Geschichte und Bedeutung

Die Beichte: Sakrament der Buße und Versöhnung

Die Beichte ist ein Sakrament der katholischen Kirche. Ihre Tradition reicht bis in die Anfänge des Christentums. Als Formen kommen ein Beichtgespräch oder eine gemeinschaftliche Feier in Frage. Gerade bei der Erstbeichte gehen Seelsorger neue Wege.

veröffentlicht am 13.01.2022

Eins von sieben Sakramenten

Die Beichte ist eins der sieben Sakramente der katholischen Kirche: Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Buße, Weihe, Krankensalbung. Das Wort Sakrament kommt von „sacramentum“ (Lateinisch) = Heilszeichen. Sakramente sind Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit. In ihnen entfaltet sich das sakramentale Wesen der Kirche in die Lebenssituationen der Menschen. In den Sakramenten begegnen die Gläubigen Jesus Christus.

Begriffsklärung

Das Wort Beichte geht auf das mittelhochdeutsche „bihte“ zurück. Das bedeutet: Bekenntnis. Im Lateinischen heißt Beichte „confessio“.

(Keine) Beichte in der Bibel

Die Beichte wird in der Bibel nicht erwähnt. Aber es gibt im Neuen Testament Worte Jesu, auf die die Kirche das Sakrament zurückführt:

„Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Matthäus 18,18)

„Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ (Johannes 20,22-23)

Theologische Bedeutung

In der Beichte bekennt sich der Mensch zu seinen Sünden, die ihn von Gott und den Menschen entfernt haben. So übernimmt er Verantwortung für das, was er getan hat, und erneuert dadurch die Verbindung zu Gott und zur Gemeinschaft der Kirche. Der Priester vergibt dem Beichtenden im Namen Gottes.

Wann und wo kann man beichten?

Die meisten Pfarrgemeinden bieten regelmäßige Beichtgelegenheiten an. Auch darüber hinaus sind Terminvereinbarungen mit dem Priester, in der Regel über das Pfarrbüro, möglich.

Formen und Ablauf

Die "Feier der Versöhnung" für Einzelne kann in Form einer Beichte oder eines Beichtgesprächs in einem Beichstuhl oder einem dafür vorgesehenen Zimmer stattfinden. Alternativ ist auch eine gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit Bekenntnis und Lossprechung der Einzelnen möglich.

Weitere Wege der Umkehr und Versöhnung bieten Begleitungen und Gespräche sowie Bußgottesdienste.

So läuft die Beichte ab:

  • Begrüßung
  • evtl. Lesung des Wortes Gottes
  • Sündenbekenntnis und Genugtuung
  • Gebet des Gläubigen und Lossprechung
  • Lobpreis Gottes und Entlassung
  • Dankgebet

Erläuterungen und Texte finden sich im Gotteslob Nr. 594.

Neue Wege zur Kinderbeichte

Spätestens im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung kommen viele Kinder mit der Beichte in Berührung. Dabei gehen viele Seelsorgerinnen und Seelsorger heute neue Wege, um Kindern und Familien das Sakrament näherzubringen. Sie bieten beispielsweise spezielle Elternabende, Wortgottesdienste und Gruppenstunden an und führen die Kinder über Rollenspiele, Symbole und Riten an das Thema heran. Im Anschluss an die Beichte wird häufig ein kleines Fest gefeiert. Es werden Kerzen oder ein Feuer entzündet, in dem die Kinder die Zettel, die sie als Erinnerungshilfe dabeihatten, verbrennen können.

Dennoch stehen viele Mütter und Väter der Kinderbeichte zunächst skeptisch gegenüber. Woran das liegt, wie die Beichte für Kinder leichter zu verstehen ist, und warum er lieber vom "Sakrament der Versöhnung spricht, beschreibt der Theologe und Erzieher Christian Huber in seiner Kolumne über über die Beichte als Sakrament der Versöhnung.

Statistik: Wie viele Menschen gehen zur Beichte?

Wie viele Menschen zur Beichte gehen, wird statistisch nicht erfasst. Berichte von Priestern und Aussagen von Gläubigen deuten jedoch darauf hin, dass die Zahl der Beichten seit Jahrzehnten deutlich
zurückgeht. Seelsorger sprechen von einem „vergessenen Sakrament“. Nach dem Kirchenrecht ist jeder Katholik verpflichtet, mindestens einmal im Jahr seine schweren Sünden zu bekennen.

Die Geschichte des Sakraments

  • Anfänge des Christentums: Die Apostel predigen Umkehr und Vergebung der Sünden in der Taufe.
  • Zunächst gilt: Eine solche Umkehr ist nur einmal möglich. Danach begangene Sünden sind eine Abkehr von der Taufe und können nicht vergeben werden.
  • Ab dem 2. Jahrhundert ist eine zweite Umkehr möglich durch ein öffentliches Bußverfahren: Wer gegen die Regeln der Gemeinschaft verstößt, muss öffentlich Buße tun. Dann wird er von der Gemeinschaft wieder aufgenommen.
  • Die Beichte entwickelt sich mehr und mehr zu einer Sterbebuße: Christen beichten vor allem, um sich auf den Tod vorzubereiten.
  • Ab dem 5. Jahrhundert führen Klöster in der Ostkirche, anschließend auch Mönche in Irland und Schottland, die „Ohrenbeichte“ (Einzelbeichte vor einem Priester) ein.
  • Verbreitung der Ohrenbeichte in Mitteleuropa durch die iro-schottischen Mönche ab dem 6. Jahrhundert.
  • 1215: Das Laterankonzil verabschiedet die Regel „1 x pro Jahr“.
  • Beginn der Reformation im Jahr 1517. Die Reformatoren sind sich uneinig, ob die Beichte ein Sakrament sein soll. Die römisch-katholische Kirche bestätigt auf dem Konzil von Trient den sakramentalen Charakter der Beichte. Heute ist die Beichte in der evangelisch-lutherischen Kirche kein Sakrament. Die Beichte findet dort meist in einem gemeinsamen Gebet bei einem Gottesdienst statt.
  • Der Beichtstuhl mit zwei Zugängen für die Gläubigen entsteht im 17. Jahrhundert.
  • Im 20. Jahrhundert wird so viel gebeichtet wie nie zuvor. Ein Grund: Viele Gläubige empfangen jeden Sonntag oder sogar jeden Tag im Gottesdienst die Heilige Kommunion. Vorher gehen sie üblicherweise zur Beichte. 
  • Zweites Vatikanisches Konzil (1962–1965) und Liturgiereform: Die Heilswirkung des Bußsakraments wird betont. Die Beichte gilt als Feier der Versöhnung mit Gott, der Kirche und den Menschen. Neue Formen entstehen.

Umgang mit spirituellem Missbrauch

Es gibt Stimmen, die im Zusammenhang mit der Beichte manipulatives Verhalten bis hin zu spirituellem Missbrauch vermuten oder selbst erlebt haben. Dass im Kontext der Beichte Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden können, wird inzwischen auch von kirchlichen Amtsträgern bestätigt. Der Generalvikariatsrat und Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat im Bistum Hildesheim Christian Hennecke empfiehlt im Interview mit dem Bosco Magazin über die Beichte als Instrument der Heilung dem oder der Beichtenden, im Fall von spirituellem Missbrauch sofort den Raum zu verlassen. Der Rolle des Priesters entspreche es nicht, der beichtenden Person Vorgaben zu machen, wie sie zu leben habe. Seine Aufgabe sei es, "die unbedingte Liebe entgegenzuhalten und den Menschen zu einer befreienden Erfahrung zu verhelfen".



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