Geschichte der Beichte
Sakrament der Buße und Versöhnung
Wie ist sie entstanden? Welche Formen gibt es? Wie läuft sie ab? Wissenswertes rund um die Beichte.
veröffentlicht am 01.03.2020
Eins von sieben Sakramenten
Die Beichte ist eins der sieben Sakramente der katholischen Kirche: Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Buße, Weihe, Krankensalbung. Das Wort Sakrament kommt von „sacramentum“ (Lateinisch) = Heilszeichen. Sakramente sind Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit. In ihnen entfaltet sich das sakramentale Wesen der Kirche in die Lebenssituationen der Menschen. In den Sakramenten begegnen die Gläubigen Jesus Christus.
Begriff
Das Wort Beichte geht auf das mittelhochdeutsche „bihte“ zurück. Das bedeutet: Bekenntnis. Im Lateinischen heißt Beichte „confessio“.
(Keine) Beichte in der Bibel
Die Beichte wird in der Bibel nicht erwähnt. Aber es gibt im Neuen Testament Worte Jesu, auf die die Kirche das Sakrament zurückführt:
„Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Matthäus 18,18)
„Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ (Johannes 20,22-23)
Geschichte
- Anfänge des Christentums: Die Apostel predigen Umkehr und Vergebung der Sünden in der Taufe.
- Zunächst gilt: Eine solche Umkehr ist nur einmal möglich. Danach begangene Sünden sind eine Abkehr von der Taufe und können nicht vergeben werden.
- Ab dem 2. Jahrhundert ist eine zweite Umkehr möglich durch ein öffentliches Bußverfahren: Wer gegen die Regeln der Gemeinschaft verstößt, muss öffentlich Buße tun. Dann wird er von der Gemeinschaft wieder aufgenommen.
- Die Beichte entwickelt sich mehr und mehr zu einer Sterbebuße: Christen beichten vor allem, um sich auf den Tod vorzubereiten.
- Ab dem 5. Jahrhundert führen Klöster in der Ostkirche, anschließend auch Mönche in Irland und Schottland, die „Ohrenbeichte“ (Einzelbeichte vor einem Priester) ein.
- Verbreitung der Ohrenbeichte in Mitteleuropa durch die iro-schottischen Mönche ab dem 6. Jahrhundert.
- 1215: Das Laterankonzil verabschiedet die Regel „1 x pro Jahr“.
- Beginn der Reformation im Jahr 1517. Die Reformatoren sind sich uneinig, ob die Beichte ein Sakrament sein soll. Die römisch-katholische Kirche bestätigt auf dem Konzil von Trient den sakramentalen Charakter der Beichte. Heute ist die Beichte in der evangelisch-lutherischen Kirche kein Sakrament. Die Beichte findet dort meist in einem gemeinsamen Gebet bei einem Gottesdienst statt.
- Der Beichtstuhl mit zwei Zugängen für die Gläubigen entsteht im 17. Jahrhundert.
- Im 20. Jahrhundert wird so viel gebeichtet wie nie zuvor. Ein Grund: Viele Gläubige empfangen jeden Sonntag oder sogar jeden Tag im Gottesdienst die Heilige Kommunion. Vorher gehen sie üblicherweise zur Beichte.
- Zweites Vatikanisches Konzil (1962–1965) und Liturgiereform: Die Heilswirkung des Bußsakraments wird betont. Die Beichte gilt als Feier der Versöhnung mit Gott, der Kirche und den Menschen. Neue Formen entstehen.
Theologische Bedeutung
In der Beichte bekennt sich der Mensch zu seinen Sünden, die ihn von Gott und den Menschen entfernt haben. So übernimmt er Verantwortung für das, was er getan hat, und erneuert dadurch die Verbindung zu Gott und zur Gemeinschaft der Kirche.
Statistik
Wie viele Menschen zur Beichte gehen, wird statistisch nicht erfasst. Berichte von Priestern und Aussagen von Gläubigen deuten jedoch darauf hin, dass die Zahl der Beichten seit Jahrzehnten deutlich
zurückgeht. Seelsorger sprechen von einem „vergessenen Sakrament“. Nach dem Kirchenrecht ist jeder Katholik verpflichtet, mindestens einmal im Jahr seine schweren Sünden zu bekennen.
Formen
- Beichte/Beichtgespräch = Feier der Versöhnung für Einzelne
- Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit Bekenntnis und Lossprechung der Einzelnen
Weitere Wege der Umkehr und Versöhnung:
- Begleitung und Gespräch
- Bußgottesdienst
Ablauf der Beichte
- Begrüßung
- evtl. Lesung des Wortes Gottes
- Sündenbekenntnis und Genugtuung
- Gebet des Gläubigen und Lossprechung
- Lobpreis Gottes und Entlassung
- Dankgebet
Erläuterungen und Texte siehe Gotteslob Nr. 594