Statements

Friedenserziehung bei Don Bosco

Frieden muss eingeübt werden. In den Einrichtungen und Projekten der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern wird genau das tagtäglich getan – auf ganz unterschiedliche Weise. Ein exemplarischer Streifzug.

veröffentlicht am 22.05.2025

Rollenspiele mit Aha-Effekt

Portrait Mike Goldsmits

Frieden beginnt im Kleinen – mit achtsamer Kommunikation und dem Mut, Konflikte anzusprechen. In den Don Bosco Jugendbildungsstätten setzen wir auf erlebnisorientierte Ansätze, um Jugendliche für diese Themen zu sensibilisieren. In einem unserer Seminare erkannte zum Beispiel eine 9. Klasse, wie leicht Missverständnisse zu Konflikten führen können. In Rollenspielen analysierten die Jugendlichen Alltagssituationen und lernten, bewusst zuzuhören, nachzufragen und selbst zu Friedensstiftern und -stifterinnen zu werden. Sie erfuhren, dass Frieden im Alltag – im Klassenzimmer, im Freundeskreis, in der Familie – beginnt und jeder dazu beitragen kann. Ihre Bilanz nach drei erlebnisreichen Tagen: „Ich werde genauer hinhören“, „Nicht jedes Wort persönlich nehmen“, „Konflikte ansprechen, bevor sie groß werden“.

Bruder Mike Goldsmits leitet die Jugendbildungsstätte Don Bosco in Jünkerath. Sie ist einer von vier Standorten der Jugendbildung in der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos.

 

Begegnung auf Augenhöhe im Schulalltag

Portrait Elisabeth Siegl

Wir sind alle unterschiedlich. Doch keiner ist dabei besser oder schlechter. Vielmehr gilt es, in all dieser Verschiedenheit das gemeinsame Menschsein und die damit verbundene Würde zu entdecken. Zum Beispiel bei Schulgottesdiensten, an Oasentagen oder bei unseren Chillabenden. Schülerinnen und Schüler aller Klassen und Schultypen verbringen miteinander Zeit, begegnen einander beim Spielen, beim Feiern, beim Essen – und scheinbare Grenzen verschwinden. Ganz besonders wichtig ist mir der Austausch mit den bosniakisch-muslimischen Nachbarn auf der anderen Straßenseite. Wenn Jugendliche die ­Moschee betreten und auf Augenhöhe mit Muslimen ins Gespräch kommen können, wird der eigene Horizont erweitert und Angst abgebaut. Es geht darum, dass jede und jeder selbstverständlich da sein darf und so seinen eigenen Wert und damit auch den der anderen erkennt. Das ist für mich der Grundstein zum Frieden.

Schwester Elisabeth Siegl ist Schulseelsorgerin und Religionslehrerin an den Don Bosco Schulen in Vöcklabruck. Gegenseitige Wertschätzung und eine familiäre Atmosphäre prägen hier das Miteinander.

 

Friedenserfahrung im Freiwilligendienst

Portrait Manuel

Bereits vor meinem Freiwilligendienst habe ich mir Gedanken zum Thema Frieden gemacht. Ich habe ihn mir immer als einen Frieden vorgestellt, der viele Farben und Welten zulässt und so selbstverständlich ist, dass man ihn in der Schule nicht mehr als fernes Konzept besprechen muss. In Kolumbien habe ich ein Land kennen­gelernt, das unter Gewalt, Drogen und Korruption leidet. Trotzdem sind die Menschen glücklich. Hier erlebe ich, dass Frieden und Frohsinn mehr Wert haben als Besitztümer. Der Freiwilligendienst verändert meine Sicht auf Frieden deutlich. Ein Wandel im Globalen Süden muss durch die Völker selbst herbeigeführt werden, und wir aus Deutschland können nur unterstützen und solidarisch sein. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn er es sein sollte. Jedes Volk verdient Frieden – das ist heute wichtiger denn je.

Manuel aus Bonn macht seit September einen Freiwilligendienst als Don Bosco Volunteer in Medellín. Er arbeitet in der Ciudad Don Bosco mit, einem großen Jugendhilfezentrum, und unterstützt ehemalige Kindersoldaten.
 


Miteinander der Nationen

Portrait Josua Schwab

Die Aula füllt sich. Alle sind aufgeregt. Das große Konzert steht an. Trommeln ertönen, dann stimmen die Glockenspiele ein, da plötzlich eine Flöte, dazu das Klavier. Kinder singen und tanzen. Der Raum verwandelt sich in eine Melodie. Frieden hat einen Klang. Hier wird er hörbar. Die 160 Kinder und Jugendlichen, die das Don Bosco Learning Centre besuchen, kommen aus 30 verschiedenen Nationen. Jeden Tag lernen und spielen sie zusammen, geben in ihrem Miteinander eine hoffnungsstarke Botschaft: Frieden ist möglich! Natürlich gehören Konflikte dazu. Einen guten Umgang damit zu lernen, ist Teil unseres neuen intensivpädagogischen Förderprogramms, zu dem auch ein gartenpädagogisches Projekt gehört. Frieden ist nichts, was von oben diktiert wird, sondern von unten wächst. Wie in unserem Student Council, in den Kinder gewählt werden, die dort regel­mäßig beraten und Verantwortung übernehmen.

Pater Josua Schwab ist Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Sankt Paul in Istanbul und leitet das Don Bosco Learning Centre, einem wichtigen Ankerpunkt für Familien und junge Geflüchtete.

 

Trainingsplatz für Respekt und Fairness

Portrait Pater Bernhard Maier

Kann Sport ein Weg zu mehr Frieden sein? Ja, Sport ist ein gutes Lernfeld dafür, wenn der Kampfeswille nicht dominiert. Denn trotz des Wettbewerbsgedankens kann Sport Anlass für Freundschaft und friedvolle Begegnungen sein. Der Fairness- und Friedensgedanke muss allerdings früh eingeübt werden. Im Schulsport habe ich immer Wert darauf gelegt, sich vor und nach dem Wettkampf mit Handschlag zu begrüßen beziehungsweise zu verabschieden. Einander aufhelfen, trösten, schlichten, sich entschuldigen – auch das gehört dazu. Künstlerisch hervorragend dargestellt ist das respektvolle Miteinander im Sport in der Turnhalle des Don Bosco-Gymnasiums in Unterwaltersdorf – auf einer mehr als 40 Meter langen Sportethikwand. Hier kann man studieren, wie Sport gleichzeitig kämpferisch, spielerisch und friedvoll gestaltet werden kann.

Pater Bernhard Maier war schon immer sportlich unterwegs – nicht nur als Sportlehrer, sondern auch 30 Jahre lang als Olympia- und Paralympics-Seelsorger und 15 Jahre als Universitätsdozent für Sportethik. Seit 2021 ist er Direktor der Salesianergemeinschaft in Amstetten

 

Toleranz als Herausforderung und Chance

Portrait Lydia Kaps

In unser Kinder- und Jugendzentrum, das am Stadtrand Magdeburgs in einem Plattenbauviertel liegt, kommen Kinder und Jugendliche aus Familien verschiedener Bildungsschichten, Religionen und mit unterschiedlichen politischen Meinungen. Unsere Kinder und Jugendlichen sind aus Deutschland, dem Nahen Osten, Polen, der ­Ukraine, dem Kosovo, Afrika und aus Portugal. Sie besuchen verschiedene Förderschulen, die Grundschule, Sekundarschule, das Gymnasium oder befinden sich in der Ausbildung. Auch wenn es immer heißt, die ­Angebote in einem Offenen Haus müssen niederschwellig sein, so ist es schon für alle eine Herausforderung, friedlich miteinander die Freizeit zu verbringen. Damit das gelingen kann, erziehen wir uns gegenseitig zu Toleranz. Wir hören uns zu und behandeln alle mit Respekt. Dazu gehört auch, dass bei uns nicht in der Herkunftssprache gesprochen wird, denn niemand soll ausgeschlossen werden. Es ist nicht immer leicht, aber im Allgemeinen gelingt es.

Schwester Lydia Kaps hat das Kinder- und Jugendzentrum Don Bosco in Magdeburg mitgegründet und leitet es seit seiner Eröffnung 1993. Sie will die Kinder und Jugendlichen in ihrem Alltag begleiten und ihnen zeigen, wie wertvoll sie sind.


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