Gesunde Ernährung

Mit Kochkursen gegen Mangelernährung

Viele Kinder in Bolivien sind mangel- oder unterernährt. Bei Don Bosco in San Carlos werden Mädchen und Jungen medizinisch behandelt. Ihre Mütter lernen, gesund zu kochen.

veröffentlicht am 31.12.2019

Die Stadt San Carlos ist rund drei Autostunden von der größten bolivianischen Stadt Santa Cruz entfernt. Man erreicht sie über die Landstraße nach Cochabamba, die auch als Kornkammer Boliviens gilt. Es ist feuchtheiß und abseits der Straße ist die Landschaft vielfältig und reich an tropischer Vegetation.

Das Don Bosco Zentrum Padre Luis für unterernährte Kinder befindet sich in der Nähe des einzigen Krankenhauses des Ortes. Bis zu 30 Mütter mit ihren Kindern können dort behandelt und untergebracht werden. Vier Schwestern, ein Ernährungsberater, eine Krankenschwester, Sozialarbeiter und ein lokaler Kinderarzt kümmern sich um die Mütter und ihre Kinder. Geleitet wird das Zentrum von den Schwestern der Kongregation Hermanas de la Providencia. Seit der Gründung des Zentrums im Jahr 1989 haben die Schwestern mehr als 3.000 Kinder behandelt und rehabilitiert. Seit 2015 gehört auch eine Mutter-Kind-Wohnstätte dazu.

Schon am frühen Morgen kommen die ersten jungen Frauen mit ihren Kindern in das Zentrum. Manche haben anstrengende Anreisen hinter sich. Andere Mütter und ihre Kinder werden stationär aufgenommen. Die Kinder werden jeden Tag medizinisch untersucht, und die Mütter nehmen an Ernährungs- und Kochkursen teil. Mindestens einmal im Monat treffen sich die Mütter mit dem Ernährungsberater Gary Bellusci, um zu lernen, wie sie gesundes Essen kochen können. Bellusci besucht auch regelmäßig die Dorfgemeinschaften in der Nähe des Zentrums. „Ich erkläre den Müttern nicht nur, wie man gesundes Essen kocht. Ich möchte ihnen auch vermitteln, wie wichtig es ist, sich die Hände zu waschen und wenigstens einmal am Tag gemeinsam mit der Familie zu essen“, betont Bellusci.

Mit Ernährungsberatung die Gesundheit von Müttern und Kindern stärken

Schwester Hortencia untersucht in einem Behandlungszimmer die Babys und Kinder, bevor sie dann der Ernährungsberater sieht. Wenn die Kinder das Zentrum verlassen, müssen sie wöchentlich zur Untersuchung erscheinen. Danach werden sie alle 14 Tage durchgecheckt und dann schließlich einmal im Monat. „Sobald wir feststellen, dass die Kinder wieder Gewicht verloren haben, fragen wir die Mütter nach den Gründen. Falls der Zustand des Kindes weiterhin schlecht bleibt, raten wir, das Kind wieder stationär aufnehmen zu lassen“, erklärt Schwester Hortencia.

„Die meisten Kinder bleiben ein paar Monate im Padre Luis – je nachdem, wie schwer die Mangelernährung ist. Meistens kommen die Kinder über eine Empfehlung des lokalen Krankenhauses zu uns“, erklärt Schwester Hortencia. Mittlerweile kämen aber auch viele, weil sich rumgesprochen habe, dass Mütter und Kinder bei Don Bosco Hilfe bekämen. Die Frauen kommen aus ganz Bolivien, hauptsächlich aber aus den ländlichen Gebieten bei Santa Cruz und Cochabamba. 2018 wurden mehr als 180 Personen im Don Bosco Zentrum Padre Luis behandelt.

Eine davon ist Marta Fernandez. Die 30-Jährige kommt regelmäßig für den medizinischen Check-up ihres Sohnes ins Padre Luis. Der Anderthalbjährige leidet an einer chronischen Mangelernährung – so wie viele Kinder in Bolivien. Folgen sind Wachstumsstörungen und Beeinträchtigungen der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit. Viele Familien, vor allem in ländlichen Gebieten, leben in Armut und können ihre Kinder nicht angemessen und ausgewogen ernähren. Die meisten haben auch keinen Zugang zu sauberem Wasser oder medizinischer Versorgung. Durchfallerkrankungen sind weit verbreitet.

Die Fahrt ins Padre Luis ist für Marta Fernandez und ihren Sohn beschwerlich. Sie kommen aus der ländlichen Gegend Chane, die rund drei Stunden von San Carlos entfernt ist. Der kleine Junge wurde monatelang von vielen Ärzten untersucht und in verschiedenen Krankenhäusern behandelt – ohne Erfolg. Bis der Arzt zusammen mit dem Ernährungsberater des Don Bosco Zentrums schließlich die Ursachen ermitteln und die richtige Diagnose stellen konnte. Insgesamt 22 Tage verbrachte der kleine Junge im Zentrum. Dann verbesserte sich sein Gesundheitszustand so sehr, dass er das Zentrum verlassen konnte. Jetzt wird er nur noch einmal im Monat durchgecheckt.

Eigene Milchkühe und Hühner

„Ich bin glücklich und dankbar, dass es meinem Jungen jetzt endlich besser geht“, sagt Marta lächelnd und streichelt ihrem Sohn behutsam über den Kopf. In einem anderen Krankenhaus hatten sie der jungen Mutter noch prognostiziert, dass ihr Kind bald sterben würde. „Ohne das Padre Luis hätten wir das nie geschafft“, unterstreicht die junge Mutter. Die stundenlange Anreise nimmt sie dafür gerne in Kauf.

„Die Mütter sind der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder. Deshalb bieten wir in der Mutter-Kind-Wohnstätte auch Kurse über ausgewogene Ernährung und Hygiene an. Vor allem aber wollen wir einen geschützten Rahmen bieten, in dem die Mutter-Kind-Beziehung im Zentrum steht“, erklärt Schwester Hortencia.

Die Mädchen, die zu ihnen kommen, seien fast alle minderjährig, alleinerziehend und aus armen Familien. Sie ermutigen die Mütter, bei ihren Kindern zu bleiben. „Das gelingt aber leider nicht immer“, bedauert die Schwester. Manche Kinder würden von ihren Müttern verlassen und müssten nach der Behandlung in ein Waisenhaus. Die Schwestern und ihre Helfer sind rund um die Uhr im Einsatz. Das Zentrum ist das ganze Jahr über geöffnet. Unterstützung von den lokalen Behörden oder Landesministerien erhalten die Schwestern keine. Deshalb müssen andere Wege gefunden werden, um die Einrichtung am Leben zu halten. Vieles kann nur durch Spenden aufrecht erhalten werden. Das Brot wird selbst gebacken, es gibt ein paar Milchkühe und etwa 80 Hühner. So soll eine gewisse Selbstversorgung sichergestellt werden. Von den Müttern wird kein Geld verlangt. „Unsere Patientinnen sind arm und können nichts bezahlen. Deshalb unterstützen sie uns beim Kochen, Putzen und allen anfallenden Aufgaben. Das ist ihre Art, Danke zu sagen“, erklärt Schwester Hortencia mit einem Lächeln.    

Mehr Informationen über die Arbeit der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern in Bolivien bei Don Bosco Mission Bonn, Don Bosco Mission Austria und der Missionsprokur der Don Bosco Schwestern.

Rehabilitationszentrum Padre Luis

Das Rehabilitationszentrum Padre Luis für Mütter und ihre unter- oder mangelernährten Kinder in San Carlos/Bolivien wurde 1989 gegründet. Im Jahr 2015 kam ein Mutter-Kind-Wohnhaus dazu. Bis zu 30 junge Mütter mit ihren Kindern können im Zentrum stationär untergebracht werden.
Geleitet wird das Zentrum von den Schwestern der Kongregation Hermanas de la Providencia. Zurzeit sind vier Schwestern, ein Ernährungsberater und ein Kinderarzt rund um die Uhr im Zentrum im Einsatz.


Verwandte Themen

Zwei Frauen mit Baby bei Don Bosco auf Madagaskar
Teenagermütter
Viele junge Frauen auf Madagaskar werden früh schwanger. Sie sind auf sich alleine gestellt, haben oft keinen Schulabschluss und keine richtige Arbeit. Bei Don Bosco bekommen sie Hilfe.
Jugendlicher mit seiner Großmutter vor einfachem Holzhaus
Ein Zuhause für Straßenkinder
Der 15-jährige Angel lebte in Lima auf der Straße. Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war. Mehrmals brach er die Schule ab. Heute lernt er mit Begeisterung und hat seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt.
Zwei junge, nachdenkliche Frauen in einem Zimmer bei Don Bosco in Sierra Leone
Hilfe für Mädchen
Zehntausende Mädchen müssen sich in Sierra Leone prostituieren. Die Salesianer Don Boscos kämpfen für die Rechte der jungen Frauen. Aminata hat mit Hilfe von Don Bosco den Absprung aus der Prostitution geschafft.