Buch der Bücher

Mit Kindern die Bibel entdecken

Kinder lieben Geschichten. Die alten Texte aus der Bibel verschaffen ihnen einen besonderen Zugang zu Gott und zum Glauben. Wie Eltern und Großeltern Kindern helfen können, die Heilige Schrift für sich zu erschließen.

veröffentlicht am 11.10.2022

Welche Bibel passt zu uns?

Bibel ist nicht gleich Bibel. Um für die eigene Familie und das jeweilige Alter der Kinder die passende Ausgabe zu finden, lohnt sich ein Blick in das vielfältige Angebot. Allein bei Kinderbibeln gibt es eine reichhaltige Auswahl. Mal als Bilderbuch mit sehr kurzen Texten, mal als bebilderte Fassung mit längeren nacherzählten Geschichten. Die Bibeln unterscheiden sich im Umfang, in der Sprache, der theologischen Ausrichtung, der Auswahl der Texte und bei den Illustrationen. Schön ist es, wenn Kinder unterschiedliche Bibelausgaben kennenlernen und zwischen ihnen wählen und wechseln können.

Eine Auswahl an Bibeln für Kinder und Jugendliche gibt es beispielsweise beim Verlag Katholisches Bibelwerk. Aus dem Don Bosco Verlag stammt „Ich bin bei euch. Die große Don Bosco Kinderbibel“ von Lene Mayer-Skumanz und Martina Špinková. Eltern und Großeltern, die sich persönlich intensiver mit unterschiedlichen Übersetzungen der Heiligen Schrift auseinandersetzen möchten, finden unter www.bibleserver.com mehr als zehn deutsche Übersetzungen im Vergleich. Die Plattform ist ein Angebot von ERF Medien in Kooperation mit Bibelgesellschaften und Verlagen. Die biblischen Texte und weitere liturgische Texte des Tages finden sich im Schott-Messbuch der katholischen Kirche, online auf der Homepage der Erzabtei Beuron. Dort sind auch Hinweise zur Auslegung der Bibelstellen verlinkt.

Wie finden Kinder einen Zugang zum „Buch der Bücher“?

Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Bibel im Alltag christlicher Familien sehr präsent. Auch im Gottesdienst und in der Schule kamen Kinder schon früh und immer wieder mit den biblischen Geschichten in Kontakt. Heute kennen viele Kinder das Buch kaum noch, haben keinen Bezug mehr dazu. Als eine Möglichkeit, um Kinder an die Bibel heranzuführen, empfiehlt der Theologe Michael Landgraf, Zugänge im Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen zu suchen. „Welche Vornamen sind biblisch und welche Geschichten stecken dahinter? Welche Redewendungen stammen aus der Bibel? Wo gibt es Bezüge zur Bibel in der Alltagskultur, beispielsweise in der Werbung, der Musik, der Kunst, der Literatur oder im Computerspiel?“ Fragen wie diese könnten bei der Suche helfen, schreibt Landgraf in einem Artikel auf der Homepage der Deutschen Bibelgesellschaft.

Um Kindern eine lebendige Begegnung mit der Bibel zu ermöglichen, setzt der Theologe vor allem auf das Erzählen. Auch durch eine kreative Auseinandersetzung mit den biblischen Texten könnten Kinder einen Zugang finden. Ob unterschiedliche Maltechniken, kreatives Schreiben, Rollenspiele, das Ansehen eines Bibelfilms oder der Besuch eines Bibelmuseums – es gebe viele Wege, wie Kinder und Jugendliche der Bibel begegnen können.

Was können die biblischen Geschichten Kindern sagen?

„Biblische Geschichten sind heilsame Geschichten“, schreiben Maike Lauther-Pohl und Jochem Westhof in ihrem Buch „Gott ist dabei! 60 biblische Geschichten entdecken und gestalten“ (Schwabenverlag). Die Texte berichten „nicht einfach von einer heilen Welt, sondern von dem Leben in allen seinen Facetten. Sie verschweigen nicht die Schattenseiten des Lebens, bringen sie in Verbindung mit Gott und erzählen letztlich von Erlösung, Versöhnung und Geborgenheit“, so die Autoren. „Es sind großartige Geschichten für Kinder.“

Die Theologin und der ehemalige Referent für Kindergottesdienste sind überzeugt: Kinder können in der Bibel eigene Themen und Fragen finden und auch Antworten bekommen. Dabei hilft es, wenn Eltern oder andere Personen die Geschichten mit geeigneten Materialien und Methoden für die Mädchen und Jungen erlebbar machen – und so die alten Texte für die Kinder lebendig werden lassen.

Mit Kindern die Bibel lesen – aber wie?

Generell gilt: Gestalten Sie die gemeinsame Bibellesezeit so, dass es zu Ihnen und Ihren Kindern oder Enkelkindern passt. Sie können zu Beginn eine Kerze anzünden oder ein Lied singen. Zum Abschluss sprechen manche Familien ein Gebet. Lesen Sie den ausgewählten Text vor oder erzählen Sie ihn mit Ihren eigenen Worten. Möglicherweise lesen Sie ihn mehrmals. Begriff e, nach denen die Kinder fragen, können Sie erklären. Dass auch ungewöhnliche, altertümliche Ausdrücke vorkommen, ist absolut in Ordnung. Die besondere Sprache der Bibel wirkt auf Kinder und kann sie sogar faszinieren, auch wenn sie nicht jedes Wort verstehen. Oft erschließt sich die Bedeutung der Wörter für die Kinder im Zusammenhang.

Wer mag, kann die Geschichte mit Tüchern, Sand, Pflanzen, Figuren und anderen Materialien auf dem Boden gestalten. Fragen, die helfen, den Text im Gespräch zu erfassen, bietet der „Bibellesewürfel“, den die Deutsche Bibelgesellschaft auf ihrer Website zum Download anbietet. Die Teilnehmenden würfeln reihum und beantworten die Fragen, die der Würfel zeigt, wie zum Beispiel: Welche Personen kommen im Text vor? Was tun sie und wie geht es ihnen? An welchem Ort findet das Geschehen statt?

Was bewegt Kinder an den Texten?

Maike Lauther-Pohl und Jochem Westhof nennen in ihrem Buch „Gott ist dabei!“ zu jedem der von ihnen ausgewählten Bibeltexte einige Themen und Fragen, die Kinder besonders bewegen könnten. Ihr Ausgangspunkt: Wie gehen Kinder an diese Geschichte heran? Was könnte ihnen daran wichtig sein? Welche Erfahrungen aus ihrem Alltag haben mit der Erzählung zu tun? So führen sie zur Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis unter anderem die folgenden Fragen an: „Wo kommt alles her? Wer hat die Tiere gemacht? Warum bin ich so, wie ich bin? Wer hat Gott gemacht? Warum hat Gott Mücken und Nacktschnecken gemacht? Ist Gott im Himmel?“

Die Autoren empfehlen, die Geschichten bewusst aus der Perspektive der Kinder zu betrachten – und zu überlegen, auf welche Gedanken diese vielleicht noch kommen könnten. Wenn Sie mit Ihren Kindern oder Enkelkindern eine Geschichte lesen, hören Sie darauf, was die Kinder sagen. Spüren Sie, was sie berührt, welche Fragen sie haben, wo vielleicht Ängste entstanden sind. Sprechen Sie mit den Kindern darüber und helfen Sie Ihnen, beim gemeinsamen Darüber-Nachdenken das Gehörte zu verstehen, zu verarbeiten und zu deuten. So kann die gemeinsame Entdeckungsreise den Kindern wichtige Impulse für ihr Leben und ihren Glauben geben.

Bibelgeschichten zur Weihnachtszeit

Einfache Texte und berührende Illustrationen: Die Mini-Bilderbücher „Jesus wird geboren“, „Josef, der Zimmermann aus Nazaret“ und „Die Weisen aus dem Morgenland“ aus dem Don Bosco Verlag erzählen für Kinder von drei bis acht Jahren die biblischen Geschichten rund um die Geburt Jesu. Die Büchlein (Illustrationen: Petra Lefin, Autoren: Susanne Brandt, Klaus-Uwe Nommensen) sind zum Preis von je 2 Euro im Buchhandel oder direkt im Shop des Don Bosco Verlags erhältlich.


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