Bildung gegen Armut

Bischof Vella über die Jugendlichen auf Madagaskar

Über die Situation von jungen Menschen in der Republik im Indischen Ozean und die Arbeit der Salesianer Don Boscos. Ein Gespräch mit Bischof Rosario Vella.

veröffentlicht am 31.12.2016

Wie ist die Situation der jungen Menschen in Madagaskar?
Bischof Rosario Vella: Die jungen Menschen in Madagaskar haben es schwer! Ihre Welt hat sich total verändert! Früher lebten alle von der Landwirtschaft und in traditionellen Strukturen. Jetzt erleben sie, dass es auch ein anderes, moderneres Leben gibt. Sie wollen daran teilnehmen. Das bleibt aber den meisten verwehrt. Nur wenige können sich Autos, Handys, teure Kleidung leisten. Rund 13 Prozent der Bevölkerung auf Madagaskar teilen sich rund 90 Prozent des Vermögens. Die anderen leben in Armut! Viele junge Menschen sind frustriert, weil es keine Arbeit gibt. Dadurch haben sie auch nicht die Chance, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben. Sie können auch keine Familie gründen. Die jungen Männer und Frauen haben Ideale, die aber an der Realität scheitern. Sie möchten ein anderes Lebensmodell. Das wird ihnen auch durch das Fernsehen suggeriert. Aber sie haben keine Chance. Deshalb fühlen viele sich um ihre Träume betrogen.

Was unternimmt Don Bosco?
Bischof Rosario Vella: Wir bauen zum Beispiel Schulen und bilden Lehrer aus. Vor allem arme Familien auf dem Land sollen Zugang zu Bildung bekommen. Die staatlichen Bildungsstrukturen auf der Insel sind sehr schlecht. Der Staat müsste viel mehr in sein Schulsystem investieren und Lehrer müssten viel besser ausgebildet werden. Die Schulgebäude sind marode und das Lehrmaterial ist veraltet. Don Bosco ist bei der Regierung hoch angesehen. Deshalb klappt die Zusammenarbeit gut. Wir werden auch als Berater hinzugezogen und entwickeln Schulprogramme. Wir genießen großes Vertrauen von Seiten der Ministerien.  Viele junge Menschen erreichen wir zudem über das Radio Don Bosco. Wir senden dort Meldungen, Kulturbeiträge, aber auch Musik, die den Jugendlichen gefällt. Unsere Sendungen werden auf der ganzen Insel gehört. So erreichen wir junge Menschen in den abgelegensten Orten. Das Radio ist ein wichtiger Beitrag zur Bildung.

Viele junge Männer und Frauen auf Madagaskar studieren. Das war früher nicht so. Aber auch mit Universitätsabschluss finden sie keine Arbeit. Die wenigen Arbeitsplätze, die es gibt, werden unter der Hand vergeben. Korruption ist weit verbreitet und ein großes Problem.

Lohnt sich dann ein Studium überhaupt?
Bischof Rosario Vella: Bildung ist immer wertvoll und macht eine Kultur aus. Das hilft einem immer im Leben weiter! Es erweitert den Horizont. Auch wenn man nachher auf dem Feld arbeiten muss, das ist ganz egal. Das Wissen, das man sich angeeignet hat, geht nicht verloren, sondern bereichert einen. Den Koffer, gefüllt mit Wissen, kann man überallhin mitnehmen. Bildung und Kultur tragen dazu bei, Völker zu entwickeln. Das ist eine Investition, die sich immer lohnt!

Mehr Informationen über die Arbeit der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern auf Madagaskar bei Don Bosco Mission Bonn, Don Bosco Mission Austria und der Missionsprokur der Don Bosco Schwestern.

Salesianerbischof Rosario Vella mit Kindern in Madagaskar

Salesianerbischof Rosario Vella ist schon seit 35 Jahren auf Madagaskar, dem zweitgrößten Inselstaat der Welt. Die Salesianer Don Boscos kümmern sich vor allem um Kinder und Jugendliche aus armen Familien. Sie verschaffen ihnen Zugang zu Bildung, Kultur und Wissen.


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