Entwicklung

Ab wann sollten Kinder im eigenen Zimmer schlafen?

Ab wann Kinder gut in ihrem eigenen Bett im Kinderzimmer schlafen können, ist nicht unbedingt eine Frage des Alters. Es gibt allerdings verschiedene günstige Zeitpunkte dafür. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners "elternbriefe".

veröffentlicht am 06.05.2022

"Unsere Tochter ist jetzt 3 Jahre alt und schläft immer noch bei uns im Bett. Mein Mann möchte, dass sie künftig alleine im Kinderzimmer schläft. Ich glaube aber, sie kann das noch nicht. Was sollen wir machen?"
Paula, 32 Jahre

Ab wann Kinder gut in ihrem eigenen Bett im Kinderzimmer schlafen können, ist nicht unbedingt eine Frage des Alters. Es gibt allerdings verschiedene günstige Zeitpunkte dafür: 

  • Um den siebten Lebensmonat herum ist das das Urvertrauen der Babys schon entwickelt. Das Fremdeln hat noch nicht eingesetzt.
  • Auch die Autonomiephase – in der sich Ihre Tochter mit 3 Jahren aktuell befindet - bietet sich an. In dieser Zeit ist das Bedürfnis sich abzugrenzen und selbstständiger zu werden, besonders ausgeprägt. 
  • Je älter das Kind ist und je mehr es sich daran gewöhnt hat, im Elternbett zu schlafen, desto schwieriger wird es, sich davon zu lösen.

Soll unser Kind weiter im Elternbett schlafen?

Als Elternpaar entscheiden Sie am besten gemeinsam, ob Sie Ihr Kind weiter in Ihrem Bett schlafen lassen wollen oder nicht. Um die Schlafsituation zu verändern, ist es notwendig, Ihrer Tochter ganz viel Sicherheit zu vermitteln. So merkt sie: Mama und Papa meinen es wirklich ernst. Sie trauen mir zu, alleine zu schlafen. Gehen Sie das Thema möglichst entspannt an und setzen Sie sich selbst und Ihr Kind nicht unter Druck. In einem Gespräch unter vier Augen können Sie einander Ihre Wünsche – und auch Ihre Bedenken – mitteilen.  

„Mein Kind kann nicht alleine schlafen“  

Sie vermuten, dass Ihre Tochter noch nicht in ihrem eigenen Zimmer schlafen kann. Um das herauszufinden, ist es hilfreich zu überlegen:

  • Gelingt es ihr, alleine wieder einzuschlafen, wenn sie nachts aufwacht? Oder braucht Sie dazu Ihre Hilfe? – Die Fähigkeit, sich selbst (wieder) in den Schlaf zu bringen, ist eine wichtige Voraussetzung für das Schlafen im eigenen Zimmer.
  • Oder würde der Wechsel ins eigene Bett Ihre Tochter gerade überfordern oder belasten?  – Momentan ist die Welt durch Corona und Krieg aus den Fugen geraten. Selbst kleine Kinder spüren die Verunsicherung der Erwachsenen. Eventuell hören und sehen sie Dinge, die sie nicht einordnen und verarbeiten können. Das kann ihnen Angst machen. Was beschäftigt Ihr Kind aktuell? Ist es seelisch und gesundheitlich stabil? 

Das Kind ans eigene Bett gewöhnen 

Kommen Sie zu dem Schluss, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, können Sie Ihrem Kind den „Umzug“ ins eigene Bett auf vielfältige Weise erleichtern. Es hilft Ihrem Kind, alleine im Kinderzimmer zu schlafen, wenn … 

  • es sich in seiner Schlafumgebung und seinem Bett wohlfühlt: ein Schmusetuch oder ein Stofftier können dazu beitragen.
  • Sie dem Bedürfnis Ihres Kindes nach körperlicher Nähe gerecht werden – und auch abends Zeit für eine ausgiebige Kuschelrunde einplanen.
  • es ein freudvolles, beruhigendes Abendritual gibt (z. B. Vorlesen, Massage, Schlaflied).
  • ein kleines Nachtlicht keine Angst vor Dunkelheit aufkommen lässt.
  • die Kinderzimmertüre ein wenig offen bleibt, damit sich Ihr Kind nicht ausgeschlossen fühlt.
  • es viel Zuspruch bekommt und stolz auf sich ist.
  • Sie Ausnahmen zulassen – etwa, wenn Ihr Kind krank ist, schlecht träumt oder ein Elternbett-Schlaftag am Wochenende passend scheint.

Eltern sein – Paar bleiben  

Für viele Paare ist es erleichternd, das Schlafzimmer wieder für sich zu haben. Und somit auch mehr (intime) Zeit füreinander. Gibt es allerdings Spannungen in der Partnerschaft, sperren sich das Kind (und die Eltern) womöglich gegen die Veränderung. Dann wäre es wichtig, etwas für die Paarbeziehung zu tun. Oder sich Hilfe von außen zu holen – zum Beispiel in einer Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen

Katharina Hadel, Erziehungsberaterin, Systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin

Dieser Beitrag unter elternbriefe.de

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