Werte

Kinder und Konsum – Was wirklich zählt

Konsum spielt im Alltag von Kindern und Familien eine große Rolle. Erzieher und Theologe Christian Huber rät Eltern, die eigene Einstellung zu Geld und Besitz zu hinterfragen. Und selbst zu entscheiden, welche Werte ihnen wirklich wichtig sind.

veröffentlicht am 14.04.2023

Kinder sind eine wichtige Zielgruppe von Werbung und Marketing. Wer kennt nicht die Diskussionen beim Einkaufen, spätestens bei den bunten Angeboten auf Augenhöhe der Kinder an den Kassen. Oft lassen sich Eltern dazu hinreißen, ein paar Euro zu investieren, um einen lautstarken Machtkampf zu vermeiden.

Neben diesen „zufälligen“ Kleinigkeiten des Alltags gibt es auch immer wieder Momente im Lauf eines Jahres, wo Entscheidungen gefragt sind: Brauchen wir das? Braucht mein Kind das, oder ist es eigentlich nicht wirklich wichtig?

Konsum als Ausdruck von Prestige

Konsum ist längst keine Frage mehr, die nur uns Erwachsene oder ältere Schulkinder betrifft. Auch im Kita-Alltag erlebe ich immer wieder, dass Konsum als Ausdruck von Prestige oder anderen Beweggründen eine Rolle spielt. „Ich habe eine neue Brotzeittasche!“, ist ein Satz, den man immer wieder lautstark vernehmen kann, wenn die gemeinsame Pause bevorsteht. „Wirklich? Wieder? Was für eine?“, fragen die anderen Kinder und teilen die Begeisterung. Während der Abholzeit sind es dann die Eltern, die mit dem Thema konfrontiert werden: „Die Sara hat wieder eine neue Tasche, ich will auch endlich mal eine neue!“ Jetzt wird es spannend! Es gibt Eltern, die direkt antworten, dass eine neue Tasche okay ist. Andere weisen darauf hin, dass die aktuelle Tasche noch in Ordnung und deshalb keine neue nötig ist – und es nicht wichtig ist, was andere Kinder haben.

Ist es tatsächlich nicht wichtig? Um diese Frage im Fall der Fälle nicht erst überlegen und als Eltern abwägen zu müssen, schadet es nicht, die eigene Haltung einmal zu hinterfragen. Was brauche ich, was brauchen wir wirklich? Jede und jeder gönnt sich gerne etwas, aber ist es noch was Besonderes, wenn es zu häufig ist? Und vor allem: Welche Werte in Bezug auf Konsum will ich an meine Kinder weitergeben?

Warum kaufe ich etwas?

Eine wirklich wichtige Frage ist in meinen Augen: Warum kaufe ich meinem Kind das, was ich kaufe? Halte ich diese Anschaffungen tatsächlich für nötig, haben sie einen Mehrwert? In unserer Leistungsgesellschaft, die immer schneller und erbarmungsloser zu werden scheint, ist es nur allzu gut nachzuvollziehen, dass man nicht immer die Zeit für die Kinder aufbringen kann, die man eigentlich gerne aufbringen würde. Selbst wenn der Terminkalender einmal nicht ganz so voll ist: Manchmal geht nicht noch mehr, ab und zu braucht man plötzlich diese Phasen, in denen man „Kinderzeit“ geplant hatte, um durchzuatmen. Und schon ist es da, das schlechte Gewissen. Gebe ich meinem Kind genug? Der ein oder andere Einkauf geht sicherlich auf dieses Konto.

In Zeiten von Inflation und steigenden Preisen ist es vielleicht noch wichtiger, eine gesunde Einstellung zum Thema Konsum einzuüben und diese den Kindern auch vorzuleben. Es ist im Leben nicht so, dass man immer alles bekommt und alles haben kann, was man will. Warum also dieser Illusion erliegen? Wagen Sie es, „Nein“ zu sagen! Ich kann mir vorstellen, dass das für die eine oder den anderen hart klingen mag, doch das liebevolle „Nein“ ist eine der wichtigsten Aufgaben in der Erziehung.

Nicht alles muss Geld kosten

Kinder suchen nach Grenzen und wünschen sich einen Rahmen, innerhalb dessen sie sich entfalten können und ihre eigenen Entscheidungen treffen lernen. Wir Erwachsene müssen die dafür nötige Sicherheit vermitteln und spürbar machen. Alles andere kann schnell zu innerer Überforderung, Ängsten oder Unsicherheiten führen, also eigentlich zum Gegenteil dessen, was das Ziel war.

Benennen Sie Dinge, die Sie sich als Familie oder als Elternteil und Kind gönnen! Das kann ein gemeinsames Eis sein, daran ist nichts auszusetzen. Die Regel kann sein: Alles kann sein, nur nicht immer. Es muss aber nicht immer Geld kosten. Auch eine gemeinsame halbe Stunde, in der Sie sich etwas Schönes anhören, kann ein Moment sein, den Sie sich gemeinsam gönnen. Warum das nicht auch als solches benennen? Schließlich würde kaum jemand bestreiten, dass Zeit füreinander zu haben ein Wert ist, sogar ein wirklich wichtiger.

Helfen wir unseren Kindern dabei, bewusst und überlegt zu konsumieren. Leben wir ihnen vor, dass viele Dinge nicht mit materiellen Gütern aufgewogen werden können. Erklären wir unseren Kindern, dass sie gut sind, so wie sie sind, und dass es sie nicht zu besseren oder interessanteren Menschen macht, wenn sie immer das Neueste und Angesagteste besitzen.


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