Ordnung machen

Aufräumen macht Kopf und Räume frei

Viele Familien haben das Gefühl, in Dingen zu versinken. Sinnvoll zu entrümpeln bringt mehr Harmonie in die Wohnung und den Alltag. Unsere Aufräumideen sind einfach umzusetzen und wirken sofort!

veröffentlicht am 31.10.2017

1. Wozu das Ganze?

Machen Sie sich klar, warum Sie ausmisten möchten. Geht es Ihnen darum, trotz Kinder-und Familienchaos eine Wohnung zu haben, in der Sie sich wohlfühlen? Möchten Sie sich aus praktischen Gründen von Dingen verabschieden? Schließlich putzt es sich entschieden leichter, wenn man nicht erst Spielzeug-, Deko- und Klamottenberge beseitigen muss. Auch eine generelle Haltung zum Konsum kann eine Rolle spielen: Wer Verantwortung für die Erde und die Menschen, die auf ihr leben, übernehmen möchte, entscheidet sich möglicherweise aus ökologischen und ethischen Gründen dafür, nur die Dinge zu besitzen, die er wirklich braucht. Vielleicht haben Sie auch einfach das Gefühl, von dem Übermaß an Dingen und Sinneseindrücken überfordert zu sein und Raum für neue Gedanken zu brauchen – und wollen auch Ihre Kinder vor Überfülle bewahren.

„Es ist wichtig, dass Sie sich über den Zweck des Aufräumens klar werden“, sagt Marie Kondo, japanische Aufräum-Expertin und Autorin des Bestsellers „Magic Cleaning“ (Rowohlt Taschenbuch Verlag). „Wenn man diesen Schritt überspringt und gleich blindlings mit dem Aufräumen anfängt, kommt man nicht nur langsamer voran, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, die Rückkehr der Unordnung erleben zu müssen.“ Kondo rät, die eigenen Absichten so lange zu erforschen, bis man sich das Leben in den entrümpelten Räumen vor dem inneren Auge vorstellen könne. Erst dann geht’s los!

2. Loslassen!

„Trennen Sie sich von Dingen, die sie nicht haben wollen “, rät Luva Rüggeberg, Münchner Coach für äußere und innere Ordnung. „Leben Sie Ihren Kindern von Anfang an vor: Was zu viel ist, kommt weg.“ Was kaputt und unbenutzbar ist, wird repariert oder sofort entsorgt. Anderes kann weitergegeben oder verkauft werden.

Für alle anderen Fälle hat Rita Pohle, Autorin des Aufräum-Ratgebers „Das kann weg!“ (siehe Buchtipp unten), drei Fragen formuliert, die bei der Entscheidung helfen, ob ein Ding bleibt oder geht.

1. Brauche ich es wirklich?
2. Bereichert oder erleichtert es mein Leben?
3. Macht es mich glücklich?
Wenn Sie nicht mindestens eine dieser Fragen mit Ja beantworten können: Weg damit!

Die Kinder haben bei ihren Sachen natürlich ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Sie zu überzeugen, von ihrem kostbaren Besitz etwas abzugeben, erfordert, dass die Eltern behutsam vorgehen und den Sinn der Aktion mit den Kindern besprechen. Anschließend sind die Mädchen und Jungen oft selbst erleichtert, wenn es im Kinderzimmer wieder ein paar freie Ecken gibt.

Ein Spezialfall beim Loslassen sind Geschenke. Die Kinderküche von Oma und Opa, das selbstgemalte Bild von der Freundin, die Topfpflanze von der Nachbarin – die kann man doch nicht einfach entsorgen? „Doch“, erklärt Coach Luva Rüggeberg. „Wenn ich etwas geschenkt bekommen habe, kann ich entscheiden, was damit passiert.“ In Anlehnung an einen Vorschlag von Marie Kondo lädt die Expertin dazu ein, sich vorher noch einmal in Gedanken bei dem Geber oder der Geberin zu bedanken. Auch dem unliebsamen Gegenstand selbst kommt das bewusste Ausmustern zugute, ist Rüggeberg überzeugt. „Die Dinge haben eine Seele. Sie strahlen etwas Unglückliches aus, wenn sie nur im Weg herumstehen und einstauben.“

3. Altlasten entsorgen

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Das Entrümpeln im Keller oder auf dem Dachboden gleicht oft einer Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Denn neben Einmachgläsern, der Biertisch-Garnitur und jüngeren Stücken aus der Kategorie „Kann-vielleicht-irgendwann-noch-mal-wer-gebrauchen“ lagern hier oft Dinge, die wir vor Jahrzehnten zum letzten Mal in der Hand gehabt, geschweige denn benutzt haben. Möbel aus dem Elternhaus, alte Schulhefte, Liebesbriefe, Schallplatten, ein Ski-Anzug, der schon vor 20 Jahren nicht mehr gepasst hat. Entsorgen Sie regelmäßig das Gerümpel, das sich in diesen Räumen angestaut hat! Sie werden merken, wie gut es tut, sich so von seelischem Ballast, vielleicht auch von schmerzlichen Erinnerungen oder enttäuschten Träumen zu befreien. Und Platz zu schaffen für Ihr Leben im Jetzt!

4. Geschafft!

Lassen Sie es langsam angehen mit dem Entrümpeln. Fangen Sie mit einem Raum an – oder einer Schublade. In Familien, vor allem mit kleinen Kindern, ist es nahezu unmöglich, immer alles sofort auszusortieren, aus dem die Kinder gerade „herausgewachsen“ sind. Wenn Sie mit einem Bereich fertig sind, genießen Sie Ihren Erfolg und den ungewohnten Anblick! Das Aufräumen ist kein Selbstzweck, sondern soll Ihnen helfen, sich in Ihrem Zuhause wohlzufühlen – und immer wieder Raum für Veränderung zu schaffen.

5. Den Wahnsinn vermeiden

Damit es erst gar nicht (oder nicht wieder) zum Übermaß an Dingen kommt, sollten Eltern das eigene Einkaufsverhalten überprüfen – und nur noch anschaffen, was sie wirklich brauchen. Schon beim Kauf hilft es, die drei Fragen zu stellen (siehe Punkt 2). Was Sie nicht brauchen und Sie nicht glücklich macht, kommt gar nicht ins Haus! Eine gute Strategie ist auch: für jedes neue Teil, dass angeschafft wird, ein altes hinauswerfen.

Am schwierigsten ist es bei den Kinder-Sachen, den Wahnsinn zu vermeiden. Gerade zu Weihnachten und zum Geburtstag, oft auch zum Schulanfang oder zu Ostern, werden die Kleinen mit Spielzeug, Kleidung und Süßigkeiten geradezu überflutet. Expertin Luva Rüggeberg rät deshalb, Freunden, Bekannten und Verwandten zu erklären, dass im Prinzip alles vorhanden ist. „Immer wieder klare Ansagen machen!“, sagt sie. „Nach dem Motto: Ihr helft uns mehr, wenn wir euch mitteilen dürfen, was wir brauchen, anstatt uns mit diesen ganzen Dingen zu beglücken.“ Statt viele einzelne Geschenke zu besorgen, könnte sich die Familie zusammentun, um zum Beispiel gemeinsam einen größeren und bestenfalls qualitativ hochwertigen Gegenstand zu schenken. „Eine weitere Möglichkeit lautet: Zeit statt Zeug“, so Rüggeberg. Statt einer weiteren Buntstiftpackung, Puppe oder einem Computerspiel ließen sich gemeinsame Aktivitäten wie ein Besuch im Schwimmbad oder im Zoo verschenken. Das dämmt die Vielzahl an Dingen im Haushalt ein. Und es tut den Kindern gut, wenn sie nicht im Überfluss versinken!

Drei Tipps für mehr Ordnung im Haushalt

Auch Daten sollten ab und zu entrümpelt werden. Die Unmengen an Bildern, Videos und Texten, die wir auf dem PC oder Smartphone haben, sind zwar gut versteckt im virtuellen Raum, fordern aber auch unsere Aufmerksamkeit. Am besten Datei für Datei durchgehen und löschen, was nicht mehr gebraucht wird. Den Rest in Ordner sortieren. Was nur selten benötigt wird, am besten auf einer externen Festplatte speichern!

Ein Trick, der jenseits vom Entrümpeln sofort Entlastung bringt: freie Flächen schaffen. Räumen Sie im Wohnzimmer, wenn dort das blanke Chaos herrscht, einmal nur das Sofa und den Couchtisch frei. Sofort wirkt der ganze Raum ruhiger und aufgeräumter! Besonders gilt das für die Raummitte. Also: hier den Couchtisch, dort den Teppich frei halten. Ein echter Lichtblick im Gewimmel!

Noch einen Tipp, um sofort mehr Ordnung in den Haushalt zu bringen, hat Coach Rüggeberg parat: Ordnungskörbe. Das Prinzip ist ganz einfach. Jede Person bekommt einen Korb. Wenn etwas herumliegt, kommt es zunächst in den Korb und ist damit schon mal provisorisch verstaut. Jeden Tag oder einmal pro Woche bringt der Besitzer des Korbes die Gegenstände an ihren eigentlichen Platz.

Familien-Entrümpeltag mit der Drei-Kisten-Methode

Wie wäre es mit einem gemeinsamen Aufräumtag, an dem jeder seine eigenen Bereiche entrümpelt? Bei kleinen Kindern unterstützen die Eltern. Benötigt werden genügend Kisten, Kartons oder Müllsäcke. Die Sachen, die entsorgt werden können, kommen in eine von drei Kisten. Falls die Entscheidung schwer fällt, ob etwas bleibt oder nicht, helfen drei Fragen (siehe oben).

Kiste 1 = Müll
In diese Kiste kommt Kaputtes, Altes, lange nicht Gebrauchtes. Der Inhalt dieser Kiste landet sofort im Müll, natürlich getrennt.

Kiste 2 = Recycling
Hier hinein kommt alles, was für Altkleidersack, Flohmarkt etc. gedacht ist. Darunter fallen alle Dinge, die seit mindestens einem Jahr nicht mehr benutzt wurden, aber zu schade zum Wegwerfen sind. Machen Sie sich bald daran, diese Dinge zu verkaufen oder als Spende abzugeben.

Kiste 3 = Schatztruhe
Jeder braucht eine „Schatztruhe“ für seine ganz persönlichen Dinge, an denen das Herz hängt. Diesen Schatz bewahren Sie an einem dafür reservierten besonderen Ort auf. Hin und wieder können Sie auch diese Kiste entrümpeln, wenn der Inhalt im Laufe der Jahre an Bedeutung für Sie verliert.

Idee aus: „Das kann weg!“ von Rita Pohle (Kösel Verlag, 9,99 €). Der illustrierte, 48-seitige Ratgeber erklärt, warum sich so viel ansammelt, und bietet praktische Tipps, wie man sich von Überflüssigem trennt und so Raum für neue Möglichkeiten schafft.


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