Kirchlich heiraten

Ehevorbereitungskurse: Ja zu dir und ja zu Gott

In den Monaten vor der kirchlichen Trauung haben Paare meist viel zu tun. Ein Ehevorbereitungskurs ist die Gelegenheit, sich eine Auszeit zu nehmen und sich bewusst auf die Hochzeit und das gemeinsame Leben vorzubereiten.

veröffentlicht am 17.07.2023

Wer sich heute das Ja-Wort gibt, teilt meist schon lange Wohnung und Alltag, hat einen gemeinsamen Freundeskreis, verbringt Freizeit und Urlaube miteinander. Viele Paare haben erste Höhen und Tiefen erlebt, Herausforderungen gemeistert, manche bereits eine Familie gegründet, bevor sie vor den Traualtar treten. Wozu also ein Ehevorbereitungskurs? Die Antwort ist einfach: Um sich bewusst Zeit zu nehmen – füreinander und für Gott.

Kurse zur Ehevorbereitung sind in Deutschland keine Verpflichtung, aber ein Angebot der Kirche, das es auch unter dem Titel „Eheseminar“ oder „Gespräche für Brautleute“ gibt. Meist treffen sich junge Paare einen Tag oder ein Wochenende lang. Am besten einige Monate vor der Trauung, bevor die heiße Phase der Planung beginnt. Denn in den Kursen geht es auch um die Gestaltung des Gottesdienstes.

Impulse für das gemeinsame Leben

Die Salesianer Don Boscos laden Heiratswillige, die ihr Leben auf Basis des christlichen Glaubens gestalten wollen in die Jugendbildungsstätte Aktionszentrum Benediktbeuern ein. Hier in der traumhaften Kulisse des ehemaligen Benediktinerklosters mit Blick auf die Alpen, bietet Pater Hans Kastl gemeinsam mit seinen Kolleginnen Britta Bachus, Hannah Gautier, Lena Mehringer und Veronika Güldner-Zierer Wochenenden für Paare an. „Mir als Pater ist es wichtig, die Kurse mit einer Frau zu halten, die Erfahrungen in der Ehe mitbringt. Das wird mir auch von teilnehmenden Paaren als wertvoll rückgemeldet“, betont Pater Kastl.

„Wir bereiten Menschen auf die kirchliche Eheschließung vor und geben Impulse für das gemeinsame Leben“, fasst er die Intension der Seminare zusammen. Von Freitagabend bis Sonntagmittag geht es um Erwartungen an die Partnerschaft und um die Bedeutung, die das Sakrament der Ehe für beide hat. Auch die kirchliche Trauung selbst ist ein wichtiges Thema. Im Kurs erhalten die Paare Hinweise für die Gestaltung des Traugottesdienstes, mit Ideen und Bausteinen zum konkreten Ablauf.    

„Manche Paare kommen ohne große Erwartungen her, einfach um ein schönes Wochenende zu verbringen. Andere nutzen den Kurs, um bewusst Zeit füreinander zu haben. Sie möchten etwas mitnehmen für die Beziehung, neuen Input und Tipps für die für Ehe erhalten.“ Pater Kastl und seine Kolleginnen lassen sich auf diese Wünsche ein. „Wir möchten Anregungen und Methoden für die Partnerschaft vermitteln, damit diese ein Leben lang gelingen kann.“

Tipps für die Kommunikation 

Wer kirchlich heiratet, verbindet sich für das ganze Leben, denn das Sakrament der Ehe ist in der katholischen Kirche unauflöslich. Umso wichtiger ist es, sich bewusst auf die gemeinsame Zukunft vorzubereiten. Auch indem, man zunächst schaut, woher man kommt. „Die Teilnehmenden richten ihren Blick auf ihren eigenen und auf den bisherigen gemeinsamen Lebensweg“, erklärt Pater Kastl. Sie reflektieren, was sie verbindet, was sie aneinander lieben, aber auch, an welchen Stellen es in der Beziehung hakt.   

Eine gelingende Kommunikation ist für das langjährige Zusammenleben das A und O und daher auch ein Schwerpunktthema im Ehevorbereitungskurs bei Pater Kastl. Wie sprechen wir miteinander? Gibt es kritische Punkte in unserer Kommunikation? Wie können wir bei Meinungsverschiedenheiten besser miteinander umgehen? Die Seminarleiter geben Tipps und zeigen Schritte für das konkrete Konfliktgespräch auf.

Um das Teamgefühl zu steigern und Paare leichter ins Gespräch zu bringen, bieten die Salesianer in Benediktbeuern besondere Ehevorbereitungskurse mit erlebnispädagogischen Elementen an. Mal geht es an den nahegelegenen Kochelsee zum Kanufahren, mal in den Seilgarten. Gemeinsam ein Boot zu steuern oder einen Seilparcours zu absolvieren, ist eine besondere Erfahrung, die die Paare zusammenschweißt. Gemeinsam in Bewegung zu sein und ein Ziel zu erreichen, öffnet Räume für einen intensiveren Austausch.

Sich gegenseitig neu erleben

Als kleine Hilfe erhalten die Teilnehmenden einen Leitfaden mit Fragen. Denn offen und ehrlich über persönliche Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen, ist für viele nicht unbedingt eine Alltagsübung - gerade, wenn es um Punkte geht, die einem oder beiden zu schaffen machen. Warum es trotzdem wichtig ist, drückt die Kursleitung so aus: „Gefühle und Gedanken sind ja auch da und wirken, wenn wir sie nicht ansprechen (vor allem dann!). Verschweigen löst also nichts, Ihr nehmt Euch nur die Chance zum Wachstum.“

Zurück vom See oder aus dem Wald, rekapitulieren die Paare, wie sie die gemeinsame Zeit auf dem Wasser und zwischen Baumwipfeln erlebt haben. Wo standen sie an diesem Tag in ihrer Kraft und wo gab es persönliche Grenzen? Wie haben sie die Partnerin oder den Partner erlebt? Welches Verhalten kam ihnen bekannt vor und was war neu? Sie erinnern sich an Momente, Worte und Gesten sie genossen haben und womit sie sich schwergetan haben.

Austausch in der Gruppe

Aus dieser Reflexion heraus lassen sich globalere Antworten für die Partnerschaft ableiten. Was verbindet uns? Was lieben wir aneinander? Was engt mich ein? Was macht mich frei? Was fördert mich in meiner Entwicklung? Was bedeutet uns vor dem Hintergrund unserer heutigen Erfahrung Treue, Vertrauen, Respekt, Achtung, sich ehren, sich lieben, gelingend kommunizieren?
Dass die Teilnehmenden für solche Themen offen sind, erlebt Pater Kastl immer wieder in seinen Kursen. „Die Paare finden ganz schnell Kontakt zueinander, obwohl sie sich vorher noch nicht kannten. Weil die Atmosphäre stimmt, bringen sie durchaus auch sehr Persönliches ein.“ Ein vertrauter Kreis, der für ein Wochenende zusammenkommt und sich dann wieder löst. Mit nach Hause nehmen die Paare viele Eindrücke.

„Wir fragen am Ende, was ihnen an diesem Wochenende wichtig war“, erzählt Pater Kastl. „Die intensive Auseinandersetzung miteinander als Paar, wird oft genannt.“ Ebenso die gemeinsame Zeit und der Austausch mit der Gruppe. Viele genießen es, über Partnerschaft, Ehe und den Glauben zu sprechen und freuen sich über neue Impulse. „Es ist schön, wenn sich ein Paar durch unseren Kurs in seiner Beziehung bestärkt fühlt und etwas mit hinaus in den Alltag nimmt.“ 

Pater Hans Kastl

Pater Hans Kastl ist 58 Jahre alt. Er lebt seit 1986 in der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos. Der Diplomsozialpädagoge und Diplomtheologe ist seit mehr als zwanzig Jahren als Referent in der Ehevorbereitung tätig. In seiner Freizeit geht er gerne in die Natur.

Kurse zur Ehevorbereitung

Ehevorbereitungskurse werden deutschlandweit in allen Bistümern angeboten, meist in Form von Tagesveranstaltungen oder Wochenendseminaren. Sie richten sich an Paare, die kirchlich heiraten wollen und werden von Theologen, Pädagogen, Psychologen, Eheberatern, Priestern, Ordensleuten und eheerfahrenen Seminarleitern abgehalten. Im Kurs geht es um den Austausch mit anderen Paaren, um die kirchliche Trauung, die partnerschaftliche Gestaltung der Beziehung und gelingende Kommunikation. Eine besondere Form der Ehevorbereitung sind Kurse mit erlebnispädagogischen Elementen, wie Klettern, Tanzen, Segeln oder Kanufahren.

Nähere Informationen zu den Ehevorbereitungskursen im Aktionszentrum Benediktbeuern



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