Bereicherung fürs Leben

Gemeinsam unterwegs: Wie wichtig Freunde für Ordensleute sind

Josua Schwab, Salesianer Don Boscos in Sannerz, und Martina Kuda, Don Bosco Schwester in Stams, haben beide noch aus ihrer Kindheit Freundinnen und Freunde, die sie nicht missen wollen. Daher investieren sie in diese Freundschaften.

veröffentlicht am 22.05.2023

„Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit“

Josua Schwab

Ich habe keinen besten Freund und auch keine beste Freundin, denn für mich hat Freundschaft einen Wert in sich. Da geht’s nicht um ein Ranking oder um Konkurrenz. Ich habe vielmehr einen engen Kreis von sehr guten Freundinnen und Freunden. Einige kenne ich aus meiner Kindheit und Jugend, vor allem aus meiner Zeit als Ministrant. Andere sind während meines Studiums in Freiburg und Benediktbeuern dazugestoßen. Sie alle kommen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten und -abschnitten und sind mit mir verbunden geblieben – und ich mit ihnen. Denn Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Freundschaft ist eine Beziehung, in der man miteinander wächst und die manchmal auch Krisen und Konflikte durchläuft. Um vertraut miteinander umgehen zu können, muss man sich Zeit füreinander nehmen. Ich verabrede mich daher immer wieder mit Freunden zum Lagerfeuer oder gehe mit ihnen in die Natur. Jetzt im Sommer plane ich zum Beispiel mit einem Freund eine Rucksacktour im Südschwarzwald.

Besonders freut es mich, wenn sich meine Freunde untereinander vernetzen und selbst zu Freunden werden. Wenn sie sich über meine Profess- oder Geburtstagsfeiern kennenlernen und daraus mehr entsteht. Freunde sind tragend fürs Leben, und ich wünsche jedem das Glück und den Segen, gute Freunde zu ­haben.

Josua Schwab (33) nimmt sich bewusst Zeit für seine Freunde und hält den Kontakt aufrecht. Der Salesianer Don Boscos weiß: Beide Seiten müssen in eine Freundschaft investieren.

„Wir haben eine starke Vertrauensbasis“

Martina Kuda

Ich bin Einzelkind. Für mich sind manche Freunde wie Geschwister. Da sind zum Beispiel die Zwillinge Ulli und Anni. Als ich zwölf Jahre alt war, bin ich zufällig durch eine Zeitungsannonce für Brieffreundschaften auf sie gestoßen, weil mir ihr Nachname so bekannt vorkam. Es waren die Töchter eines alten Schulkollegen meines Vaters. Ich fing an, mit Ulli Briefe zu schreiben, und es dauerte nicht lange, bis wir uns trafen und zu echten Freundinnen wurden. Und nicht nur wir. Schnell lernte ich ihre Schwester kennen, und durch unseren Kontakt wurde auch die Freundschaft unserer Väter wieder reaktiviert.

Mich verbindet sehr viel mit diesen Freundinnen. Wir haben seit unserer Jugend viel miteinander erlebt. Mit Anfang 20 waren wir gemeinsam auf der Suche nach dem Sinn im Leben. Dann bin ich in den Orden eingetreten. Wir haben uns jedoch nie aus den Augen verloren. Bei Ulli durfte ich Trauzeugin sein, bei der ältesten Tochter von Anni bin ich die Taufpatin. Wir haben eine starke Vertrauensbasis: Auch wenn wir uns längere Zeit nicht sehen, ist dieses Gefühl der Vertrautheit sofort da, wenn wir uns treffen. Wir können über alles sprechen, was uns bewegt. So nehmen wir teil am Leben der anderen, an Freude und Leid. Das macht für mich eine Freundschaft aus.

Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid: So versteht die Don Bosco Schwester Martina Kuda (49) Freundschaften und lebt sie auch.


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