigung bezeichnet der Priester die Stirn der Gläubigen mit einem Aschekreuz. Die Asche hierzu wird traditionell aus den Palmzweigen des Palmsonntags des Vorjahres gewonnen. Während das Aschezeichen spendet, spricht er die Worte: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“ (Gen 3,19) oder „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Bevor im 10. Jahrhundert das Aschekreuz nach und nach zu einem Symbol für alle Gläubigen wurde, richtete sich das Ritual an Menschen, die dazu verpflichtet wurden. Sie mussten am Anfang der Fastenzeit ein Bußgewand anlegen und wurden mit Asche bestreut. Dieser Brauch ging verloren und wurde nach und nach durch das Aschekreuz für alle Gläubigen ersetzt. Papst Urban II. empfahl die Aschenbestreuung im Jahr 1091 für die ganze Kirche.

Was ist die Karwoche?

Als Karwoche bezeichnen Christen im deutschsprachigen Raum die sieben Tage von Palmsonntag bis Karsamstag. Auch Gründonnerstag und Karfreitag fallen in die Karwoche, die den Höhepunkt der Fastenzeit bildet. Außerhalb des deutschsprachigen Raums werden in der Regel Ostersonntag und Ostermontag mit einbezogen und es wird von der Heiligen Woche gesprochen.

Die Woche beginnt mit der Feier des Einzugs Jesu in Jerusalem am Palmsonntag. Am Gründonnerstag erinnern Christen an das letzten Abendmahl, das Jesus mit den zwölf Aposteln beging und das seinem Leiden und Sterben vorausging. Daran erinnert der Karfreitag. Auf die Grabesruhe am Karsamstag folgt die Feier der Auferstehung Jesu in der Osternacht, am Ostersonntag und am Ostermontag. Liturgisch betrachtet gelten Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und die Osternacht als ein Hochfest und eine liturgische Feier, das sogenannte „Triduum Sacrum“.

Gibt es Fastenzeiten auch in anderen Religionen?

Neben dem Christentum kennen auch die anderen vier Weltreligionen das Fasten.

  • Islam: Muslime fasten einmal im Jahr während des Ramadan. 29 bis 30 Tage lang verzichten sie zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen, Trinken und Sex. Der Fastenmonat erinnert an die Offenbarung des Koran gegenüber dem Propheten Mohammed. Vor Sonnenaufgang ist eine leichte Mahlzeit erlaubt. Nach Sonnenuntergang wird im Kreis von Freunden und Familie das Fasten gebrochen.
  • Judentum: Für Juden gibt es einzelne Fastentage im Jahr. Der bedeutendste unter ihnen ist das Hauptfest Jom Kippur. Von kurz vor Sonnenuntergang des Vortags bis zum nächsten Sonnenuntergang Essen und Trinken streng fastende Juden für 25 Stunden nichts und rauchen auch nicht.
  • Buddhismus: Das Fasten ist im Buddhismus nicht fest geregelt. Es liegt im Ermessen jedes einzelnen. Je nach Strömung und Region gibt es aber auch hier Tage, an denen viele Menschen fasten. Eine besondere Form findet sich bei vielen buddhistischen Mönchen. Sie essen nach dem Mittagessen erst wieder am kommenden Morgen, damit sie weder Hunger noch Völlegefühl beim Meditieren ablenkt.
  • Hinduismus: Auch im Hinduismus gibt es keine festgeschriebenen allgemeinen Fastenzeiten. Gurus oder Möche, die asketisch Leben und auf nicht überlebensnotwendige Dinge verzichte, genießen aber ein hohes Ansehen genießen. Je nach Ausrichtung auf bestimmte Strömungen oder Gurus fasten auch Gläubige zu bestimmten Zeiten, etwa anlässlich des Ehrentags bestimmter Götter.

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