Selbstbewusstsein

Warum Kinder Wettbewerbe lieben

Ich kann schneller rennen. Meine Noten sind besser. Meine Mama hat den tolleren Beruf. Wettbewerbe aller Art stehen bei Fünfjährigen hoch im Kurs. Viele Eltern fragen sich: Ist das normal? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners "elternbriefe".

veröffentlicht am 19.11.2021

Wer ist größer? Wer rennt schneller? Wer hat seinen Saft als erster ausgetrunken? Wettbewerbe aller Art stehen bei Fünfjährigen hoch im Kurs. Vielen Eltern ist dieses frühe Leistungsdenken nicht geheuer. Woher haben die Kleinen das bloß?

Aus sich selbst, sagen Entwicklungs­psychologen. Der Drang, sich zu vergleichen, entspringt vor allem ihrem Bedürfnis nach Selbsterkenntnis. Die Gleichaltrigen dienen ihnen dabei als spannender, weil ehrlicher Spiegel. Klar, Papa hat Beifall geklatscht, als Steffi zum ersten Mal fünf Bauklötze auftürmte und das erste Strichmännchen zu Papier brachte; das hat ihr Selbstbewusstsein aufgebaut und Mut gemacht, sich an neue Aufgaben zu wagen. Aber jetzt, im Vergleich zu Jule, Deniz und Ina, erfährt Steffi, wo der Rekord im Bauklötze-Türmen für ihre Altersklasse wirklich steht. Der Wettstreit mit den anderen ist für sie eine Herausforderung, sich anzustrengen und weiterzuentwickeln.

Im Idealfall lernen die Kinder: Der eine kann das gut, die andere etwas anderes

Im Idealfall lernen Kinder dabei: Die eine hat die Stärke, der andere jene. Jule schaukelt am höchsten, Deniz ist der Meister beim Memory – aber ich habe die besten Ideen, um andere Kinder zu trösten. Umso eher können sie „Niederlagen“ verschmerzen, jedenfalls solange die anderen sie deswegen nicht hänseln.

Gedanken machen müssten Eltern sich nur, wenn ihr Kind offenkundig unter den Vergleichen leidet. Oder wenn es mit Pfunden wuchert, die mit eigenen Talenten wenig zu tun haben: „Meine Mama hat das größte Auto!“ Unter welchem Druck steht ein Kind, das so um Anerkennung kämpfen muss?

Ich mag dich so wie du bist

Die Maßstäbe geradezurücken gelingt ­Müttern und Vätern dann umso eher, wenn sie die Spielplatz-Wettkämpfe vorher nicht selbst angeheizt haben. So schön es ist, sich mit einem Kind über Erfolge zu freuen – viel wichtiger ist es, bei Fehlschlägen seine Fortschritte zu betonen, ihm Mut zu ­machen („Bald schaffst du das auch!“) und vielleicht das eine oder andere spielerisch mit ihm zu üben. Und ihm vor allem zu zeigen: Ich mag dich so wie du bist.

Oder mal ein ernstes Wort mit ihm reden, wenn es über langsamere oder schwächere Kinder spottet.

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