Rituale

Der Ablauf einer katholischen Beerdigung

Lange Zeit folgten kirchliche Trauerzeremonien festgelegten Regeln. Heute haben Angehörige bei der Gestaltung mehr Freiheit und Mitspracherecht. Erfahren Sie hier, welche Rituale, Stationen und Elemente zu einer katholischen Beerdigung gehören.

veröffentlicht am 15.03.2024

Beerdigung früher und heute

Eine katholische Beerdigung umfasste früher drei Stationen, die die Verbindung von Leben, Glauben und Sterben symbolisierten: Man traf sich im Haus der Verstorbenen und ging dann gemeinsam zum Friedhof. Nach der Aussegnung in der Trauerhalle wurde der Sarg in einem Grab beigesetzt. Den Abschluss bildete eine Totenmesse (Requiem) in der Kirche. Heute ist der Ablauf flexibler. Er richtet sich nach Wünschen der Verstorbenen und ihrer Familien, aber auch nach örtlichen und finanziellen Gegebenheiten.

Bestattung, Beerdigung oder Beisetzung

Die „Bestattung“ umfasst alle organisatorischen, rituellen und rechtlichen Schritte vom Sterbebett bis zur Beisetzung. Die „Beisetzung“ bezieht sich auf den Moment, in dem Verstorbene ihre letzte Ruhestätte finden. Werden sie in einem Erdgrab beigesetzt, spricht man von einer „Beerdigung“. Im Sprachgebrauch hat sich allerdings das Wort „Beerdigung“ für die gesamten Trauerfeierlichkeiten am Tag der Beisetzung etabliert.

Leitung der Beerdigung

Traditionell wurden kirchliche Trauerfeiern von Pfarrern oder Diakonen durchgeführt. Nur geweihte Geistliche dürfen eine Totenmesse mit Eucharistie (Requiem) feiern. Mittlerweile übernehmen auch andere Beauftragte aus der Gemeinde diese Aufgabe. Sie dürfen Andachten und Wortgottesdienste ohne Eucharistie halten.

Trauergespräch

Nachdem Angehörige die zuständige Pfarrei informiert haben, findet ein ausführliches Trauergespräch mit dem Pfarrer oder einer beauftragten Person statt. Darin geht es auch um die Planung des Gottesdienstes. Die Hinterbliebenen können persönliche Angaben für die Predigt machen und Lieder, Texte, Gebete und Bibelsprüche auswählen. Auch eigene Beiträge aus dem Kreis der Trauernden lassen sich meist in die Feier integrieren.  

Feuer- und Erdbestattung

Seit den Sechzigerjahren erlaubt die katholische Kirche Feuerbestattungen. Heute entscheiden sich etwa 60 Prozent für eine Einäscherung im Krematorium. Eine Urne kann in einem Erdgrab beigesetzt werden. Es gibt aber auch einige Alternativen.

Stationen des Abschieds

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um einen verstorbenen Menschen zu verabschieden:

  • Aussegnung: Die Aussegnung ist ein kurzer Gebetsgottesdienst mit den engsten Angehörigen im Sterbehaus, bevor die verstorbene Person überführt wird.
  • Aufbahrung: Manche Trauernde möchten sich am offenen oder geschlossenen Sarg verabschieden. Die Aufbahrung kann zu Hause stattfinden, in der Trauerhalle, auf dem Friedhof, im Bestattungsinstitut, in der Kirche oder in einem Raum des Krematoriums vor einer Feuerbestattung.
  • Trauerfeier: Eine katholische Trauerfeier umfasst meist einen Gottesdienst und das Abschiednehmen auf dem Friedhof oder im Bestattungswald. Oft findet der Gottesdienst am Tag der Beisetzung statt, manchmal jedoch auch zu einem anderen Zeitpunkt.
  • Andacht: Andachten können zum Beispiel am Ort der Beisetzung oder in einer Trauerhalle stattfinden. Diese Form des Gedenkens bietet sich an, wenn ein besonderer Bestattungsort gewählt wurde oder nur wenige Trauergäste dabei sind.

Ablauf des Trauergottesdienstes

Ein Trauergottesdienst kann als Wortgottesdienst gefeiert werden oder als Requiem. Letzteres ist eine Heilige Messe mit Eucharistiefeier, die von einem geweihten Priester gehalten wird. Trauergottesdienste beginnen ohne das übliche Kreuzzeichen. Zur Liturgie gehören Lesungen, Lieder, Texte, Fürbitten und musikalische Beiträge. Besonders wichtig für Angehörige ist die Predigt, die den katholischen Glauben an Leben und Auferstehung mit persönlichen Worten über den verstorbenen Menschen verbindet. Bei einem Requiem findet danach die Eucharistie statt, bei Wortgottesdiensten betet die Gemeinde zusammen.

Mitgestaltung des Trauergottesdienstes

In vielen Gemeinden können sich Angehörige aktiv an der Trauerfeier beteiligen. Oft sind Hinterbliebene eingeladen, Wünsche zu äußern und persönliche Elemente in den Gottesdienst einzubringen. Das können angemessene Gedichte, literarische Passagen oder persönlich gehaltene Fürbitten sein, aber auch Lieblingslieder vom Band beziehungsweise live vorgetragen. Tröstliche Symbole wie Blumen, Gegenstände und Bilder oder Rituale wie das Entzünden einer Kerze können der Liturgie eine persönliche Note verleihen.

Trauerzug

Lassen es die Gegebenheiten vor Ort zu, kann die Trauergemeinde nach dem Gottesdienst oder der Trauerfeier in einer Prozession zum Grab ziehen. Der Trauerzug wird von der Leiterin oder dem Leiter der Beerdigung und den engsten Angehörigen angeführt. Sarg- oder Urnenträger bringen die Verstorbenen zu ihrer letzten Ruhestätte. Manchmal übernehmen auch Trauernde selbst diesen Dienst.

Rituale am Grab

Eine Beisetzung ist von festgelegten Worten und Ritualen begleitet. Geistliche oder Beauftragte segnen die Grabstelle mit Weihwasser und Kreuzzeichen. Urne oder Sarg werden in die Erde gelassen und erneut mit Weihwasser besprengt. Dann werfen Geistliche oder die Beauftragten etwas Erde ins Grab. Die Trauernden treten nun einzeln vor, geben Erde oder Blumen und Blüten ins Grab und verweilen in einem kurzen Gebet. Das Begräbnis endet mit dem gemeinsam gesprochenen Vaterunser und einem Mariengruß.

Kleiderordnung

Geistliche tragen zur Begräbnisfeier die liturgischen Farben Schwarz und Violett, was für Trauer und Buße steht. Wird die Feier von einer Pastoralreferentin oder einem Laien geleitet, tragen diese Gewänder oder schwarze Kleidung. Die Kleidung der Trauergemeinde ist dunkel und dezent. Auf auffällige Accessoires, Kopfbedeckungen, kurze Hosen oder Röcke sollte verzichtet werden. Kinder können Alltagskleidung tragen, jedoch möglichst ohne grelle Farben oder große Aufdrucke. Haben Verstorbene ausdrücklich um bunte Kleidung gebeten, kann man ihrem Wunsch entsprechen.

Sitzordnung

Ob in der Kirche, in der Trauerhalle oder am Grab: Die nächsten Angehörigen sitzen oder stehen in der ersten Reihe. Danach gruppieren sich die Gäste nach Bekanntheitsgrad. Wer die Verstorbenen nur flüchtig gekannt hat, lässt anderen den Vortritt. Eine Ausnahme besteht für Personen, die den Angehörigen nahestehen und zum Trost an ihrer Seite bleiben.

Beileidswünsche

Bleiben die Angehörigen nach der Beisetzung am Grab stehen, ist das in der Regel ein Zeichen, ihnen persönlich das Beileid auszudrücken, indem man ihnen die Hand gibt und tröstliche Worte des Mitgefühls findet. Zieht sich die Familie zurück oder hat in der Einladung vermerkt „Von Beileidsbekundungen ist abzusehen“, möchten sie das nicht. Oft liegt in der Trauerhalle ein Kondolenzbuch aus, dort kann man seine Gedanken und Wünsche eintragen.


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