Konflikte

Fair streiten

Streiten ist ein wichtiger Beitrag zum Gelingen von Beziehungen. Wichtig ist nur, dass beide Partner dabei fair miteinander umgehen. Im besten Fall kommt es dann zu einer Win-win-Situation. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners "elternbriefe".

veröffentlicht am 27.03.2022

Klar haben wir’s lieber harmonisch. Aber manchmal muss es einfach sein. Wenn sie gelassen über die Kinderschuhe hinter der Haustür hinweggeht, die ihn fürchterlich aufregen. Wenn er schon den Urlaub gebucht hat, obwohl ein neuer Wäschetrockner viel dringender wäre. Wenn er findet, sie könnte auch mal mit ihm zum Tanzen gehen statt immer nur mit ihren Freundinnen.

Unzufriedenheit und Ärger immer herunterzuschlucken ist keine Lösung

Streiten ist ein wichtiger Beitrag zum Gelingen von Beziehungen. Bei aller Liebe: Auch Paare haben unterschiedliche Vorlieben, Wünsche, Einstellungen, Ideen und Erwartungen – nicht nur über Kleinigkeiten wie die Schuhe an der Haustür, sondern auch zur gerechten Teilung von Aufgaben, zu Kindererziehung, Sex, den (Schwieger-)Eltern … Immer nur „schlucken“ wäre da keine Lösung; dann stauen sich Unzufriedenheit und Ärger auf, die Partner ziehen sich mürrisch voneinander zurück, die Beziehung gefriert zur Eiszeit. Und Streiten heißt ja nicht, sich gleich anzuschreien, einander zu „schneiden“ oder gar handgreiflich zu werden. Streiten können Paare auch anders – nämlich fair.

Das geht so:

  • Statt Vorwürfe zu machen, teile ich meine Gefühle in Ich-Form mit: „Ich fühle mich überfordert mit all den Alltagspflichten.“ Statt: „Du machst dir ein schönes Leben in deinem Büro, und ich bin hier für alle die Putzfrau.“
  • Statt meinen Partner als ganze Person zu kritisieren, spreche ich einen konkreten Vorfall an: „Ich habe mich geärgert, dass du die Ferien schon gebucht hast.“ Statt: „Du schmeißt unser Geld zum Fenster raus.“
  • Ich höre dem anderen gut zu und versuche, seine Sicht zu verstehen.
  • Statt nur zu klagen, nenne ich konkrete Wünsche: „Ich möchte einen Abend in der Woche nur für uns.“ Statt: „Wir machen gar nichts mehr miteinander.“
  • Ich bringe Respekt und Wertschätzung für mein Gegenüber zum Ausdruck und vermeide es, ihn/sie abzuwerten, zu verurteilen und zu belehren.

Denn: Beim fairen Streiten geht es nicht darum, Recht zu behalten, sondern um Lösungen, bei denen beide zu ihrem Recht kommen und sich verstanden fühlen. Eine Win-win-Situation nennen das die Konfliktforscher. Ein solcher Streit ermöglicht Paaren (wieder) eine unbelastete Nähe und schafft Vertrauen darauf, auch zukünftige Konflikte zu bewältigen.

Übrigens: Vielerorts werden Trainings angeboten, in denen man faires Streiten üben kann. Infos gibt es bei EPL (Ein Partnerschaftliches Lernprogramm) und KEK (Konstruktive Ehe und Kommunikation)

Dieser Beitrag unter elternbriefe.de

"elternbriefe du + wir" ist eine Initiative der katholischen Kirche. Mehr unter elternbriefe.de

Darf man vor den Kindern streiten?

Kinder haben feine Sensoren: Sie spüren jede Spannung in ihrem Umfeld, egal ob sie offen ausgetragen wird oder unausgesprochen im Raum steht. Deshalb hilft es wenig, wenn Eltern ihnen nur die harmonischen Seiten des Familienlebens zeigen und jeden Streit von ihnen fernhalten wollten. Im Gegenteil: Die Ungewissheit, was zwischen Mama und Papa eigentlich gespielt wird, verunsichert und verstört Kinder nur noch mehr.

Kinder dürfen also ruhig mitbekommen, dass ihre Eltern ab und zu uneins sind. Vorausgesetzt, sie gehen nicht blindwütig aufeinander los; wenn die Fetzen fliegen und Eltern sich gegenseitig niedermachen, drohen Kindern tatsächlich schwere seelische Schäden. Anders, wenn Mama und Papa ihre Meinungsverschiedenheiten fair austragen. Dann erleben Kinder erstens: Es ist normal zu streiten, auch wenn man sich lieb hat. Zweitens: Es gibt auch beim Streiten Regeln und Grenzen. Und drittens: Jeder Streit endet mit einer Versöhnung. Solche Erfahrungen mit einer guten Streitkultur machen ihnen Mut, künftige Konflikte mit anderen meistern zu können, und liefern ihnen sogar ein Vorbild für ihre späteren erwachsenen Partnerschaften.


Verwandte Themen

Tischdekoration mit Kerzen, roten Rosen und Herz
Partnerschaft
Die Münchner Ehe-, Familien- und Lebensberaterin Sabine Rusnak erklärt, was Paare zusammenhält und wo sie Hilfe bekommen, wenn es mal nicht so gut läuft.
Illustration Familie liegt mit Buch an Lagerfeuer zwischen zwei Zelten
Tipps zum Entspannen
Familie ist schön und manchmal sehr anstrengend. Damit bei allem Chaos die Entspannung nicht zu kurz kommt, helfen bewusste Pausen für Mutter, Vater und Kinder.
Mutter und Vater liebevoll mit schlafendem Baby
Beziehungsarbeit
Durch den Spagat zwischen Baby, Job und Partnerschaft liegen bei vielen jungen Eltern die Nerven blank. Was sie tun können, damit sie sich in dieser Situation als Paar nicht aus dem Blick verlieren. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners "elternbriefe".