Studie

So geht es jungen Menschen während der Berufswahl

Das Jugendpastoralinstitut der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern hat junge Menschen gefragt, welche Erwartungen und Wünsche sie in der Berufswahl-Phase haben. Studienleiterin Katharina Karl berichtet über die Ergebnisse.

veröffentlicht am 30.01.2021

Junge Menschen in der Berufswahlphase befinden sich an einem wichtigen Punkt ihres Lebens. Das Jugendpastoralinstitut (JPI) hat 25 junge Menschen aus unterschiedlichen Ausbildungs- und Studienfeldern nach ihren Erwartungen und Wünschen gefragt. Studienleiterin Katharina Karl berichtet von den Ergebnissen und erklärt, wie Eltern ihre Kinder am besten unterstützen können.

Frau Karl, wieso beschäftigen Sie sich mit dem Thema Berufswahl?
Als Pastoraltheologin interessieren mich alle menschlichen Themen. Gerade biografische Schnittstellen sind interessant, weil Menschen in diesen Zeiten oft besonders verletzlich sind. Anlass für unsere Studie war die Jugendsynode 2018 in Rom. Das Thema Berufswahl hatte noch nie im Fokus der Jugendpastoral gestanden, deshalb fiel die Wahl darauf.

Mit welchen Herausforderungen sehen sich junge Menschen heute bei der Berufsfindung konfrontiert?
Die Wahlmöglichkeiten sind sehr groß und je mehr es gibt, desto schwerer fällt die Entscheidung. Viele kritisieren zudem, dass sie sich durch die Schule nicht ausreichend vorbereitet fühlen. Auch würden sie sich gerne erstmal in einem Beruf ausprobieren, um herauszufinden, ob er etwas für sie ist. Junge Leute denken heute eher in beruflichen Etappen, deshalb ist es ihnen wichtig, einen Plan B zu entwickeln.

Welche Rolle spielen die Eltern in dieser Zeit?
Eltern nehmen eine Schlüsselfunktion ein, allerdings durchaus ambivalent. Junge Leute erleben es als hilfreich, wenn Eltern als Mentoren im Hintergrund bleiben. Sie freuen sich über vertrauenswürdige Gesprächspartner, die bei Bedarf auch konkret unterstützen. Hohe Erwartungen der Eltern an ihre Kinder verunsichern dagegen. Sie wissen dann oft nicht, ob sie bei der Berufswahl ihren eigenen Interessen folgen oder den Erwartungen ihrer Eltern. Auch wer von seinen Eltern unterschätzt und wenig gefördert wird, hat Nachteile. 

Was wünschen sich Jugendliche von ihren Eltern?
Ihre eigenen Wege gehen zu können, frei entscheiden zu dürfen, aber dabei nicht alleine sein. Wichtig ist eine zurückhaltende Unterstützung, die häufig erst auffällt, wenn sie fehlt. Die Jugendlichen brauchen verlässlichen Rückhalt durch die Familie und die Sicherheit, aufgefangen zu werden, wenn sie ihre Wahl bereuen und etwas Neues anfangen möchten.

Ihr Buch heißt „Beruf(en) leben“. Welche Bedeutung hat Berufung heute noch?
Berufung im theologischen Sinn wird oft in Verbindung gebracht mit einer besonderen Bestimmung. Gott beruft mich zu etwas, zur Antwort auf seinen Ruf. Für Jugendliche bedeutet es eher, für einen Job zu brennen, darin Erfüllung, Freunde und Gemeinschaft zu finden und sich in seinem Lebenswurf eingebettet zu fühlen. Glück und Sinn bedeuten ihnen mehr als Erfolg oder Geld. Als Antrieb wurden auch eine eigene Wohnung oder ein Auto genannt, jedoch nicht als Statussymbol, sondern als ein Zeichen von Lebensqualität.

Porträt Katharina Karl

Katharina Karl ist seit Herbst 2020 Professorin für Pastoraltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zuvor leitete sie das Jugendpastoralinstitut der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern.

Diese Berufe liegen in Deutschland im Trend

Rund 325 Ausbildungsstellen, mehr als 18.000 Studiengänge und eine Vielzahl aus ungeschützten Abschlüssen stehen in Deutschland zur Verfügung.

Die beliebtesten Ausbildungsberufe

Jungen:

Beruf

Zahl der Auszubildenden

Kraftfahrzeugmechatroniker

21.490

Fachinformatiker

13.820

Elektroniker

12.700

Mädchen:

Beruf

Zahl der Auszubildenden

Kauffrau für Büromanagement

19.650

Medizinische Fachangestellte

15.960

Einzelhandelskauffrau

13.740

Quelle: Statistisches Bundesamt

Die beliebtesten Studiengänge

Fachbereich

Zahl der Studierenden

Betriebswirtschaftslehre

236.951

Informatik

127.537

Rechtswissenschaft

117.117

Maschinenbau

104.177

Medizin

98.736

Quelle: Statista.de

Branchen mit Fachkräftemangel

Hörgeräteakustik
Automatisierungstechnik
Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Altenpflege
Mechatronik

Quelle: verschiedene u.a. www.bibb.de

Akademische Berufe mit Fachkräftemangel

Ingenieur*innen
IT-Berufe
Naturwissenschaftler*innen
Mediziner*innen

Quelle: Aus einer Liste von Mangelberufe.de/facharbeiter abgeleitet

Trendbranchen 2021

Automobilindustrie
Baugewerbe
Bauindustrie
Chemische Industrie
Elektroindustrie

Quelle: Karrierebibel.de

Die beliebtesten Ausbildungsberufe in Österreich

Im Jahr 2019 in Österreich am meisten nachgefragte Lehrberufe (in Prozent der insgesamt nachgefragten Lehrberufe):

Einzelhandelskauffrau/-mann (15,1 Prozent)
Bürokauffrau/-mann (7,9 Prozent)
Kfz-Techniker/in (7 Prozent)

Quelle: statista.com


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