Spiritualität

Wie Familien ihren Glauben (er-)leben

Tischgebet, Einschlafen, Fußballspiele: Eltern und Kinder erzählen, welche Rolle Gott in ihrem Leben und in dem ihrer Familie spielt. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 01.06.2023

Andrea, 39 Uns ist es wichtig, als Familie zusammenzuhalten. Wir nehmen uns Zeit füreinander, reden über Probleme. Manchmal streiten wir auch, aber im Ernstfall stehen wir füreinander ein. Unseren Glauben zeigen wir, indem wir regelmäßig in die Kirche gehen, gemeinsam beten und uns sozial engagieren. Und wenn wir aus dem Haus oder abends schlafen gehen, geben wir uns gegenseitig ein Kreuzzeichen auf die Stirn und wünschen uns, dass Gott uns auf unseren Wegen begleitet.

Markus, 32 Wir bedanken uns bei Tisch für das Essen. Ich finde es wichtig, dass uns immer bewusst bleibt, welches Privileg es ist, sich gut und gesund ernähren zu können. Und wie viele Menschen auf der Erde diese Möglichkeit nicht haben.

Simon, 7 Mama und Papa beten mit uns vor dem Einschlafen. Meine Schwester Marie ist noch zu klein, um alleine zu beten; das machen Mama und Papa für sie. Aber sie wartet immer mit dem Einschlafen, bis gebetet ist.

Marina, 30 Kleine Kinder gehen noch so offen und staunend durch die Welt, da fällt es leicht, Gott in seiner Schöpfung zu thematisieren. Jeden Tag entdecken sie etwas Neues, das sie fasziniert, einen besonderen Vogel, ein Krabbeltier, die verschiedenen Blumen, Früchte, Nüsse, Gemüse, einen Regenbogen … Wenn wir dann von einem „Geschenk Gottes“ sprechen, akzeptieren sie das ganz selbstverständlich.

Karl, 8 Beim Schlafengehen reden wir noch darüber, wie es war in der Schule oder beim Fußball. Manchmal hab’ ich ein Super-Tor geschossen und bin echt froh, wie ich das hingekriegt habe. Wenn wir dann fertig geredet haben, bringen wir alle meine Erlebnisse, die guten und die schweren, zu Gott. Dann sage ich: Danke, Gott, dass du mir die Kraft in den linken Fuß gegeben hast, genau in dem Moment das Tor zu schießen.

Patrick, 37 Wir gehen nicht oft in die Kirche. Aber wir sind im Naturschutz aktiv und betreuen eine „Gummistiefelbande“, in der wir Kindergartenkinder für das Wunder der Schöpfung zu faszinieren versuchen. Auch das ist für uns Gottesdienst.

Sandra, 37 An den Namenstagen unserer Kinder zünden wir zum Abendessen die jeweilige Taufkerze an und lesen die Geschichte des Namenspatrons vor. Für die Kinder ist es immer wieder spannend zu erfahren, warum wir gerade diesen Namen für sie gewählt haben.

Melanie, 35 Am Gründonnerstag feiern wir ein kleines Agape-Mahl. Am Nachmittag backen wir dazu ein kleines Fladenbrot, und nach dem Gottesdienst trinken und essen wir bei Kerzenlicht Wein, roten Saft und unser Brot. Manchmal schaffen wir es nicht zum Gottesdienst, dann lesen wir zum Essen noch einmal aus der Kinderbibel die Geschichte vom letzten Abendmahl.

Thomas, 38 Als „überkonfessionelles“ Paar sind wir gewohnt, unseren eigenen Weg zu suchen. Im Wohnungseingang hängt ein Kreuz, wir besuchen mit den Kindern katholische und evangelische Gottesdienste (nicht jeden Sonntag und keine, die in Routine erstarren), wir lesen mit ihnen, wenn sie mögen, Geschichten aus der Kinderbibel, und wir danken Gott für schöne Erlebnisse und dafür, dass es uns gut geht. Mindestens genauso wichtig sind uns innere Haltungen: Rücksicht auf andere, Fairness und die Bereitschaft, zu verzeihen und neu anzufangen.

Richard, 43 Nein, wir verehren keinen Fußball-Gott. Aber die sonntäglichen Ausflüge zum Fußballplatz haben für mich und meinen Sohn tatsächlich etwas von einem Gottesdienst. Wenn ich mit Tobias fiebere – er spielt in der C-Jugend seines Vereins –, ihn anfeuere, ihn nach einem Sieg anerkennend umarme oder nach einer Niederlage tröste und später mit ihm Bilanz ziehe, dann schimmert für mich (und hoffentlich auch für ihn) eine Ahnung von Werten durch, die zu einem „Leben in Fülle“ gehören: Zusammenhalt, Freundschaft, Fairness, Glück, Trost …

Cornelia, 31 „Es ist alles gut.“ Wie oft habe ich das zu meinem Baby gesagt! Und dabei gedacht: Natürlich ist nicht alles gut, manches ist zumindest schwer auszuhalten. Und doch behaupte ich das immer wieder. Belüge ich damit mein Kind? Nein, bestimmt nicht. Allerdings verspreche ich ihm mehr, als ich einlösen kann. Merkwürdig: Manchmal weiß ich selbst nicht, ob ich an Gott glaube, aber wenn ich mein Kind beruhigen will, behaupte ich unwillkürlich, dass er da ist und alles gut macht.

An Omas Grab

„Fertig!“ Zufrieden betrachtet Emilia (9) die neuen Pflänzchen, die wir beim Frühjahrsputz auf das Grab ihrer Großeltern gesetzt haben. „Ist Weiß eigentlich Omas Lieblingsfarbe?“ Ich nicke: „Ja, und Fleißige Lieschen mochte sie besonders.“ „Ah, deshalb. Du magst ja selbst lieber rote Blumen“, überlegt Emilia und drückt sich ganz fest an mich – was sie „draußen“ sonst kaum noch tut. „Auf dein Grab pflanze ich immer rote Blumen.“ Die Vorstellung, wie selbstverständlich mein Kind darüber spricht, dass es einmal ohne mich weiterleben wird, erschreckt mich zuerst – aber dann spüre ich den überwältigenden Trost, dass ich immer ein Teil von ihm sein werde.

Ingrid (42)

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