Begegnung mit Gott

Die Taufe – mehr als ein Event

Die Taufe ist für viele Familien eine Art Willkommensfest für das neue Baby. Salesianerpater Alfons Friedrich hat in seinem Münchner Pfarrverband schon viele Kinder getauft und beschreibt, wie die Taufe zum Beginn einer wichtigen Beziehung werden kann.

veröffentlicht am 30.04.2021

Ohne Zweifel, es ist ein wunderbares Fest in der Familie – die Feier der Taufe. Das erfahren wir als Seelsorger und Seelsorgerinnen auch in einer Großstadt, in der zunehmend viele Katholiken sich von der Kirche abwenden. Aber das Wunder der Geburt, die Freude über das neue Leben und die Sorge, ob alles gutgehen wird, sind auch nach wie vor Motivation, sich nach einem entsprechenden „Eingangsritus ins Leben“ umzuschauen.

Auch wenn jüngst in machen Bistümern Segensfeiern für Täuflinge angeboten werden, erlebe ich den Taufwunsch nach wie vor ausgeprägt. Es ist für eine Gemeinde eine besondere Herausforderung und Chance, auf die Bedürfnisse und Wünsche der Taufeltern einzugehen, für die eine Tauffeier oftmals auch die erste große Familienfeier bedeutet. Gerade für Paare, die noch nicht verheiratet sind, bedeutet der Taufte ihres Kindes mehr als nur ein weiteres Fest in der Familienbiografie; es ist oftmals der Auftakt, an dem sich viele Mitglieder der jeweiligen Familien zu einer ersten Familienfeier in dieser Konstellation treffen.

Taufgespräch: Nicht nur Formales klären sondern wirklich ins Gespräch kommen

Die Tauffeier will deshalb gut vorbereitet sein und beginnt mit dem Taufgespräch. Nach wie vor bitte ich die Familie ins Pfarrhaus zum Gespräch. Für viele ist das der erste Kontakt seit Jahren mit ihrem Gemeindepfarrer. Deshalb ist entscheidend: Wie erleben sie die Situation? Fühlen sie sich eingeladen und angenommen? Besteht genügend Raum, um ausführlich miteinander ins Gespräch zu kommen? Geht es nur um Formales, oder werden inhaltliche Themen besprochen? Welche Angebote können bereits im Taufgespräch zusätzlich gemacht werden, die eine weitere Bindung an die Pfarrei ermöglichen?

Man braucht Zeit für solche Gespräche, aber es lohnt sich! Die Eltern bauen Vertrauen auf und können sich mit ihren Fragen einbringen. Vielen ist der Ablauf der Taufe nicht bekannt, sodass beim Besprechen der einzelnen Einheiten vieles an theologischen und religionspädagogischen Inhalten thematisiert werden kann. Oft zeigen sich die Eltern überrascht, wenn sie erkennen, was sie ihrem Kind ermöglichen, denn es geht ja um das Geschenk, das Gott ihnen macht: Der dreifaltige Gott begleitet ihr Kind, er stattet es mit Würde aus, er beauftragt es, als Person mitzuwirken in Kirche und Gesellschaft, er steht ihm zur Seite, er ist treu über den Tod hinaus. Diese Botschaften werden in den einzelnen Handlungen und Deutungen vermittelt, aber sie müssen erläutert und auf die Lebenssituation der Menschen gedeutet werden. Wenn die Eltern einzelne Teile des Taufgottesdienstes mitgestalten, wird die gesamte Feier persönlicher: ein doppeltes Geschenk von Gott und den Eltern an das Kind in der Gemeinschaft der Kirche.

Was kann man tun, damit die Tauffeier später im Familienalltag nachwirkt?

Schon im Vorfeld kann man auch gemeinsam überlegen, wie sich dieser besondere Tag im Leben der Familie fortsetzen kann. Wann entzünden wir die Taufkerze wieder? Was ist mit dem abendlichen Kreuzzeichen, dem täglichen Gebet? Wie wäre es, am Geburtstag des Kindes die Hochzeitskerze der Eltern und daran die Taufkerze des Kindes zu entzünden und dadurch auszudrücken „Weil unsere Liebe leuchtet, ist dein Licht zum Leuchten gekommen!“? Wird am Namenstag des Kindes in der Familie an die Taufe erinnert?

Die Tauffeier ist die große Chance, der Beginn einer dauerhaften Beziehung mit der Gemeinde vor Ort und so auch mit der Begegnung mit Gott zu sein.


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